
Schienennahverkehr Qualitätsbericht: Neue Negativrekorde bei Rheinland-Bahnen
28.06.2025Ausgebremst: Überlastete Gleise, Personalnot, Streiks, Verspätungen, Zugausfälle, Ärger – aber auch mehr Fahrgäste
Diese Zahlen dürften kaum überraschen. Wer im und rund um das Rheinland mit dem Schienenpersonennahverkehr (SPNV) unterwegs ist, erlebt ständig eine ungewünschte Abenteuerreise. Das bestätigt und auch mal wieder der aktuelle Qualitätsbericht 2024, den die Verkehrsverbundgesellschaft go.Rheinland vorgelegt hat.
Zwar sind die Fahrgastzahlen erneut gestiegen, jedoch hat sich die Qualität im Betriebsablauf deutlich verschlechtert: Verspätungen, Zugausfälle und Kapazitätsprobleme erreichen neue Höchststände. Die Hauptursachen liegen laut go.Rheinland in einer überlasteten Infrastruktur, einer Vielzahl von Baustellen und Personalengpässen. Auch das ist eigentlich nicht neu.
Verspätungen auf neuem Höchststand
Die durchschnittliche Verspätung pro Zug betrug im Jahr 2024 drei Minuten und 18 Sekunden – das sind 31 Sekunden mehr als im Vorjahr. Besonders kritisch war die Lage im Oktober und November, etwas Entspannung zeigte sich erst im Dezember.
Am stärksten betroffen:
- Regionalexpress (RE): 4:46 Min. (+21 %)
- Regionalbahn (RB): 3:01 Min. (+22 %)
- S-Bahn: 2:25 Min. (+18 %)
Hauptursache: Engpässe auf den Schienenwegen und Trassenkonflikte in zentralen Bahnknoten – ausgelöst durch umfangreiche Bauarbeiten zur Instandsetzung der maroden Infrastruktur.
Zugausfälle auf Rekordniveau
- Die Zugausfallquote stieg von 14,52 % (2023) auf 16,69 % (2024) – ein neuer Negativrekord.
- Baustellen verursachten dabei 50 % der Ausfälle
- Personalbedingte Ausfälle machten 23 % aus
- Davon entfielen 48 % auf die GDL-Streiks im Januar und März 2024
Sitzplätze fehlen – besonders bei der S-Bahn
Auch bei den Kapazitätsausfällen zeigt sich eine klare Verschlechterung:
- Gesamtquote 2024: 3,23 % (2023: 2,37 %)
- Besonders betroffen: S-Bahn Köln, mit 4,12 % Sitzplatzausfall (2023: 1,69 %) – ein Anstieg um 145 %
- Ursache: laufende Redesign-Arbeiten an den Baureihen ET 422/423
Fahrgastzahlen steigen weiter – besonders am Wochenende
Trotz Qualitätsproblemen wächst die Nachfrage:
- Tägliche Fahrgäste (montags bis freutags): 367.000 (+2 % ggü. 2023)
- Vergleichswerte: 361.000 (2023), 314.000 (2022)
- Wochenendverkehr boomt:
+11 % an Samstagen
+12 % an Sonntagen
Im Vergleich zu 2019 hat sich das Mobilitätsverhalten spürbar verschoben: Weg vom klassischen Pendelverkehr, hin zu mehr Freizeitmobilität.
Fahrzeugzustand: Toiletten oft defekt, Graffiti konstant
Die regelmäßigen Prüfungen durch sogenannte Profitester zeigen Licht und Schatten:
- Funktionierende Toiletten: um 3 Prozentpunkte verschlechtert
- Außentüren & Graffiti: stabil auf Vorjahresniveau
- Fahrgastinformationssysteme: weiterhin zuverlässig
go.Rheinland setzt auf Ausbildungsoffensive
„Als Aufgabenträger für den SPNV sind wir mit den Qualitätswerten des letzten Jahres selbstverständlich nicht zufrieden“, sagt go.Rheinland-Geschäftsführer Marcel Winter. „Anhand des Qualitätsberichts sehen wir allerdings, dass die Vielzahl an Baustellen das absolut bestimmende Kriterium für die schlechten Werte ist. Darauf haben weder wir noch die Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) einen Einfluss, und ich sehe diese als notwendige Investition in eine stabilere Zukunft. Wir haben jedoch dort, wo wir agieren können, gemeinsam mit den EVU gehandelt und sind beim Thema Personalausbildung noch aktiver geworden.“
Mit dem »Aktionsprogramm Personal für mehr Zuverlässigkeit im Betrieb« sollen in ganz NRW mehr Triebfahrzeugführerinnen und -führer ausgebildet werden. „Zudem sorgt der geplante langfristige Ausfall einzelner abgestimmter Leistungen dafür, dass das verbleibende Angebot zuverlässiger erbracht werden kann“, so Winter. „Wir werden als Aufgabenträger, aber auch als Branche weiter alles daransetzen, dass sich die Qualitätswerte zukünftig wieder verbessern.“
Quelle: go.Rheinland
bearb. KA
Archivfotos: anzeiger24.de
Weitere Nachrichten gibt es unter www.anzeiger24.de und Deutschland-News
Ihr wollt uns Eure Meinung sagen? Gerne per Mail an
oder als Kommentar bei Facebook
unter DeinLangenfeld oder DerLeverkusener
Euch hat unser Beitrag gefallen? Dann liked und teilt ihn gerne.