EP Corporate Group erwirbt 20 Prozent vom thyssenkrupp-Stahlgeschäft – Belegschaft protestiert

30.04.2024

Konzernziel: Dekarbonisierung durch „grüne Energie“ – Gewerkschaft befürchtet tausendfachen Jobverlust

Die thyssenkrupp AG und die EP Corporate Group a.s. (EPCG) haben sich am 26. April 2024 auf eine Beteiligung von EPCG am Stahlgeschäft von thyssenkrupp geeinigt. EPCG erwirbt 20 Prozent der Anteile am Stahlgeschäft von thyssenkrupp. Über die Konditionen der Transaktion haben die Parteien Stillschweigen vereinbart. Das Closing der Transaktion ist noch im laufenden Geschäftsjahr der thyssenkrupp AG geplant, vorbehaltlich einer etwaigen Zustimmung der zuständigen Behörden und des Aufsichtsrates der thyssenkrupp AG. Darüber hinaus sprechen die Parteien über den Erwerb weiterer 30 Prozent der Anteile am Stahlgeschäft durch die EPCG. Ziel ist die Bildung eines gleichberechtigten 50/50-Joint Ventures.

 

„Unser Ziel ist ein Zukunftskonzept, das zu wirtschaftlicher Selbstständigkeit und unternehmerischem Erfolg von thyssenkrupp Steel führt, den Anforderungen des Klimaschutzes entspricht, betriebsbedingte Kündigungen vermeidet und eine breite Akzeptanz findet. Die Kooperation mit der EPCG Group verdeutlicht das Zutrauen beider Partner in die erfolgreiche Zukunft unseres Stahlbereiches“, sagte Miguel López, Vorstandsvorsitzender der thyssenkrupp AG. „Gemeinsam wollen wir ein leistungsstarkes, profitables und zukunftsorientiertes Stahlunternehmen schaffen, das die Kosten der Dekarbonisierung auf ein wettbewerbsfähigeres Niveau senkt und so die grüne Transformation der Stahlindustrie auf dem Weg zur CO2-Neutralität beschleunigt. Ein starker Energiepartner wie die EP Corporate Group ist dafür essenziell“, verdeutlichte López.

 

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EPCG soll „eine ausreichende Versorgung mit Energie in Form von Wasserstoff, Grünstrom sowie der Bereitstellung von anderen Energierohstoffen gewährleisten“, heißt es weiter. Allein in Deutschland will das Unternehmen bis 2030 seine Erzeugungskapazitäten an erneuerbarer Energie mit mehr als acht Gigawatt installierter Leistung ausbauen. Die Schwerpunkte liegen dabei auf den Bereichen Wind, Solar und Biomasse. Beispielsweise hat EPCG bereits mit dem Bau der größten schwimmenden Solaranlage Deutschlands an dem Cottbuser Ostsee in der Lausitz begonnen.

Zusätzliche Mengen an Grünstrom, Wasserstoff und zunächst auch Erdgas könnten bei Bedarf der Stahlproduktion in Duisburg über den Energiehandel von EPCG zur Verfügung gestellt werden. Auch im Projektmanagement und bei der Umsetzung von Großprojekten der grünen Transformation ergeben sich sinnvolle Schnittstellen für beide Unternehmen. So betreibt und entwickelt die EPCG in Deutschland große Energiespeicherlösungen sowie wasserstoffbetriebene Gaskraftwerke zur Abfederung von Spitzenlasten bzw. zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit bei schwankender Stromproduktion durch Wind- und Sonnenenergie.

 

IG Metall schlägt Alarm

Während der Vorstand den Deal als zukunftsweisend ankündigen, schlägt IG Metall Alarm: „Die gesamte Region muss zittern“, sagt Marco Gasse, Betriebsratsvorsitzender der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM). Vor allem stört es ihn, dass die Arbeitnehmervertretung nicht richtig informiert worden sei: „Wir haben bereits einige Gespräche mit Politikern geführt. Auch die sind sauer und fragen sich natürlich, was jetzt aus der Förderung von 2 Milliarden Euro wird, die das Unternehmen vom Staat erhalten hat”, sagt Knut Giesler, IG Metall Bezirksleiter NRW.

Am 30. April gab es deswegen vor dem Tor 1 am Thyssenkrupp-Stammwerk in Duisburg eine Demo gegen den befürchteten Jobverlust tausender Stahlarbeiter.

 

Quelle: IG Metall / thyssenkrupp

Symbolfoto: J.Martinelle/Pixabay

 


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