
Kurz vor dem Regierungsstart: Jetzt schickt auch die SPD Kompetenz in die Ministerien
05.05.2025Aufatmen, weil Saskia Eskens leer ausgegangen ist
Rund zehn Wochen sind seit der Bundestags-Neuwahl vergangen. Und nun kann die Koalition aus CDU/CSU und SPD bald loslegen. Vor wenigen Tagen hat der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz seine künftigen Unions-Minister vorgestellt. Am heutigen 5. Mai 2025 präsentierte nun auch die SPD ihr Kabinetts-Personal.
Es war bis heute das bestgehütete Geheimnis der SPD: bekommt die Parteivorsitzende Saskia Esken einen Platz in der neuen Regierung oder nicht? In öffentlichen Umfragen hatten sich stets deutliche Mehrheiten gegen Esken (BILD-Nickname „Klette“) ausgesprochen. Und jetzt steht fest, dass auf der Regierungsbank tatsächlich kein Platz für sie vorgesehen ist.
Stattdessen werden sechs „neue“ Frauen die zukünftige Geschicke der Regierung leiten – und drei Männer.
Stefanie Hubig: Unsere neue Bundesjustizministerin
Foto: Land Rheinland-Pfalz/Peter Bajer
Dr. Stefanie Hubig übernimmt das Amt der Bundesjustizministerin. Mit einer starken Kombination aus juristischer Expertise und politischer Erfahrung bringt sie ideale Voraussetzungen für ihr neues Amt mit. Die SPD-Politikerin war seit 2016 Bildungsministerin in Rheinland-Pfalz und spielte als Präsidentin der Kultusministerkonferenz 2020 eine zentrale Rolle in der Bildungspolitik.
Aber auch juristisch ist Hubig bestens aufgestellt: Nach ihrem Jurastudium in Regensburg war sie Staatsanwältin und Richterin in Ingolstadt. Seit 2000 arbeitete sie im Bundesjustizministerium, später als Referatsleiterin und ab 2009 als Leiterin der Abteilung Strafrecht in Rheinland-Pfalz. 2014 wurde sie Staatssekretärin im Bundesjustizministerium unter Heiko Maas.
Verena Hubertz: Unsere neue Bauministerin
Foto: SPD-Bundestagsfraktion
Verena Hubertz übernimmt das Bundesbauministerium – und bringt unternehmerisches Denken und politische Erfahrung mit. Die SPD-Politikerin gründete 2013 die erfolgreiche Koch-App Kitchen Stories und leitete das Start-up bis 2020, bevor sie in den Bundestag wechselte.
Seit 2021 ist Hubertz Abgeordnete für den Wahlkreis Trier. In der SPD-Fraktion war sie als stellvertretende Vorsitzende unter anderem für Bauen und Wohnen, Wirtschaft und Energie zuständig. Sie tritt das Amt in einer schwierigen Lage an: Wohnraummangel, steigende Baukosten und Zinsen prägen den Markt.
Hubertz will mit neuen Impulsen gegensteuern – mit wirtschaftlichem Sachverstand und politischem Gestaltungswillen.
Bärbel Bas: Unsere neue Bundesarbeitsministerin
Foto: SPD-Bundestagsfraktion
Bärbel Bas übernimmt das Amt der Bundesministerin für Arbeit und Soziales. Die SPD-Politikerin bringt fundierte Erfahrung aus Sozialversicherung, Personalmanagement und langjähriger Parlamentsarbeit mit. Die gelernte Sozialversicherungsfachangestellte leitete zuletzt die Personalabteilung einer Krankenkasse. Seit 2009 sitzt sie im Bundestag, war Fraktionsgeschäftsführerin, Vizevorsitzende und von 2021 bis 2025 Bundestagspräsidentin.
Mit ihrer praxisnahen und politischen Erfahrung ist Bas gut gerüstet, zentrale Arbeits- und Sozialthemen in schwierigen Zeiten anzugehen.
Reem Alabali-Radovan: Unsere neue Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit
Foto: SPD-Bundestagsfraktion
Reem Alabali-Radovan übernimmt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die SPD-Politikerin bringt persönliche Fluchterfahrung, politikwissenschaftliches Fachwissen und umfassende Erfahrung in Integrations- und Migrationspolitik mit.
Geboren 1990 in Moskau, kam sie als Kind mit ihrer Familie aus dem Irak nach Deutschland. Nach dem Politikwissenschaftsstudium in Berlin war sie Integrationsbeauftragte in Mecklenburg-Vorpommern und später Staatsministerin im Kanzleramt sowie Beauftragte für Migration und Antirassismus. Mit ihrem Blick für globale Gerechtigkeit und gesellschaftliche Teilhabe will Alabali-Radovan die deutsche Entwicklungspolitik neu ausrichten.
Elisabeth Kaiser: Unsere neue Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland
Foto: SPD/Phototek
Die 36-jährige Bundestagsabgeordnete Elisabeth Kaiser aus Gera übernimmt die wichtige Aufgabe, die Belange der ostdeutschen Länder auf Bundesebene zu vertreten und die Transformation der Region aktiv mitzugestalten. Geboren und aufgewachsen in Ostthüringen, kennt Kaiser die Herausforderungen und Potenziale ihrer Heimat aus erster Hand – sei es demografischer Wandel, wirtschaftliche Strukturbrüche oder die Sehnsucht nach gleichwertigen Lebensverhältnissen.
Seit 2017 ist sie Mitglied des Deutschen Bundestages. Als Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesbauministerium arbeitete sie zuletzt eng mit Klara Geywitz zusammen und brachte vor allem ihre Expertise in den Bereichen Stadtentwicklung, ländlicher Raum, klimagerechtes Bauen und bezahlbarer Wohnraum ein. Dabei verknüpft sie soziale mit ökologischen Anliegen und achtet konsequent auf die Realitäten vor Ort – in Großstadt und Dorf gleichermaßen.
