
Wenn Weberei zum „farbSTOFF“ wird
Ausstellung im Kunstraum: Grelle Farben, ästhetische Muster
„Wenn ich mich hier so umschaue, erinnere ich mich an meine berufliche Vergangenheit“, sagt Karlernst Braun, Betreiber des Gewerbeparks-Süd, in dem einst Schirme und Stoffe entwickelt wurden. In der Tat: Die Ausstellung „farbSTOFF“ im Kunstraum des Gewerbeparks zeigt vom 20. Januar bis zum 17. Februar kunstvolle Webarbeiten von Barbara Esser und Wolfgang Horn, die förmlich ins Auge stechen. Grelle Muster, markante Farbkombinationen und optische Ästhetik – das ist der unvergleichliche Stil des Duos.
Barbara Esser widmet sich seit dem Ende ihres Kunststudiums der Weberei. In der Schweiz hat sie sich einen speziellen Webstuhl anfertigen lassen, der die komplizierten Motive detailgenau zusammenstellen kann. „Ich brauche für eine Arbeit etwa zwei Monate“, sagt sie. „Dann bin ich aber auch richtig darin vertieft.“ Bei der Konzeption unterstützt sie der gelernte Architekt Wolfgang Horn: „Weberei ist eigentlich Handwerk, aber wir erschaffen daraus Kunst.“
Hilden war im 19. Jahrhundert bekannt für seine Industrie, zum Beispiel bei Textilien. Die Zeiten sind vorbei, aber mit der Weber-Ausstellung „farbSTOFF“ werden sie an einem ihrer Ursprungsorte wieder neu belebt. „Alter Raum – neue Kunst“, so fasst es Karlernst Braun zusammen.
Doch das ist nicht das einzige kreative Alleinstellungsmerkmal: Aus Plastikfäden entstehen ebenfalls Hingucker zum Staunen und Nachdenken: Ein Anzug wird damit ausstaffiert und erhält damit einen eigentümlichen Look. Aus den Streifen werden bisher nicht dagewesene Graphiken erzeugt. Ein Highlight der Ausstellung ist die Collage mit unzähligen Modepreisschildern, die an den Plastikfäden miteinander verwoben werden. „Die Plastikfäden sind kein wirklich schönes Material, aber auf diese Weise erhalten sie eine neue Wertigkeit“, erklärt Wolfgang Horn.
In großzügiger, bisweilen kühner Art und Weise strukturieren Barbara Esser und Wolfgang Horn außerdem Räume neu. So haben sie zum Beispiel mit ihrer Kunst ganze Stadtteile umgestaltet:
- 1999 wurde der Ehrenhof in Düsseldorf in eine über 4000 qm große, textile Fläche zu der Installation „6 Teppiche“ verwandelt.
- 2002 Krefeld im Ortskern Linn und am Standort des Deutschen Textilmuseums ließen Esser/Horn im Zusammenhang mit der Euroga 2002+ „Blumenwiese“- Kunstwege entstehen.
- 2011 Bocholt im Stadtgebiet und am Standort der Spinnerei Herding haben Esser/Horn das Kunstprojekt „Fadenlauf“ gestaltet.
- Auch in Innenräumen sind große Installationen realisiert worden, so die Großinstallation „Treppenhaus“ im Design-Kaufhaus „stilwerk“ in Düsseldorf, 2002.
Zur Eröffnung am Sonntag, 20. Januar, ab 11 Uhr im Gewerbepark-Süd, Hofstraße 64, sprechen Bürgermeisterin Birgit Alkenings und die Kunsthistorikerin Nuray Amrhein.
Danach kann die Werkschau bis zum 17. Februar dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 16 Uhr besichtigt werden.
Am Sonntag, 3. Februar, bieten Barbara Esser und Wolfgang Horn um 11 Uhr eine Führung durch die Ausstellung an. Um Anmeldung per E-Mail wird gebeten.
Achim Kaemmerer