
Passt ein Betriebsausflug der Stadt angesichts leerer Kassen noch in die Zeit?
27.06.2025Über 60000 Euro Kosten werfen Fragen auf
***Kommentar***
Eines vorweg: Niemandem soll die Anerkennung für geleistete Arbeit streitig gemacht werden. Doch es darf erlaubt sein, die Verhältnismäßigkeit städtischer Entscheidungen kritisch zu hinterfragen. Besonders, wenn das Hildener Rathaus am heutigen Freitag, 27. Juni 2025, wegen eines Betriebsausfluges komplett geschlossen bleibt.
Seit fast einem Jahr fährt die Stadt einen harten Sparkurs. Leistungen für Bürger werden gekürzt, Zuschüsse für Vereine gestrichen, Gebühren erhöht. Es geht oft um Summen im niedrigen dreistelligen Bereich – Geld, das vielen Initiativen und Vereinen bitter fehlt.
Und dann das: Ein Betriebsausflug, der die Stadt mit insgesamt 63000 Euro belastet.
Davon entfallen 5700 Euro auf direkte Reise- und Bewirtungskosten. Der größte Teil – rund 57300 Euro – ergibt sich durch den Dienstausfall. Diese Summe entspricht grob gerechnet dem Jahresgehalt von eineinhalb städtischen Angestellten.
Natürlich hat die Stadtverwaltung eine Erklärung parat: Laut ihrer Aussage haben in den vergangenen Jahren zwischen 280 und 400 Mitarbeitende an den Ausflügen teilgenommen – also weniger als die Hälfte des Personals. Trotzdem hält die Stadt am Ausflug fest und betont: „Die Ausflüge erfreuen sich großer Beliebtheit, da sie Begegnungen außerhalb der üblichen Arbeitsstrukturen – zum Beispiel zwischen verschiedenen Ämtern – ermöglichen und so die Kommunikation und das gegenseitige Verständnis verbessern. Zudem stellt die Ermöglichung dieser Tage ein kleines Dankeschön für den Einsatz und das Engagement der Beschäftigten dar.“
Dass ein gemeinsamer Ausflug bei den Mitarbeitern gut ankommt, überrascht kaum. Die eigentliche Frage ist jedoch, ob eine derart kostspielige Veranstaltung mit ihren Folgen – einschließlich der ganztägigen Schließung des Rathauses – in Zeiten knapper Kassen noch vertretbar ist.
Gerade jetzt, wo von allen Seiten Sparsamkeit gefordert wird, wäre es ein starkes Zeichen gewesen, auch im eigenen Haus Verzicht zu üben. Der Betriebsausflug mag gut gemeint sein, doch angesichts der Haushaltslage sendet er das falsche Signal. Eine Stadtverwaltung, die von ihren Bürgern Solidarität und finanzielles Verständnis erwartet, sollte mit gutem Beispiel vorangehen und glaubhaft zeigen, dass auch sie selbst bereit ist, Einschränkungen in Kauf zu nehmen.
Wie wäre es zum Beispiel, wenn der Ausflug am Wochenende stattfindet, damit deswegen nicht das ganze Rathaus schließen muss...?
Übrigens: in Langenfeld gibt es keine städtischen Betriebsausflüge. Und auch im „reichen“ Monheim kommen die Mitarbeiter im Rathaus ohne ein solches „Dankeschön“ gerne zur Arbeit.
LT
Foto/Montage: anzeiger24.de / KI generiert mit Adobe Firefly
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