 
Wenn das nächste Hochwasser kommt: So bereitet sich die Feuerwehr Hilden vor
21.07.2022Wie sind die Rettungskräfte ausgestattet?
Die Hildener Feuerwehr muss bei Starkregen immer wieder ausrücken, um voll gelaufene Keller leer zu pumpen.
Doch was Hilden und das ganze Land am 14. Juli 2021 erleben und erleiden mussten, das war auch für den Feuerwehr-Chef Hans-Peter Kremer ein einmaliges und bis dato nie dagewesenes Ereignis. Drei Tage lang haben die haupt- und ehrenamtlichen Einsatzkräfte in unzähligen Häusern Wasser ableiten müssen – eine erschöpfende Mammutaufgabe.
Ob ein solches Ausmaß in naher Zukunft erneut zu erwarten ist, kann jetzt niemand sagen. Aber klar ist: Es wird wieder einen Starkregen geben. Wie also bereitet sich die Feuerwehr vor? Wir haben nachgefragt.
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Die Ausrüstung
Bei der Feuerwehr stehen für diesen Fall fünf Löschfahrzeuge mit integrierten Pumpen bereit.
Hinzu kommt eine mobile Tragkraftspritze TS 88, die in einem weiteren Einsatzwagen untergebracht ist, der wiederum sogar in bis zu 1,5 Meter tiefen Pfützen noch fahrfähig ist.
Die TS 88 kann 800 Liter bei 8 Bar oder mehr wegpumpen, also etwa sechs Badewannen in einer Minute, erklärt uns Hans-Peter Kremer. Auch bei Schmutzwasser und Gegendruck ist diese Spezialpumpe höchst leistungsfähig.
 
Hans-Peter Kremer erläutert die Tragkraftspritze TS 88
Die Feuerwehr hat außerdem zwei Pump-Rollwagen bestellt, die ebenfalls flexibel transportiert und eingesetzt werden können. Leider gibt es derzeit noch Lieferengpässe. Bis Ende des Jahres soll der erste Rollwagen eintreffen, in 2023 wird der zweite erwartet.
Zusätzlich wurde eine alte Tragspritze für viel Geld repariert.
„Sichter“ begutachten die Gefahrenlage und priorisieren die Einsätze
Wenn alles beisammen ist, könnte die Feuerwehr also theoretisch an acht bis zehn Hochwasser-Standorten zeitgleich zur Hilfe eilen.
Doch wie koordiniert die Feuerwehr im Ernstfall die einzelnen Einsätze, wenn also parallel dutzende von Keller unter Wasser stehen? „Wir können natürlich nicht sofort überall sein“, stellt Hans-Peter Kremer klar. „Und viele Menschen haben dafür nicht viel Verständnis.“
Und wonach wird dann die Priorität gesetzt? 
Wenn die Alarme eingehen, fährt ein sogenannter „Sichter“ alle Stellen ab und verschafft sich einen Überblick von der Lage. Danach entscheidet er über die Reihenfolge der Einsätze – und natürlich fühlen sich einige Betroffene dann vernachlässigt. „Das ist ein sehr undankbarer Job“, sagt der Feuerwehr-Chef.
Als Lehre aus der Flut vom Sommer 2021 wurden die Sichter inzwischen mit Tablets ausgestattet, die u.a. Daten aus der Hildener Starkregenkarte liefern und damit die Einschätzung der Gefahrenlage erleichtern.
Außerdem sind die Kanäle der Stadt Hilden dort abgebildet. Es hilft beispielsweise, die einzelnen Leitungsstränge zu checken, damit nicht aus einem Keller Wasser abgepumpt wird, das dann über den Rohrkreislauf wieder zurück fließt. Auch das ist bei der Einordnung der Situation zu berücksichtigen.
Neue Freiwillige Feuerwehrleute immer willkommen
Doch nicht nur die Ausrüstung ist entscheidend, auch das Personal muss optimal aufgestellt sein. 
„Wir haben alle hauptamtlichen Stellen besetzt“, sagt Hans-Peter Kremer.
 
Die Lösch-, bzw- Pumpfahrzeuge der Feuerwehr Hilden sind immer in Bereitschaft...
Das Team könnte aber mit mehr freiwilligen Helferinnen und Helfern aufgestockt werden. Ob jung oder älter – alle Interessierte sind willkommen bei der Feuerwehr in Hilden.
Vorausgesetzt, sie sind engagiert, motiviert und gut konditioniert, scheuen unregelmäßige und spontane Einsatzzeiten nicht und haben ein gewisses technisches Verständnis. Gerade Menschen im fortgeschrittenen Alter könnten sich für eine solche ehrenamtliche und -volle Aufgabe berufen fühlen – „ihre Lebenserfahrung wird bei uns sehr geschätzt“, sagt der Hildener Feuerwehr-Chef.
Hans-Peter Kremer erinnert außerdem daran, dass Hauseigentümerinnen und -eigentümer bis zu einem gewissen Grad auch selbst für den Hochwasserschutz ihres Eigenheims verantwortlich sind. Er empfiehlt zum Beispiel Rückschlagklappen einzubauen.
Und: „Irgendwann fließt das Wasser auch von selber wieder ab.“ Aber auch das ist nicht immer leicht zu vermitteln.
Es gibt aber noch eine andere Gefahr in diesem Hitze- und Dürre-Sommer: Wie bereitet sich die Feuerwehr auf Waldbrände vor? Auch da haben wir nachgefragt...
Bericht/Fotos: Achim Kaemmerer
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