Fußball-WM in Katar: Was die ZDF-Doku aufdeckt

Bericht über Korruption und Homosexuellen-Feindlichkeit

Wie hat es Katar geschafft, die WM trotz aller Kritik zu behalten? Wie nahm das Land die europäischen Ligen für die WM ein, obwohl diese für die Verlegung in den Winter ihren Liga-Betrieb für zwei Monate unterbrechen müssen? Und sind die zwei unverzollten Uhren, die Karl-Heinz Rummenigge im Februar 2013 aus Doha mitbrachte, Geschenke der katarischen Gastgeber, wie ein Informant in der "ZDFzeit"-Dokumentation "Geheimsache Katar" behauptet?

 

Die Dokumentation von Jochen Breyer und Julia Friedrichs, die aktuell in der ZDFmediathek zur Verfügung steht, schildert, wie Katar eine exklusive Reisegruppe nach Doha einlud – die European Club Association, den Zusammenschluss der europäischen Spitzenclubs.

 

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Luxus-Hotels und Rolex-Uhren für Funktionäre? 

Katar zahlte für Flüge, Luxus-Hotel und andere Annehmlichkeiten. Das ZDF konnte mit sieben Bundesliga-Funktionären sprechen, die in Doha dabei waren. Sie beschreiben die Reise als Lobbyveranstaltung. Die Aussagen der Funktionäre, die anonym bleiben wollen, dürfen veröffentlicht werden.

Karl-Heinz Rummenigge, damals Vorsitzender der European Club Association, stand bei diesem Event im Mittelpunkt. Dass die Rolex-Uhren, die bei Rummenigges Rückflug aus Doha am Zoll in Deutschland entdeckt wurden, womöglich ein Geschenk vom Chef des katarischen WM-Organisationsteams Hassan Al-Thawadi waren, verneint Rummenigges Anwalt auf ZDF-Nachfrage. Von wem Rummenigge die Uhren erhalten haben will, legt er nicht offen. In einem früheren Interview sagte er, sie seien von einem Freund.

 

Die Recherchen des ZDF liefern zudem neue Hinweise, auf welchen Wegen es Katar gelungen sein könnte, die europäischen Fußball-Funktionäre von der Verlegung der WM in den Winter zu überzeugen. Der Manager eines Bundesligisten, der anonym bleiben will, berichtet gegenüber dem ZDF von weiteren Details zu dem Treffen in Doha, zu dem Katar die europäischen Spitzenclubs eingeladen habe. Dort hätten die katarischen Verantwortlichen deutlich gemacht, dass die Unterstützung der europäischen Ligen dem Land viel wert sei.

Der Manager sagt: "Da war klar, wie das funktioniert. Da wird es darum gehen, welche Medienverträge müssen wir in euren Ligen für teuer Geld einkaufen?". Als 2015 die Übertragungsrechte für die sogenannte MENA-Region, den Nahen Osten und Nordafrika, neu verhandelt wurden, bot der katarische Sportsender BeINSports der Deutschen Fußball Liga fast vier Mal so viel, wie bislang gezahlt wurde. 40 Millionen Euro pro Saison, statt zuvor elf Millionen Euro. Das ZDF hat sowohl BeINSports als auch die Deutsche Fußball Liga um eine Stellungnahme gebeten. Beide äußerten sich nicht.

 

WM-Botschafter: "Homosexualität ist ein 'geistiger Schaden'"

Für die Dokumentation "Geheimsache Katar" war das ZDF-Team um Sportmoderator Jochen Breyer in diesem Jahr zwei Mal für Dreharbeiten in Katar. Dem Team gelangen dabei seltene Einblicke in die verschlossene katarische Gesellschaft. Unter anderem konnte Jochen Breyer einen der offiziellen WM-Botschafter des Landes mit der Kamera begleiten: den ehemaligen Nationalspieler Khalid Salman. Als Breyer ihn auf die Kritik aus Europa ansprach, lenkte Salman das Gespräch auf Homosexuelle.

Er sagte: "Während der WM werden viele ‚Dinge’ hier ins Land kommen. Lass uns über Schwule reden. Das wichtigste ist doch: Jeder wird akzeptieren, dass sie hier herkommen. Aber sie werden unsere Regeln akzeptieren müssen." Er habe vor allem Probleme damit, wenn Kinder Schwule sähen, sagte Salman. Denn diese würden dann etwas lernen, was nicht gut sei. In seinen Augen sei Schwulsein "haram", so Salman, also verboten. Damit nicht genug: "Es ist ein geistiger Schaden", fügte er hinzu. Der Pressesprecher des WM-Organisationskomitees, der das ZDF-Team bei den Dreharbeiten begleitete und kontrollierte, brach an dieser Stelle das Interview ab.

 

Quelle/Foto: Pressedesk ZDF

 


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