München sagt Ja zu Olympia – Bürgerentscheid bringt klare Mehrheit für Sommerspiele

27.10.2025

Ob das Sportevent überhaupt nach Deutschland kommt, entscheidet das IOC – Es gibt aber auch Kritik

Es war ein politisches Finale, das an Spannung kaum zu überbieten war. Am Sonntagabend, dem 26. Oktober 2025, stand fest: München darf sich um die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele der Jahre 2036, 2040 oder 2044 bewerben. Beim Bürgerentscheid votierten rund 66 Prozent der Münchnerinnen und Münchner mit „Ja“. Die Wahlbeteiligung lag bei 42 Prozent – für kommunale Abstimmungen ein bemerkenswert hoher Wert.

 

„Das ist ein historischer Moment für unsere Stadt“, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nach Bekanntgabe des Ergebnisses im Münchner Rathaus. „München hat gezeigt, dass direkte Demokratie funktioniert. Dieses Votum ist mehr als ein Ja zu Olympia – es ist ein Ja zu einer nachhaltigen und inklusiven Stadtentwicklung.“

 

Mit dem klaren Ergebnis ist München die erste Stadt weltweit, in der sich Bürgerinnen und Bürger in einem Referendum für Olympische Sommerspiele ausgesprochen haben. Doch ob die Spiele tatsächlich in die bayerische Landeshauptstadt zurückkehren, ist noch offen. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will erst im Herbst 2026 entscheiden, mit welcher Stadt sich Deutschland beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) um die Austragung bewerben wird.

 

Feier bei den Befürwortern, Ernüchterung im Lager der Gegner

Im Haus des Sports wurde nach den ersten Ergebnissen ausgelassen gefeiert. Unter den Jubelnden: Sportlerinnen und Sportler, Politiker und Funktionäre. Kanu-Olympionike Sideris Tasiadis sprach von einem „Traum, der weiterlebt“. Auch DOSB-Präsident Thomas Weikert begrüßte das Ergebnis als „starkes Signal“ und Rückenwind für eine mögliche deutsche Olympia-Kampagne.

 

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Ganz anders die Stimmung im Griechischen Haus im Westend, wo sich das Bündnis NOlympia versammelt hatte. Der Grünen-Politiker Ludwig Hartmann, Landtagsvizepräsident und einer der prominentesten Gegner, sagte: „Wir respektieren das demokratische Ergebnis. Doch unsere Kritik an den Kosten, der Nachhaltigkeit und der Transparenz bleibt bestehen.“ Der Abstimmungskampf sei ein „David-gegen-Goliath-Kampf“ gegen eine finanziell überlegene Pro-Kampagne gewesen.

 

Die Argumente: Aufschwung oder Kostenfalle?

Die Befürworter sehen in einer erneuten Olympia-Bewerbung eine große Chance für Stadt und Region. Das Münchner Konzept setzt auf Nachhaltigkeit und Nachnutzung: Viele der Sportstätten aus dem Jahr 1972 – darunter das Olympiastadion, die Olympiahalle, der Olympiapark und die Regattastrecke in Oberschleißheim – sollen wieder genutzt werden. „Es muss fast nichts Neues gebaut werden“, betonte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU).

 

Darüber hinaus versprechen sich die Unterstützer einen Schub für die Stadtentwicklung. Im geplanten Olympischen Dorf sollen Tausende neue Wohnungen entstehen – ein Beitrag gegen den angespannten Wohnungsmarkt. Auch der Nahverkehr soll profitieren: Geplant sind der Ausbau von U- und S-Bahn-Linien sowie neue Radschnellwege. Befürworter sehen außerdem Impulse für den Breitensport, die Wirtschaft und den internationalen Ruf Münchens.

 

Die Gegner hingegen warnen vor unkalkulierbaren Kosten und sozialen Nebenwirkungen. Sie verweisen auf Beispiele wie Paris 2024, wo die Spiele laut französischem Rechnungshof mehr als das Doppelte der ursprünglich geplanten Summe gekostet haben. „München darf sich nicht vom olympischen Glanz blenden lassen – am Ende zahlt die Stadt die Rechnung“, mahnte ÖDP-Stadtrat Tobias Ruff.

 

Zudem kritisieren die Gegner die Gefahr einer weiteren Gentrifizierung und steigender Mieten. Auch ökologische Bedenken spielen eine Rolle: Sanierungen und Neubauten könnten wertvolle Grünflächen belasten. Schließlich bleibt der Umgang des IOC mit Transparenz- und Menschenrechtsfragen umstritten.

 

Wie geht es weiter?

Am 6. Dezember will der DOSB bei seiner Mitgliederversammlung in Frankfurt am Main über den weiteren Weg entscheiden. Deutschland könnte dabei auf starke Konkurrenz treffen – unter anderem aus Indien, Katar oder Saudi-Arabien.

Ob die Olympischen Spiele also wirklich wieder nach München kommen, steht noch in den Sternen. Doch eines hat der Bürgerentscheid schon jetzt bewirkt: Er hat die Stadt neu entfacht – zwischen olympischem Traum und nüchterner Kostenrechnung.

 

Quelle: Stadt München/Focus/ZDF
Fotos: PlanetFox/G.Altmann / Pixabay

 

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