
20 Leerstände machen die City nicht lebendiger. Was tun?
Immer mehr Einzelhändler geben auf, müssen aufgeben. Davon bleibt auch Hilden nicht verschont.
Allein im Bereich der Innenstadt stehen aktuell rund 20 Ladenlokale leer. Selbst große Namen sind keine Garantie mehr dafür, dass alles bleibt, wie es ist. Beispiel Esprit.
Stadtmarketing-Chef Volker Hillebrand sieht aber offenbar kein Problem. Auf unsere Anfrage antwortet er: „Wir sind in Hilden in der glücklichen Situation, einen funktionierenden Markt für Einzelhandelsimmobilien zu haben. Die derzeit offensichtlichen Leerstände wie z.B. Ex-Bonita oder Ex-Runners Point sind bereits wieder vermietet. Die unschöne Situation im Axlerhof ist einem bevorstehenden Abriss der Gebäude geschuldet.“
Ist Handlungsbedarf also aus seiner Sicht nicht erforderlich?
Entwicklung im Einzelhandel 2002 – 2019
Quelle: Statista
Andere Städte kümmern sich um Leerstände – und Stadtmarketing Hilden?
Im nahegelegenen Velbert kümmert sich die Wirtschaftsförderung (Anmerkung: es gibt kein ausgelagertes Stadtmarketing wie in Hilden) intensiv um Leerstände in der Innenstadt. Mitarbeiter gehen proaktiv auf Eigentümer zu und bieten Hilfe an.
Von Experten wird über jede Liegenschaft ein ausführliches Exposee erstellt. Sämtliche Leerstände werden auf der städtischen Homepage veröffentlicht. Ladenlokale werden dekoriert, um das Stadtbild lebendiger zu gestalten.
Und was macht Stadtmarketing Hilden?
Dazu Volker Hillebrand: „Wir haben uns gegen ein Leerstandsverzeichnis entschieden, da wir der Meinung sind, hierdurch keinen Nutzen zu stiften und ein solches Verzeichnis letztlich nur eine Ansammlung von nicht marktfähigen Angeboten wäre.“
Das werden die Eigentümer der aktuell 20 Leerstandsflächen nicht gerne lesen: „kein Nutzen“ und "nicht marktfähig"!?
Andere Städte unterstützen Neuvermietungen mit kräftigen Mietzuschüssen – Hilden nicht!
Unter anderem unterstützt unsere Nachbarstadt Langenfeld Neuvermietungen mit Mietzuschüssen von bis zu 80% in den ersten beiden Jahren. Das ist mehr als ein attraktiver Anreiz für Startups im Einzelhandel.
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Diese Förderung muss die Stadt garnicht selbst aufbringen. Sie wird mit 90% (!) durch Landesmittel unterstützt. Trotzdem nimmt Hilden an dem „Sofortprogramm Innenstadt NRW“ nicht teil. Begründung von Volker Hillebrand: „Durch Subventionen der öffentlichen Hand werde man unabwendbare Marktveränderungen nicht aufhalten können.“
Kümmert sich Stadtmarketing denn überhaupt um Leerstände?
„Wenn Eigentümer uns frühzeitig über eine bevorstehende Kündigung informieren (Beispiel: Netto oder Rewe), führen wir eine sehr gezielte Ansprache von Handelsunternehmen durch, präsentieren Hilden mit seinen hervorragenden Standortdaten (Kaufkraft, Zentralität, Branchenkennziffer etc.) und führen eine branchenspezifische Wettbewerbsanalyse durch“, erklärt Hillebrand dazu auf unsere Anfrage.
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Außerdem: „Wir haben es vor Jahren geschafft, positive Beiträge über die Hildener Innenstadt („Großstadt im Westentaschenformat“) in relevanten Fachmedien zu platzieren.“
Vor Jahren!? Und Hillebrand verweist bei dieser Gelegenheit auch gerne auf die IFH-Umfrage „Vitale Innenstädte“ von 2016/17 und 2018/19 und deren „mediale Wirkung“. Bei genauerem Hinsehen ist es aber mit dieser „Umfrage“ nicht so weit her, wie es immer dargestellt wird. Und genau das könnte ein Problem sein.
Denn wenn "alle“ der Meinung sind, Hilden sei die „attraktivste Einkaufsstadt in Deutschland oder NRW“,
dann brächte man möglicherweise tatsächlich nichts ändern. Wie gesagt wenn ...
Text: Walter Thomas
Foto: anzeiger24.de / Tobias Heine/Pixabay
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