Rat entscheidet: Oberirdische Pakplätze ab September teurer

23.06.2022

Bürgeraktion moniert: Mehreinnahmen versanden im Haushalt – Keine Verbesserung beim ÖPNV

Nun hat also der Stadtrat kurz vor der Sommerpause entschieden: Für die oberirdischen städtischen Parkflächen sollen die Nutzungsgebühren ab dem 1. September steigen.

Konkret bedeutet das: innerhalb der ersten Stunde kosten 20 Minuten jeweils 50 Cent; vorher gab es 30 Minuten für 50 Cent in der ersten Stunde. Wer also zukünftig dreimal 20 Minuten parkt, zahlt 1,50 Euro.

Jede weitere Stunde kostet dann auch 1,50 Euro, eine Erhöhung um 50 Cent.

 

Die SPD, die die „Anpassung“ initiiert hatte, schlug sogar 1,80 Euro pro Stunde vor, konnte sich bei der finalen Abstimmung im Rat am 22. Juni aber nicht durchsetzen.

„Wir wollten damit den Verkehr in die Parkhäuser lenken“, erklärt uns die SPD-Fraktion auf Nachfrage. 

„Da dies knapp keine Mehrheit fand, stimmten wir 1,50 Euro pro Stunde zu, um zumindest gleiche Preise für unter- und oberirdisches Parken zu gewährleisten.“

In den städtischen Parkhäusern der Verkehrsgesellschaft Hilden (VGH) gelten diese neuen Tarife bereits seit Monatsbeginn Juni.

 

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Bürgeraktion: „Wer am Kassenautomat mehr bezahlt, weiß nicht, wofür“

Gegen die Erhöhung stimmte die Bürgeraktion. Sie hält die Idee, mit höheren Parkgebühren eine „Lenkungswirkung“ zu Gunsten von „umweltfreundlicher Mobilität“ zu erzielen, für unausgegoren: „Solange an dem in Hilden unattraktiven ÖPNV nichts geändert wird, fehlt es einfach an praktischen Anreizen, das Auto zuhause zu lassen und für den Weg in die Stadt den Bus zu benutzen“, meint Ludger Reffgen von der Ratsfraktion. Das gelte umso mehr für potenzielle Kunden, die nicht aus Hilden kommen.

 

Außerdem würden attraktive Radverbindungen, „die es in Hilden durchaus gibt“, zu wenig beworben: „Damit ließen sich aber bestenfalls körperlich fitte Menschen zur umweltfreundlichen Mobilität bewegen. Gerade für einen großen Teil der älteren Bevölkerung scheidet das Fahrrad wegen körperlicher Einschränkung als Verkehrsmittel aus.“

 

Die Gebührensteigerung würden sich am Ende in der durchschnittlichen Verweildauer der Besucher in der Stadt niederschlagen. „Und das bekommen dann die vielen Gastronomen zu spüren, denen die Leute zu schnell laufen gehen“, befürchtet Reffgen. 

 

Die Bürgeraktion moniert außerdem, dass „die Mehrerlöse aus der Gebührensteigerung nicht etwa gezielt der systematischen Verbesserung des Mobilitätsangebots und damit unter anderem der Ökologie, dem Klimaschutz und der Wirtschaftsförderung zukommen zu lassen, sondern sie im allgemeinen Haushaltsdickicht konzeptionslos versanden“. Reffgen: „Die seitens der Verkehrsgesellschaft zur Rechtfertigung der Gebührenerhöhung pauschal genannten ‚betriebswirtschaftlichen Gründe‘ bedeuteten nichts anderes, als die bloße Verbesserung des Geschäftsergebnisses der Gesellschaft. Das Problem: Wer am Kassenautomat in den Tiefgaragen mehr bezahlt, weiß nicht, wofür er das tut. Mit einer Vogel-friss-oder-stirb-Methode lässt sich bei der Bevölkerung keine Akzeptanz erzielen für den dringend erforderlichen, kostspieligen Umbau der Verkehrsinfrastruktur.“

 

Grüne: „Einkaufsstadt geht auch ohne Auto“

Die Ratsfraktion der Grünen dagegen sieht keine negativen Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft.

So erklärt uns Ratsherr Klaus-Dieter Bartel auf Nachfrage: „Eine attraktive Einkaufsstadt muss nicht unbedingt mit Autofreundlichkeit in Zusammenhang stehen.“

Als vor rund 35 Jahren die Mittelstraße zur Fußgängerzone umgewandelt wurde, hätten auch viele Händler den „Untergang“ der Geschäfte befürchtet. Das Gegenteil ist eingetreten: „Erst die Fußgängerzone hat Hilden zur Einkaufsstadt gemacht“, so Bartels. Eine Verbindung zu Kundschaft, die extra mit dem Auto kommt, sieht er nicht.

 

Bericht: Achim Kaemmerer

Foto: anzeiger24.de / Bru-No/Germany (Pixabay)

 


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