Natalie Pawlik: Unsere neue Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration
Foto: SPD-Bundestagsfraktion
Die hessische Bundestagsabgeordnete Natalie Pawlik wird neue Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration und damit zentrale Stimme für eine moderne Einwanderungsgesellschaft.
1992 in Wostok (Sibirien) geboren, kam sie im Alter von sechs Jahren als russlanddeutsche Spätaussiedlerin mit ihrer Familie nach Deutschland. Ihre eigene Biografie ist geprägt von Integration, Aufstieg durch Bildung und dem frühen Engagement für soziale Gerechtigkeit. Als Kind lernte sie zunächst in einer Integrationsklasse Deutsch, arbeitete ab ihrem 15. Lebensjahr in der Gastronomie und finanzierte sich Führerschein, Schul- und Studienabschlüsse selbst. Sie studierte Geschichts- und Kulturwissenschaften sowie Soziologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen und arbeitete im Büro des Europaabgeordneten Dr. Udo Bullmann.
Seit 2021 ist Pawlik Mitglied des Bundestages, bislang als Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten.
Jetzt heißt es, den Damen die Daumen für eine erfolgreiche Politik zu wünschen, die unser Land doch so dringend benötigt.
Und dann gibt es da noch die Herren aus den künftigen SPD-Ministerien:
Lars Klingbeil: unser neuer Vizekanzler und Finanzminister
Foto: SPD/MK
Lars Klingbeil wurde am 23. Februar 1978 in Soltau geboren und wuchs in Munster (Niedersachsen) auf, wo er bis heute lebt. Der studierte Politikwissenschaftler, Soziologe und Historiker sammelte erste politische Erfahrungen als Schülersprecher. Bereits während seines Studiums in Hannover arbeitete er im Wahlkreisbüro von Altkanzler Gerhard Schröder.
Klingbeil begann seine politische Karriere in der Kommunalpolitik: 2006 zog er in den Kreistag des Heidekreises ein. Seit 2009 ist er Mitglied des Deutschen Bundestages und gewann 2017 und 2021 das Direktmandat. Seine Schwerpunkte liegen in der Sicherheits- und Digitalpolitik, mit besonderem Einsatz für die Bundeswehrstandorte seiner Heimatregion.
Auf Bundesebene wurde Klingbeil vor allem als Generalsekretär der SPD (2017–2021) bekannt, wo er maßgeblich an der Neuausrichtung der Partei beteiligt war. Seit Ende 2021 ist er gemeinsam mit Saskia Esken SPD-Vorsitzender, seit Februar 2025 auch Fraktionsvorsitzender im Bundestag.
Trotz parteiinterner Kritik nach dem enttäuschenden Wahlergebnis der SPD übernimmt Klingbeil nun das Amt des Vizekanzlers und Finanzministers.
Boris Pistorius bleibt Bundesminister der Verteidigung
Foto: Bundesverteidigungsministerium/Jankowski
Boris Pistorius, geboren am 14. März 1960 in Osnabrück, blickt auf eine lange Karriere im öffentlichen Dienst und in der Politik zurück. Nach einer kaufmännischen Ausbildung und Wehrdienst studierte er Rechtswissenschaften in Osnabrück und Münster sowie Französisch in Angers, Frankreich. Nach dem zweiten Staatsexamen war er zunächst als Rechtsanwalt tätig, bevor er in die niedersächsische Verwaltung wechselte.
Sein politischer Aufstieg begann als persönlicher Referent des damaligen Innenministers Gerhard Glogowski, später leitete er verschiedene Dezernate bei der Bezirksregierung Weser-Ems. Von 2006 bis 2013 war Pistorius Oberbürgermeister von Osnabrück, ehe er als Innenminister in die Landesregierung Niedersachsen wechselte – ein Amt, das er über zehn Jahre innehatte.
2023 wurde er in einer sicherheitspolitisch angespannten Zeit überraschend Bundesverteidigungsminister und etablierte sich rasch als profilierter Fachpolitiker mit klarer Linie.
Er zählt derzeit zu den populärsten Politikern der alten Bundesregierung, und vielleicht auch in der neuen.
Carsten Schneider: Unser neue Minister für Umwelt und Klimaschutz
Foto: SPD-Bundestagsfraktion
Carsten Schneider, geboren 1976 in Erfurt, gehört seit mehr als zwei Jahrzehnten zum festen politischen Inventar der SPD-Bundestagsfraktion. Der gelernte Bankkaufmann und studierte Public-Policy-Experte begann seine politische Laufbahn bereits in den 1990er-Jahren bei den Jusos und trat 1995 in die SPD ein. Mit nur 22 Jahren wurde er 1998 als direkt gewählter Abgeordneter in den Deutschen Bundestag gewählt – damals jüngster Parlamentarier.
Sein politischer Fokus lag lange auf der Finanz- und Haushaltspolitik: Von 2005 bis 2013 war er haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, später übernahm er weitere zentrale Funktionen wie den stellvertretenden Fraktionsvorsitz (2013–2017) und die Rolle des Ersten Parlamentarischen Geschäftsführers (2017–2021). Seit 2021 ist er als Staatsminister beim Bundeskanzler auch Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland.
Schneider gilt als analytischer Kopf mit klarer Haltung und zählt zu den einflussreicheren Stimmen innerhalb der SPD-Bundestagsfraktion.
Am 6. Mai 2025 sollen der Bundeskanzler gewählt sowie die neuen Ministerinnen und Minister vereidigt werden.
Zusammenstellung: Walter Thomas / Achim Kaemmerer
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