
Wie donum vitae e.V. schwangeren Flüchtlingsfrauen geholfen hat
Beratungsangebote für Mütter in Not
Fremdes Land, fremde Menschen, fremde Gesetze – und dann auch noch schwanger, teilweise durch sexualisierte Gewalt. Viele junge Flüchtlingsfrauen, die 2015 und 2016 nach Deutschland kamen, brauchten eine Orientierung. Daher hat der Bundesverband donum vitae e.V. das Modellprojekt „Schwangerschaft und Flucht“ entwickelt. Auch der Ortsverein in Hilden war daran beteiligt. Nun ist das Projekt beendet. Aber die Beratung soll weiter gehen.
„Frauen aus Somalia, Syrien, Iran, Eritrea, Irak und ähnlichen Ländern kennen kein Beratungssystem wie wir“, sagt die Diplom-Sozialarbeiterin Tatjana Soliman (Foto oben, r. mit Schwangerschaftsberaterin Margret Herbertz), die das Projekt im Kreis Mettmann betreut hatte. Also mussten sie erst einmal aufgeklärt werden, welche Rechte sie haben, wo sie welche Informationen und finanzielle Unterstützung bekommen und wer für welchen Fall zuständig ist. Da die Frauen das mangels Kenntnisse nicht selber leisten konnten, setzte Tatjana Soliman auf „aufsuchende Beratung“. Sie ging in die Einrichtungen, in denen die Frauen lebten und sprach sie aktiv an.
„Besser vernetzt und dazu gelernt“
So erläuterte sie ihnen beispielsweise die Angebote der deutschen Schwangerschaftsberatung nach dem Schwangerschaftskonfliktgesetz. 187 Frauen hat Tatjana Soliman erreicht und helfen können. Das klingt erst einmal nicht viel, aber: Man müsse bedenken, wie aufwendig die Betreuung war. So musste immer ein Dolmetscher bei der Beratung dabei sein, und die Behördengänge waren sehr zeitintensiv. Zusammen musste sie erklären, wie das deutsche Sozialsystem funktioniert, was eine Hebamme eigentlich macht. Und „deutsche Werte“, etwa über die Stellung der Frau und der Kinder sowie Ernährung, mussten vermittelt werden.
Besonders erschreckend: Viele Frauen litten unter Genitalbeschneidung. Die ist in vielen Ländern eine Straftat und international als Menschenrechtsverletzung anerkannt. Dennoch wird sie in den Fluchtländern praktiziert. Auch darauf musste sich Tatjana Soliman bei ihrer Beratung einstellen.
Der Aufwand hat sich aus Sicht von donum vitae gelohnt: „Inzwischen leben viele Familien in eigenen Wohnungen“, erklärt Tatjana Soliman. „Und die Frauen finden jetzt leichter den Weg zu uns. Die Beratungsangebote sind zum Selbstläufer geworden. Wir sind besser vernetzt und haben viel dazu gelernt.“ Die aufsuchende Beratung ist damit abgeschlossen. Doch nun kommt die nächste Herausforderung: „Jetzt geht es um die Integration, etwa auf dem Arbeitsmarkt. Frauen mit kleinen Kindern ohne Betreuung sind immer noch abgehängt“, sagt die Sozialarbeiterin. Erschwerend kommen die langen Asylverfahren hinzu. Und es gibt wenig Angebote für Sprachkurse. „Die Frauen sind aber willig zu lernen“, sagt Tatjana Soliman.
Auch wenn das Projekt „Schwangerschaft und Flucht“ im April 2019 endet, so ist die Beratungsstelle von donum vitae in Hilden weiterhin zuständig für alle schwangeren Frauen und Mütter von Kindern bis drei Jahre in Konfliktsituationen.