Abgehängt und vergessen? Elb bleibt auf der Strecke

"Zu wenig Fahrgäste" – und deshalb keine Chance auf ÖPNV?

Im Wohnweiler Elb kann man nicht nur naturnah leben, sondern auch kleine Ausflüge ins Grüne starten. Allerdings hat dieses Fleckchen nicht nur Vorteile: So gibt es beispielsweise keine direkte ÖPNV-Anbindung. Das will der Wohnweiler Elb e.V. nicht mehr länger hinnehmen und hat einen Bürgerantrag gestellt, über den der Stadtentwicklungsausschuss am 25. Juni 2025 berät.

Dieser wird aber wahrscheinlich keine große Chance haben.

Antragsteller: „Bewohner benachteiligt und ausgeschlossen“

Viele Bewohner, insbesondere im fortgeschrittenen Alter und/oder mit gesundheitlichen Einschränkungen seien benachteiligt oder gar ausgeschlossen. Es sei nicht zumutbar, die weiter entfernten Bushaltestellen aufzusuchen, heißt es in dem Antrag. Auch das „subjektive Sicherheitsempfinden“, vor allem von Frauen und Kindern, sei nach Einbruch der Dunkelheit „erheblich beeinträchtigt“. Kinder könnten nur mit den Fahrdiensten der Eltern zu Bildungs- sowie Sportangeboten gelangen.

Der Antragsteller beruft sich auf das ÖPNVG NRW. Laut § 1 Absatz 1 gilt demnach: „Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) ist eine Aufgabe der Daseinsvorsorge.“

Weiter § 2 Absatz 3: „In allen Teilen des Landes ist eine angemessene Bedienung der Bevölkerung durch den ÖPNV zu gewährleisten.“

Alternativ könnten auch Rufbusse, Sammel- und Linientaxen oder Bürgerbusse eingesetzt werden.

Außerdem erinnert der Bürgerverein daran, dass sich die Stadt Hilden die „Klimaneutralität“ zum Ziel gesetzt hat.

Stadtverwaltung: „Zu wenig Fahrgastpotenzial“

Die Verwaltung sieht jedoch keinen Bedarf und keine Notwendigkeit. Sieben Linien der Rheinbahn bedienen bereits einen Großteil des Hildener Stadtgebietes. Dafür zahlt die Stadt Hilden im Jahr 2025 eine Teilkreisumlage in Höhe von 2.769.437,00 Euro (ohne Rückerstattungsanspruch für das Jahr 2023) an den Kreis Mettmann. „Jeder zusätzliche Buskilometer führt zu einer Erhöhung der Umlage von 1,20 Euro je gefahrenen Kilometer“, heißt es weiter.

Außerdem: „Die Ortslage Elb im Hildener Nordwesten ist ein kleinräumiges Wohngebiet außerhalb des Siedlungszusammenhanges der Stadt Hilden mit einer relativ geringen Bevölkerungszahl von rund 150 Personen." Es fehle das "notwendige Fahrgastpotenzial“, selbst durch das Vabali Spa.

Und dann gräbt die Verwaltung einmal ganz tief in der Vergangenheit: Bereits 2007 habe es ein Konzept für ein Bürgerbus-System gegeben. Jedoch hätten sich zu wenig ehrenamtliche Fahrer gemeldet.

2014 sollte ein „ÖPNV-Konzept für die Erschließung peripherer Gebiete Elb-Westring-Weststraße-Kalstert-Schönholz“ geprüft werden. Die Analyse der Defizite ergab jedoch „nur einen mittleren Handlungsbedarf“, stattdessen wurden Lösungen für Bereiche mit „höherem Bedarf“ priorisiert.

2022 hatten der Kreis Mettmann und ein Ingenieurbüro eine „Grundkonzeption für On-Demand-Ridepooling-Verkehre“ für nicht oder unterversorgte Siedlungsbereiche ausgearbeitet. Im Herbst 2023 haben die politischen Gremien den Plan aber wegen der „zu erwartenden unverhältnismäßigen Kosten“ abgelehnt.

Und auch im Mobilitätskonzept sind keine konkrete Maßnahmen vorgesehen.

Die Stadt Hilden verweist auf die Haltestellen Zum Großen Holz (Linien 781 und 782) und Schalbruch (Linie O3), die beide ca. 800 Meter vom Ortsweiler Elb entfernt liegen.

Eine Daseinsgrundversorgung stehe „immer unter dem Vorbehalt einer jeweils definierten ausreichenden Nachfrage“. Eine Erhebungen von 2021 zum Mobilitätskonzept habe für den Bereich Hilden Nord ein Fahrgastpotenzial von etwa zwölf Personen ergeben. „Auch der Nahverkehrsplan des Kreises Mettmann sieht im Bereich Elb nur einen mittleren Handlungsbedarf“, sagt die Rathaus-Vertretung. On-Demand-Angebote müssten ebenso „wirtschaftlich darstellbar“ sein. Bei der Abwägung zwischen Zuschussbedarf und Belastung der Allgemeinheit müsse die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben.

Die Verwaltung empfiehlt also den Entscheidungsträgern aus der Politik, dem Bürgerantrag „nicht zuzustimmen“.

Bericht: Achim Kaemmerer
Foto/Montage: anzeiger24.de

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