Nove-Mesto-Platz: Fast ein Jahr nach der Flut immer noch Baustelle

Mieterinnen und Mieter sind genervt, weil Sanierung schleppend voran geht

Rund elf Monate sind bereits seit der Überflutung der Itter vergangen. Besonders betroffen war der Gebäudekomplex Nove-Mesto-Platz mit Wohnungen, Ladenlokalen, Büros und Tiefgarage. Und selbst nach knapp einem Jahr gibt es immer noch viele nicht fertig gestellte Baustellen. Einige Aufzüge sind noch immer nicht betriebsbereit. Das unterirdische Parkhaus bleibt weiterhin geschlossen.
Die Eigentümergesellschaft Vonovia erklärt gebetsmühlenartig: „Wir tun, was wir können.“

 

Dennoch: Bei einigen Mieterinnen und Mietern liegen die Nerven blank. Einer von ihnen ließ seinem Frust freien Lauf und warf der Eigentümergesellschaft Vonovia u.a. schlechte Kommunikation und Mängel bei der Arbeitssicherheit der Handwerker vor.

 

Also arrangierten wir eine gemeinsame Begehung vor dem Pfingstwochenende.

 

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Der Bewohner sagte jedoch seine Teilnahme kurzerhand wieder ab. Die Vonovia wollte die Vorwürfe aber nicht so ohne weiteres stehen lassen. Daher trafen wir uns doch wie geplant mit Pressesprecherin Bettina Benner und einigen Verantwortlichen (Foto oben: Regionalleiter Michael Dröge, l., und Objektbetreuer Andreas Hoch).

 

Aufzüge fahren teilweise wieder

15 Aufzüge gibt es in dem Gebäudekomplex. Nach Auskunft von Alexander Schmersal, Teamleiter Aufzugsmanagement bei Vonovia, sind davon drei erneuert. Am kommenden Freitag werden vier weitere Anlagen direkt nach Abnahme in Betrieb gehen können. Bei drei Liften fehle noch die TÜV-Abnahme.

Bleiben noch fünf übrig – die Fertigstellung soll schätzungsweise noch anderthalb Monate dauern.

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Alexander Schmersal bei einem der wieder betriebsbereiten Aufzüge

 

Warum dauert das so lange? Das Probleme haben viele Firmen: Es fehlen Materialien und Ersatzteile wegen der Lieferengpässe.

Jetzt rächt es sich für die Gesamtwirtschaft, dass die Unternehmen jahrelang lieber auf günstige Just-in-Time-Lieferung statt auf kostspielige Lagerung gesetzt haben. „Wir haben daraus gelernt“, sagt Alexander Schmersal. „Die Vonovia hat in Dresden ein Konsignationslager eingerichtet, in dem bestimmte Komponenten bereit gehalten werden.“

 

Und damit die Aufzüge nach einem nächsten möglichen Hochwasser nicht noch einmal ausfallen, wurde bzw. wird der jeweilige Maschinenraum nicht mehr im Keller installiert. Außerdem wird die hydraulische Technik durch eine Seil-elektrische Anlage ersetzt.

 

Tiefgarage: Eröffnung voraussichtlich Ende August

Wie bereits berichtet, wird die Tiefgarage wohl frühestens erst Ende August öffnen.

Die Fahrbahn ist komplett saniert, aber die Brandmeldeanlage muss nach dem aktuellen Standard erneuert werden. Und auch hier fehlten immer wieder Baumaterialien. Und am Ende muss der TÜV die neuen Anlagen abnehmen. Vorher darf hier kein Auto reinfahren.

 

Nachtarbeiten zu spät angekündigt

An einem Montagmorgen erst haben viele Mieterinnen und Mieter erfahren, dass ab sofort auch nachts gearbeitet wird, beklagte der Bewohner. Und das geht natürlich nicht immer leise.

 

Warum so kurzfristig?

„Da haben wir erst am Freitagnachmittag zuvor die Genehmigung des Landrates bekommen“, erklärt Vonovia-Pressesprecherin Bettina Benner. Da sei es nicht möglich gewesen, noch am Wochenende die Info auszuhängen, sondern eben erst am betroffenen Montagmorgen: „Und wir wollten nicht vorher etwas ankündigen, was ggf. nicht genehmigt wird.“

 

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Mietminderung

Alle Mieterinnen und Mieter, welche eine schriftliche Mietminderung beantragt haben, bekommen einen Teil ihrer Miete während der nervigen Umbauphase gutgeschrieben, erklärt Regionalleiter Michael Dröge.

Allerdings in unterschiedlichem Maße: „Wir müssen die Mietminderung mietvertraglich gesehen unterschiedlich bewerten. Denn wer in einer höheren Etage wohnt, ist anders belastet als jemand aus dem Erdgeschoss.“

 

Arbeitsschutz

Den Vorwurf, dass die Sicherheit für die Handwerker und Bewohnerinnen und Bewohner nicht gewährleistet sei, weist die Vonovia zurück: „Es ist regelmäßig eine Aufsicht vor Ort. Und wir sind mit den Firmen immer im Gespräch“, sagt Aufzugsmanager Alexander Schmersal.

Die Nachfrage, ob dies erst aufgrund der Beschwerde des Mieters erfolgte, beantwortet er mit einem klaren "Nein, das war schon vorher so".

 

Es hat wohl niemand damit gerechnet, dass die Überschwemmung solch verheerende Folgen und Nachwirkungen haben wird. Alle Beteiligten brauchen weiterhin gute Nerven.

 

Bericht/Fotos: Achim Kaemmerer

 


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