
Lachgas-Rausch – gefährlicher Dröhnungs-Irrsinn auch in Hilden verbreitet
22.06.2025Was lustig klingt, kann zu Hirnschäden führen – Der Stadt ist das Problem noch nicht wirklich bekannt
Es zischt, es „zieht rein“, es klingt erst einmal lustig – doch der „Spaß“ kann gefährlicher Ernst werden: Lachgas ist der neue vermeintlich „coole“ Party-Modetrend, der „gute Laune“ verbreiten soll. Auch in Hilden nimmt ganz offensichtlich dieses riskante Phänomen zu. Diese Beobachtung hat beispielsweise Bekir Arslan, Leiter des Lernzentrums Hilden vom Bildungs- und Erziehungsverein Hand in Hand e.V., am Nove-Mesto-Platz gemacht: Seit etwa einem dreiviertel Jahr liegen immer wieder und immer mehr schwarze Ballonhüllen herum – ein klarer Hinweis auf den Konsum des Distickstoffmonoxid-Gemischs.
Wohlgemerkt: Lachgas ist keine Droge im Sinne des Betäubungsmittelgesetzes (BTMG). Dennoch: Ungefährlich ist der Stoff wahrlich nicht. Mögliche Folgen: Sauerstoffmangel im Gehirn, Hirn- oder Nervenschäden, Kälteschäden an Lippen, Rachen und Lunge, psychische Abhängigkeit, Koordinations- und Wahrnehmungsstörungen, Schwindelanfälle, Sprachstörungen, Gleichgewichtsprobleme oder gar verändertes Sozialverhalten, Rückzug oder Gruppenzwang.
Aufklärungskampagne bei Eltern und in Schulen
Bekir Arslan will dem nicht länger zusehen. Zwar sei es schwer, Jugendliche von riskantem Konsumverhalten abzuhalten, sobald sich ein bestimmter Gruppentrend verfestigt hat. Und Appelle alleine werden dann auch nicht reichen – das kennen viele Erwachsene schließlich von ihren eigenen Jugendsünden. Zumindest möchte Arslan nun mit einer Plakataktion u. a. in Schulen, Jugendzentren und an Orten mit hohem Jugendaufkommen über das Gefahrenpotenzial aufklären.
Der Hand in Hand e.V. finanziert dies aus dem eigenen Budget, ohne öffentlichen Fördermittel.
Leicht zu kiegen
Ein Problem: Die Kartuschen oder -Kapseln für Technisches Lachgas sind leicht zu kriegen und frei verkäuflich – im Büdchen, bei Discountern und natürlich in den Onlineshops der Hersteller. Außerdem gibt es keine Altersbeschränkung.
„Viele Jugendliche wissen genau, wo sie die Kartuschen bekommen können“, ist sich Bekir Arslan sicher. Der Zug ist also bereits losgefahren, jetzt könne man nur noch „re-agieren“.
"Keine Erkenntnisse“
Bei der Stadt Hilden scheint das Problem noch nicht wirklich angekommen zu sein. Mitte Mai hat das Ordnungsamt auf eine Anfrage der CDU-Ratsfraktion geantwortet.
Demnach liegen der Verwaltung „bislang überhaupt keine Erkenntnisse über das Ausmaß des Konsums von Lachgas vor.“ Und: „Auch im Rahmen polizeilicher und ordnungsbehördlicher Kontrollen und Maßnahmen war das Thema ‚Lachgas‘ in Hilden bislang nicht präsent und/oder auffällig.“
Das kann Bekir Arslan nicht nachvollziehen. Denn die Hinterlassenschaften sprechen für ihn eine eindeutige Sprache.
Besonders der Nove-Mesto-Platz ist spätestens „seit Corona“ zu einem Hotspot für Jugendtreffs geworden. Viele seien friedlich, andere aber trinken Alkohol, rauchen Cannnabis oder saugen eben Lachgas ein.
Eine Erklärung hat Arslan auch: „Viele Jugendliche fühlen sich in einer überkomplexen, reizüberfluteten Gesellschaft alleingelassen – das erzeugt Unsicherheit, Frust und eine erhöhte Anfälligkeit für kompensatorisches Verhalten. Und die Leistungen in den Schulen sinken. Früher gab es noch Respektpersonen, mehr Eigenverantwortung und soziale Aufklärung.“
An wen können sich Betroffene wenden?
Ansprechpartner für betroffene Jugendliche, Eltern oder Lehrkräfte sind die Suchtberatung der SPE Mühle und der Bildungs- und Erziehungsverein Hand in Hand e.V. / Lernzentrum Hilden, Telefon 02103-9103344 oder Mail [email protected], beide am Nove-Mesto-Platz.
Bericht: Achim Kaemmerer
Fotos: anzeiger24.de
Weitere News aus Hilden gibt es hier
Ihr wollt uns Eure Meinung sagen? Gerne per Mail an
oder als Kommentar bei Facebook.
Euch hat unser Beitrag gefallen? Dann liked und teilt ihn gerne.