Einkaufspreis für Gas sinkt – Doch was haben wir davon?

11.01.2023

Wir sind wieder auf Vorjahresniveau – aber Stadtwerke bleiben zurückhaltend

Wenn man sich die aktuellen Daten zur Gasversorgung bei der Bundesnetzagentur so anschaut, dann scheint die Lage derzeit nicht so dramatisch zu sein. Doch leider ist dieses Gefühl laut Expertenmeinungen trügerisch

 

Unter anderem heißt es (Stand: 10. Januar 2023):

Die Gasversorgung in Deutschland sei „stabil“, die „Versorgungssicherheit gewährleistet“.

Die Lage sei „weniger angespannt“ als zu Beginn des Winters. Eine Gasmangellage in diesem Winter sei „zunehmend unwahrscheinlich“.

 

Dennoch: Eine Verschlechterung der Situation könne weiterhin „nicht ausgeschlossen“ werden.

Der Gesamtspeicherstand in Deutschland liegt bei 91,20 %.

Der Gasverbrauch lag in der 52. Kalenderwoche 30 % unter dem durchschnittlichen Verbrauch der letzten vier Jahre. Das könne aber natürlich auch an dem relativ milden Klima in diesem bisherigen Winter liegen.

 

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Weitere Erkenntnisse:

„Die ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland konnten teilweise durch zusätzliche Importe, unter anderem über die Niederlande, Belgien und aus Norwegen kompensiert werden. Gleichzeitig reduzierten sich die Exporte in die Nachbarländer. Dies führte dazu, dass im Saldo mit 948 Terrawattstundern (TWh) mehr Erdgas in Deutschland zur Verfügung stand als im Jahr 2021 (902 TWh).“

 

Und: „In den Monaten Oktober bis Dezember lag der Gasverbrauch der Industrie 23 % und der Verbrauch von privaten Verbrauchern und Gewerbetreibenden 21 % unter den Vorjahren.“

 

Gasmarkt schwankt: Wir müssen weiterhin sparsam bleiben

Was aber die Verbraucherinnen und Verbraucher wohl am meisten interessiert: „Die Großhandelspreise sind zuletzt wieder gesunken, befinden sich aber immer noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau.“


Rückblick: „Seit März 2022 hat sich der Gaspreis im Gasgroßhandel vervielfacht. Ihren vorläufigen Höchststand erreichten die Großhandelspreise Ende August mit 315,9 Euro je MWh (Megawattstunde) an der Energiebörse EEX. (…) Bis November fielen die Preise wieder deutlich und erreichten mit 22,4 Euro je MWh am 1. November 2022 den niedrigsten Stand des Jahres.“

Inzwischen ist die Kurve wieder etwas nach oben gegangen: Am 4. Januar 2023 lag der Einkaufspreis bei 72 Euro/MWh – und damit in etwa auf dem Niveau von Anfang Februar 2022 – mit ca. 80 Euro/MWh.

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Quelle/Grafik: Bundesnetzagentur

 

Na, das ist doch prima, mögen sich jetzt die preisgeplagten Menschen sagen. Dann könnten die Stadtwerke ja auch die Tarife wieder etwas senken – oder?

 

"Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer"

Da sollte man sich aber nicht zu früh freuen, meint Alexander Hauk, Pressesprecher vom Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) in Berlin.

Auf Anfrage von anzeiger24.de antwortet er: „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Die aktuelle Preisentwicklung der Gaspreise insbesondere am Spotmarkt ist erfreulich, aber eine Momentbetrachtung.“

 

Der Gasspotmarkt sei nicht repräsentativ für die nachhaltige Langfristbeschaffung und Preiskalkulation der Stadtwerke, denn sie „kaufen Gas stetig auf Termin für die Zukunft ein“, so Hauk. „Nur so können sie wie in den letzten Monaten im Interesse ihrer Kunden zu starke Schwankungen in extremen Hochpreisphasen vermeiden. Auch wenn wir es uns anders wünschten: Die Realität wird deshalb sein, dass die Energiepreise für Verbraucher zunächst noch auf höherem Niveau verbleiben werden. Erst wenn sich günstige Preise beständig auch am Terminmarkt etablieren, wird das in der Folge die Energiepreise senken.“

 

Und um die Euphorie noch weiter zu bremsen ergänzt der VKU-Sprecher: „Auch die Gaspreiskommission ging schon im letzten Jahr davon aus, dass Deutschland – und damit auch die Energiepreise – auch nach Überwindung der aktuellen Situation nicht wieder zum früheren Normalzustand / Preisniveau zurückkehren werden.“

 

Für die Bundesnetzagentur steht daher fest: „Ein sparsamer Gasverbrauch bleibt wichtig. Unternehmen und private Verbraucher müssen sich weiterhin auf ein deutlich höheres Preisniveau einstellen.“

 

Bericht: Achim Kaemmerer

Foto: A.Fox/Bruno-Germany / Pixabay

Collage: anzeiger24.de

 


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