Unser Hilden soll schneller werden: Müssen öffentliche Baustellen so lange dauern?

Wir haben die Bürgermeister-Kandidaten gefragt

Müssen öffentliche Baustellen so lange dauern? Das haben wir in der vergangenen Woche gefragt.

Was sagen unsere Bürgermeister-Kandidaten dazu?

 

Wir haben folgende Antworten erhalten: 

 

Claus Pommer (unabhängig, unterstützt von CDU, FDP, Grüne und Bürgeraktion):

Die Antwort ist ein klares „Jein!“. Seit vielen Jahren ist das öffentliche Baustellen-Management ein Thema, das die Menschen in Hilden bewegt.

 

Claus-Pommer-Kommunalwahl-2020-Hilden

 

Viele Eindrücke sind sicher richtig. Als Bürger finde ich es auch befremdlich, dass die Fußgängerbrücken über den Hoxbach nicht längst erneuert wurden. Schließlich geht es nicht darum, die Ostsee oder den Ärmelkanal zu überspannen. Möglicherweise hat die Stadtverwaltung den Umfang/Aufwand des Projektes unterschätzt. Geplant sind nun Aluminiumkonstruktionen, die eine längere Nutzung bei minimalem Instandhaltungsaufwand erlauben. Eine gute Lösung, die nun allerdings auch zeitnah umgesetzt werden muss. Dafür werde ich als Bürgermeister sorgen.

Bei anderen Baustellen liegen die Dinge deutlich komplizierter. Mit den großen Tiefbaumaßnahmen in der Kirchhofstraße/Am Feuerwehrhaus und im Bereich Lindenplatz/Talstraße soll Hilden besser auf den Klimawandel (häufiger Starkregen) vorbereitet werden. Dazu müssen größere Regenwasserkanalrohre verlegt werden. Am kostengünstigsten und schnellsten geht das durch die Erstellung einer offenen Baugrube. Weniger störende Alternativen gibt es kaum; sie wären auch erheblich teurer. Auch bei der Hangrutsche auf dem Spielplatz Am Eichelkamp haben externe Faktoren (ausbleibender Regen nach Rasenaussaat, Eingriffe durch Unbekannte) zu Verzögerungen geführt.

Uns alle stören die brachliegenden Baustellen Im Stadtgebiet. Vieles kann und muss sicher besser koordiniert werden. Trotzdem wird es oft nachvollziehbare Gründe für Verzögerungen geben.

 

Ralf Küppers (parteilos)

Die Laufzeit einer Baustelle ist abhängig vom Projekt. Ich bin gelernter Betonbauer "Hochbau" und staatlich geprüfter Polier "Tiefbau". Erst danach wurde ich Beamter.

Im Hochbau ist es relativ gut planbar und abhängig von der Größe des Objektes. Ein Einfamilienhaus ist in ca. 6 bis 9 Monaten gemauert und betoniert (wetterabhängig). Ein Hochhaus dauert über ein Jahr, abhängig von der Etagenanzahl. Es ist gut zeitlich planbar und einzuhalten.

 

 Ralf-Kueppers-Buergermeister-Kandidat-Hilden-Kommunalwahl

 

Im Tiefbau sieht es anders aus.
Der Straßenbau ist relativ einfach. Es muss die Fläche geebnet werden, der Straßenuntergrund aus Kies und Sand muss hergestellt und verdichtet werden. Danach wird der Asphalt aufgebracht. Dazu gehört natürlich außerdem die Anlage der Straßenkanalisation, die oft nicht einfach ist. Der Straßenbau an sich geht, wenn das Wetter mitspielt, zeitlich gut.

Anders ist es beim Kanalbau.
Hier ist bei der Planung nicht absehbar, was sich im Untergrund verbirgt. Häufig ist es schwierig. Daher ist hier die zeitliche Planung schwierig und oft nicht einzuhalten. Dies kann man dann nicht dem Bauunternehmen zuschulde kommen lassen, sondern es liegt am schwierigen Untergrund.

