Haus des Lernens: Vorzeigeprojekt für Hildener Norden auf dem Prüfstand

09.05.2025

Stadtverwaltung will Neubauvolumen deutlich reduzieren – Stadtrat hat Beratungsbedarf

Es sollte ein Vorzeigeprojekt für Bildung, Kinderbetreuung und Erziehung werden. Und die Planung ist eigentlich schon recht weit fortgeschritten. Nun aber steht das „Haus des Lernens“ für den Schulkomplex Beethovenstraße nach jahrelanger Vorbereitungsphase auf dem Prüfstand – wegen der bekannten prekären Haushaltslage. Etwas kurzzeitig präsentierte die Stadtverwaltung dem Stadtrat für die Sitzung am 7. Mai 2025 ein überarbeitetes Konzept – mit der Bitte um eine sofortige Entscheidung.

Darauf wollten sich die Fraktionen aber nicht einlassen und meldeten Beratungsbedarf an. Eine Abstimmung wurde daher vertagt. Und auch vom Jugendamtselternbeirat (JAEB) hagelte es Kritik an der Kehrtwende.

 

Wie geht es also nun weiter?

 

SELGROS-Hilden-Banner

 

Was war geplant?

Das Haus des Lernen sollte dem Hildener Norden einen „identitätsstiftenden Raum“ für Kinder, Eltern und Großeltern bieten und ein „Wir-Gefühl“ schaffen, so die ursprüngliche Idee.

 

Geplant waren der Neubau

  • einer 4-zügigen Grundschule mit Mensa
  • einer 4-gruppigen Kita
  • einer Sporthalle

bei einem geschätzten Investitionsvolumen in Höhe von ca. 50 Millionen Euro (inkl. Nebenkosten und Risiken)

 

Aufgrund der finanziellen Lage der Stadtkasse habe nun eine „ämterübergreifende Arbeitsgruppe“ geprüft, inwieweit das Neubauvolumen „deutlich reduziert“ werden könne, heißt es in der aktuellen Abstimmungsvorlage.

Das Ergebnis:

  • In einem ersten Bauabschnitt soll südlich der Bestandsgebäude im Bereich der wenig genutzten Sportanlagen ein Solitärbau für die Mensa, Küche sowie Nebenräume und Toiletten entstehen. Im Obergeschoss sollen per „Clusterbauweise“ Räume für vier Großklassen geschaffen werden, die flexibel für Unterricht und Betreuung genutzt werden können.
  • Bestehende Küchen und Räume sollen zu drei dezentralen „Verpflegungsräumen“ zusammengefügt werden.
  • Nach der Planung des ersten Bauabschnitts soll der Gesamtkomplex ganzheitlich für die weitere Planung eines zweiten Bauabschnitts überprüft werden.
  • Der Neubau der Sporthalle soll entfallen. Der Schulsport soll weiterhin in der alten Halle bzw. am Standort Furtwängler Straße stattfinden.
  • Eine Interimslösung mit angemieteten Containern ist nicht vorgesehen.
  • Auch der Bau einer Kita soll „neu konzipiert“ werden.

 

Für den Schulneubau inkl. Außenanlagen wurden 36.410.000 Euro eingeplant.

Ein Neubau der Sporthalle und der gesamten Grundschule hätte zusammen 42,24 Millionen Euro (Preisstand 2023) plus 1,7 Millionen Euro Kreditfinanzierung gekostet.

Für die neue Kita wurden 4.400.000 Euro eingeplant.

 

ELTHOS-Hilden-Werbebanner

 

Durch den Wegfall diverser Maßnahmen würde sich also eine erhebliche Einsparung ergeben.

 

JAEB: „Luftschlösser und Ersparnis auf Kosten der Kinder“

„Überrascht und frustriert“, reagierte der Jugendamtselternbeirat auf den neuen Vorstoß aus dem Rathaus zum Kita-Neubau. Hier verweist die Stadt zwar darauf, dass eine neue KiTa am Salzmannweg entstehen, die KiTa Traumquelle an der Lortzingstraße erweitert werden und die KiTa Mäusenest an der Schulstraße weitergenutzt werden soll. Doch empfindet der Vorsitzende Michael Hirsch-Herda eher als „argumentative Mogelpackung“, denn: „Man verschweigt in dieser Kalkulation, dass mit der KiTa St. Lukas in den nächsten zwei Jahren weitere KiTaplätze verschwinden werden, die mit dem Neubau Lortzingstraße gerade einmal aufgefangen werden können.“

 

Außerdem könnten „41% der Bedarfe an Betreuungsplätzen unter drei Jahren weiterhin nicht gedeckt werden“, heißt es weiter: „Unseres Erachtens werden hier Luftschlösser gebaut, um eine Ersparnis auf Kosten der Kinder und des pädagogischen Personals zu generieren und einen Betreuungsnotstand weiterhin zu rechtfertigen, ungeachtet dessen, dass die Bedarfe und Handlungsnotwendigkeiten zweifelsohne vorhanden sind und sich auch nicht einfach in Luft auflösen werden.“


Nun werden wieder Jahre vergehen, „ohne dass sich an der Betreuungsproblematik und schon jetzt benannten Problemen signifikant etwas ändern wird“, sagt Hirsch-Herda. „Außerdem müssten einige eingruppige KiTas weiterhin defizitär betrieben werden, was den Haushalt langfristig eher belasten als entlasten würde. Auch das ist der Bedarfsplanung zu entnehmen.“

 

Was wird der Stadtrat nun aus dieser Lage machen? Vor der Sommerpause soll es dazu noch eine Sondersitzung des Fachausschusses geben...

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Foto: anzeiger24.de

 


Ihr wollt uns Eure Meinung sagen? Gerne per Mail an

[email protected]

oder als Kommentar bei Facebook.

Euch hat unser Beitrag gefallen? Dann liked und teilt ihn gerne.