Eine E-Ladesäule pro Tankstelle verpflichtend: Wie soll das gehen?

Können die Stadtwerke das bewerkstelligen?

Es gibt so viel zu entdecken in dem 16-seitigen Abschluss- und Kompromisspapier, das die zerstrittene Ampel-Koalition in Berlin in mehreren Tagen Dauersitzung zusammengestellt hat.

Vor allem bei der Verkehrspolitik liegen Grüne und FDP teilweise meilenweit auseinander (E-Fuels-Zulassung, Autobahnausbau, Elektromobilität etc.).

Einige Ergebnisse sind da umso erstaunlicher.

Zum Beispiel heißt es auf Seite 13: „Die Verteilnetzbetreiber werden gesetzlich verpflichtet, ihre Netze vorausschauend auszubauen, damit in 2030 15 Millionen vollelektrische Fahrzeuge reibungslos und komfortabel geladen werden können.
Die Bundesregierung wird Betreiber von Tankstellen gesetzlich verpflichten, binnen fünf Jahren mindestens einen Schnellladepunkt pro Tankstelle zu errichten. Für die Betreiber kleiner Tankstellen wird es eine Sonderregelung geben.“

 

Mal wieder fühlt sich da ein bestimmter Personenkreis überrumpelt – so wie bei der Ansage, dass ab 2024 alle neu einzubauende Heizungen mindestens zu 65% mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen.

 

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Verband der Tankstellenbetreiber wehrt sich gegen Zwangsverpflichtung

Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. So schrieb beispielsweise der Bundesverband Tankstellen und Gewerbliche Autowäsche Deutschland e.V. am 29. März:

„Wir geben zu bedenken, dass die wirtschaftliche Situation der Tankstellenbetreiber mehr als schwierig ist. (…) Wenn also eine gesetzliche Zwangsverpflichtung zur Investition in Schnelladesäulen erfolgen würde, würde dies die Eigentümer- und freien Tankstellen in erheblichem Maße belasten, da eine Schnellladesäule auch mit Förderprogrammen nach unseren Informationen mindestens 50.000 Euro kosten würde, wobei noch Nebenkosten wie Anbindung an das Kassensystem, evtl. Pflaster- und Verlegearbeiten etc. pp. hinzukommen würden.

Bei dem derzeitigen Bestand an E-Automobilen ist es mehr als fraglich, ob sich eine solche Investition überhaupt amortisiert.
Deshalb fordern wir, dass eine Zwangsverpflichtung zur Installation von E-Ladesäulen unterbleibt…“

 

Außerdem, so fragt der Interessensverband, sei eine Installation nicht überall möglich: „Wer soll die notwendigen Stromleitungen und Trafostationen errichten? (…) Die Stromversorgungsunternehmen werden (…) nicht in der Lage sein, die benötigte Infrastruktur zu erstellen.“ Dies könne „zehn bis 20 Jahre in Anspruch nehmen“.

 

Was sagen die Stadtwerke Hilden dazu?

Ist das so? Wir haben mal bei den Stadtwerken Hilden nachgefragt: Wie realistisch ist es, eine solche Infrastruktur für mindestens eine E-Ladesäule pro Tankstelle im Stadtgebiet zu schaffen?

 

Da hält sich der lokale Versorger in seiner Antwort noch etwas bedeckt: „Alle Tankstellen mit Ladesäulen auszustatten, ist ein erstes Ansinnen der Bundesregierung, das unseres Wissens noch nicht in ein Gesetzesvorhaben gegossen ist [stimmt, steht ja erst einmal nur als Absichtserklärung im o.g. Papier, Anm.d.Red.]. Sobald die gesetzlichen Rahmenbedingungen konkret feststehen und verabschiedet sind, beschäftigen sich die Stadtwerke Hilden damit. Dann nämlich werden wir sehen, wie die Infrastruktur in der Realität ausgestaltet sein soll.“

 

Immerhin: Die Stadtwerke Hilden haben bislang mehrere E-Ladestationen im gesamten Stadtgebiet geschaffen.

Das müsste also auch für Tankstellen machbar sein. Allerdings wird das wieder zu diversen Baustellen führen…

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Fotos/Collage: anzeiger24.de

 


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