 

Birgit Alkenings (SPD)

Die Straßenbaustellen in Hilden werden so angelegt, dass der Verkehr trotzdem fließen kann, d.h. es wird meistens abschnittsweise gebaut. Die aktuellen Baustellen liegen momentan vor dem Zeitplan; die aus den vergangenen Jahren waren alle im Zeitplan fertig. Zur Transparenz werden Zeitpläne und Fortschritt unter www.hilden.de/baustellen veröffentlicht (man kann die Meldungen abonnieren).

 

Birgit-Alkenings-SPD-Buergermeister-Kandidatin-Hilden-Kommunalwahl-2020

 

Bei Spielplätzen geht auf jeden Fall die Sicherheit vor. Bei allen aufgeführten Beispielen konnte die Bauabnahme nicht erfolgreich beendet werden. Wir geben natürlich keine Spielplätze frei, bei denen z.B. die Standsicherheit nicht gegeben ist oder der Fallschutz geklaut wurde. Da müssen die Firmen dann nachbessern oder die Herstellung erneut beauftragt werden.
Bei Baustellen, die nicht starten, liegt es oft am Haushaltsrecht: wenn im vom Rat verabschiedeten Haushalt kein Geld für die Maßnahme vorhanden ist, darf nicht ausgeschrieben werden. Die Ausschreibungen und Auswertung der Angebote dauern wegen der Transparenzanforderungen, die im Umgang mit Steuergeldern notwendig sind, lange. In den letzten Jahren hat die gute Baukonjunktur oft dazu geführt, dass es keine Angebote gab oder die so hohe Preise hatten, dass die Ausschreibung aufgehoben werden musste.
Auf Vorschlag der Verwaltung wird die Verabschiedung des Haushaltsplans zukünftig vorgezogen und es werden Budgets statt Einzelpositionen dargestellt, damit wir bei Investitionen flexibler reagieren können.

 

Thorsten Klimczak (parteilos)

Lange Bauzeiten bedeuten lange und oft unangenehme Einschränkungen für betroffene Anlieger und auch Verkehrsunternehmen (ÖPNV, Individualverkehr). Auch verursachen lange Bauzeiten hohe Kosten für den Steuerzahler.

 

Klimczak


Oft ergeben sich längere Bauzeiten aus einer unzureichenden Planung. Hier muss die Planung verbessert werden. Dies verlangt natürlich auch gut ausgebildete Fachkräfte. Probleme entstehen oft während der Bauausführung, weil im Vorfeld nicht ausreichend genug geplant wurde.
Lange Bauzeiten ergeben sich oft automatisch aus der begrenzten Baufreiheit für die Baufirmen, d.h. den Firmen wird wenig Platz zur Verfügung gestellt, und die Bauabschnitte sind oft zu klein bemessen.
Hintergrund hierfür ist oft die Vorstellung der Projektverantwortlichen, dass der Verkehr fließen muss und die Einschränkungen für Verkehrsteilnehmer so gering wie möglich gehalten werden sollen. Doch mit dieser Denkweise schafft man sich erst die langanhaltenden Einschränkungen für die Allgemeinheit.
Hier wünsche ich mir ein Umdenken.

In bauvertraglicher Hinsicht gibt es auch Schrauben, an denen gedreht werden kann.
Vertragsstrafen sollen konsequent in den Bauverträgen verankert werden. Bei Überschreitung der vertraglichen Bauzeit zahlt der Bauunternehmer für jeden Tag, den er länger benötigt, soweit er dies zu verantworten hat, eine bestimmte Summe bzw. wird diese von der Rechnung abgezogen.
Dies wird meines Erachtens zu selten durchgeführt.
Auch besteht die Möglichkeit Beschleunigungsprämien bei vorzeitiger Fertigstellung der Leistung vertraglich zu vereinbaren.

 

Anm.d.Red.: Thorsten Klimczak ist noch nicht offziell BM-Kandidat; seine Unterlagen werden noch beim Wahlamt geprüft. Dennoch wollten wir ihm die Gelegenheit geben, sich hier zu äußerm. 

 

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