Hickhack um Impfpflicht und Quarantäne: Wer versteht das noch?

Ist das noch Wissenschaft oder einfach nur politisches Geschacher?

Seit zwei Jahren müssen wir uns alle mit dem Wirrwarr vieler Corona-Regeln befassen. „Das versteht doch keiner mehr“ – wie oft war dieser Satz zu hören. Nun kommt die nächste Konfusion: Was ist jetzt eigentlich mit der Impfpflicht und der neuen Quarantäne-Regel? „Da kommt doch keiner mehr mit“ – das wäre der nächste immer wiederkehrende Satz.

 

Was ist jetzt mit der Quarantäne-Zeit?

Noch am Montag hatte sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit den Amtskolleginnen – und -kollegen der Länder auf eine ➤ neue Quarantäne-Regel ab 1. Mai verständigt. Demnach sollen sich nur noch Beschäftigte im Gesundheitswesen sowie in Pflegeberufen im Falle einer Infektion in die Quarantäne begeben, die von sieben auf fünf Tage verkürzt wird. Die „Allgemeinbevölkerung“ müsse dies nicht mehr, die fünftägige Isolation sollte nur noch „dringend empfohlen“ werden.

Wie immer: Eine Entscheidung, die das Volk spaltet. Das eine Lager freute sich über „mehr Freiheit und Eigenverantwortung“, der andere Teil nannte diese Maßnahme „verantwortungslos“.

 

Nun plötzlich die Kehrtwende.

 

Banner-Netto-Sept-2021

 

Minister Lauterbach verkündete (völlig überraschend) im ➤ ZDF-Talk bei Markus Lanz, dass er diese gemeinsame Entscheidung wieder kippen wolle. „Corona ist keine Erkältung. Daher muss es weiter eine Isolation nach Infektion geben. Angeordnet und kontrolliert durch die Gesundheitsämter. (…) Der Fehler lag bei mir und hat nichts mit der FDP oder Lockerung zu tun. Es ging um Entlastung der Gesundheitsämter“, erklärte er später.

Mal wieder Kommunikations-Chaos (wieso tut er das in einer Talk-Show und auf ➤ Twitter kund, und nicht erst im Parlament?), mal wieder Kompetenz-Gerangel zwischen den Ministerien und Fraktionen.

Am heutigen Mittwoch hat Lauterbach nun die korrigierte Fassung offiziell vorgestellt. In der Pressemitteilung heißt es:

"Wer sich mit dem Corona-Virus infiziert, ist auch künftig zur Isolation verpflichtet. Die Gesundheitsämter sollen die Absonderung weiterhin anordnen und auch überwachen. Das sieht eine gemeinsame Empfehlung von RKI und Bundesgesundheitsministerium vor, die Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach jetzt mit den Bundesländern erörtern will.
Danach sollen sich Infizierte ab Mai schon nach fünf Tagen freitesten können. Zur Entlastung der Gesundheitsämter soll allerdings künftig die Anordnung der Quarantäne für direkte Kontaktpersonen entfallen. Sie sollen trotzdem Kontakte reduzieren und möglichst täglich einen Selbsttest vornehmen. Dazu gebe es eine dringliche Empfehlung."

Auf einmal also fünf statt sieben Tage. Ist eine Infektion jetzt also nicht mehr so lange so schlimm?

 

Impfpflicht: Was soll nun gelten?

Karl Lauterbach, Bundeskanzler Scholz, viele Grüne und SPD-Abgeordnete wollen sie unbedingt. Die FDP-Fraktion und der liberale Bundesjustizminister Marco Buschmann haben sie verhindert: die allgemeine Impfpflicht gegen Corona für Menschen ab 18 Jahren findet offenbar im Bundestag keine Mehrheit mehr. Und auch der Vorschlag, ➤ Menschen ab 50 für den Piks zu verpflichten, steht auf wackeligen Füßen. Ziel sei es, die „gefährdete Altersgruppen“ vor einer schweren Erkrankung zu schützen.

Nun berichten viele Medien, es gäbe einen neuen Kompromissvorschlag. Die Impfpflicht soll erst ab 60 Jahre greifen. Da reibt man sich doch die Augen: Minister Lauterbach hatte immer proklamiert, man solle Politik auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse machen. Nun erleben wir ein Geschacher um Mehrheiten.

Man könnte auch fragen: Wo ist die wissenschaftliche Begründung dafür, dass innerhalb von zwei tagen plötzlich Menschen ab 50 Jahre nicht mehr „so gefährdet“ sind?

 

***Update***

Der Bundestag hat am 7. April entschieden: Keiner der Vorschläge findet eine Mehrheit. 

Die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht ist damit vorerst gescheitert.

➤ Mehr Infos... 

 

➤ Die Impfpflicht wird ohnehin kontrovers diskutiert. Sowohl viele Hobby-Virologinnen und -virologen als auch ausgewiesene Expertinnen und Experten sehen keinen Mehrwert in der Zwangsimpfung. Lauterbach dagegen erklärt gebetsmühlenartig, dass dies die einzige Möglichkeit sei, um sich endgültig für den Herbst und Winter zu wappnen.

Es rumort schon seit Beginn der Pandemie im Volk. Manche Menschen sind verunsichert, was sie noch glauben sollen, während andere felsenfest glauben, alles zu wissen.

Die unsäglichen Diskussionen sind Wasser auf die Mühlen derer, die nicht an die Gefahren des Virus glauben. Wenn die Politik die Zweifelnden wirklich überzeugen oder widerlegen will, dann muss das einfach anders laufen: nachvollziehbar, evidenzbasiert, geordnet, verständlich, anschaulich und einleuchtend.

 

Ein Kommentar von Achim Kaemmerer
Foto: congerdesign/Tumisu / Pixabay

 


Kein Corona-Beitrag von uns ohne die Bitte:
Haltet die Regeln ein.
Und seid auf der Hut!

……

 


Ihr wollt uns Eure Meinung sagen? Gerne per Mail an

[email protected]

oder als Kommentar bei Facebook
unter DeinHilden, DeinLangenfeld, DeinMonheim oder DeinHaan.

Euch hat unser Beitrag gefallen? Dann liked und teilt ihn gerne.