Das 49-Euro-Ticket kommt – aber wann und wer profitiert?

Was ist mit dem Ausbau der Infratruktur?

Das 9-Euro-Ticket für den ÖPNV war eine einmalige Aktion im Sommer 2022, die sich der Staat nicht noch einmal leisten kann – und möchte. Aber die Grundidee bleibt: Ein relativ günstiges Ticket, deutschlandweit gültig und ohne Tarifdschungel buchbar. Bund und Länder haben in ihrer Konferenz am 2. November daher beschlossen, eine solche Flatrate-Fahrkarte zum Preis von 49 Euro im Monat einzuführen. Aber es gibt immer noch viele Fragen.

 

Nach Möglichkeit soll das 49-Euro-ÖPNV-Ticket bereits zum 1. Januar 2023 nutzbar sein, so ein Ergebnis. „Der Bund will dafür ab 2023 jährlich 1,5 Milliarden Euro zum Verlustausgleich zur Verfügung stellen. Die Länder haben zugesagt, sich in gleicher Höhe zu beteiligen“, heißt es in einer Presseerklärung. „Darüber hinaus stellt der Bund schon ab dem Jahr 2022 zusätzliche Regionalisierungsmittel in Höhe von 1 Milliarde Euro jährlich zur Verfügung. Die Regionalisierungsmittel sollen jedes Jahr um drei Prozent erhöht werden. Über die weitere Entwicklung der Regionalisierungsmittel für die Zeit ab 2025 werden Bund und Länder Ende 2024 sprechen.“

 

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Wem nutzt das Ticket?

Profitieren dürften vor allem die Fahrgäste, die sehr viel mit Bus und Bahnen unterwegs sind, beispielsweise weil sie berufsbedingt pendeln. In vielen Fällen sind da 49 Euro erheblich günstiger als so manches Monatsticket.

Für Gelegenheits-Nutzerinnen und -Nutzer dürfte es wohl weniger interessant und attraktiv sein – es sei denn, sie unternehmen mal eine längere Fahrt in die Region oder andere Bundesländer.

 

Und die Landbevölkerung mit sehr wenig ÖPNV-Infrastruktur wird deswegen wahrscheinlich auch nicht direkt vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen.  

 

Für Menschen mit geringem Einkommen dürfte das Ticket weiterhin zu teuer sein, das kritisiert auch Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbandes VdK: „Es leistet einen Beitrag zur Mobilitätswende, aber nicht zur sozialen Teilhabe. Menschen in der Grundsicherung oder mit kleinen Einkommen und Renten werden diese Monatspreise nicht zahlen können. Alle, die kein Smartphone besitzen, werden es nicht benutzen können.“ Denn das Ticket soll nur digital buchbar sein – was auch für nicht so technik-affine Seniorinnen und Senioren eine Hürde darstellen könnte.

 

NRW-Verkehrsminister fordert auch Geld für den Verkehrsausbau

NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) kommentiert die Einigung: „Ein Tarifgebiet, ein Preis, ein Ticket: Das 49 Euro-Ticket wird den öffentlichen Verkehr in Deutschland revolutionieren. Das Ticket macht das Fahren mit Bahn und Bus für Millionen Menschen plötzlich attraktiv. (…) Diese Entwicklung war noch im Sommer völlig unvorstellbar, als etwa der Bundesfinanzminister Christian Lindner eine Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket kategorisch ausschloss und als ‚Gratismentalität‘ abqualifizierte. Viele haben in den letzten Monat für das Ticket gekämpft und sich am Ende durchgesetzt.“

 

Allerdings gibt es auch einen „faden Beigeschmack“, sagt der Minister: Der „Bund komme trotz Erhöhung der Regionalisierungsmittel weiter nicht im nötigen Umfang seiner grundgesetzlichen Verpflichtung zur Finanzierung des ÖPNV nach. Mit dem zugesagten Geld werden die Länder das Verkehrsangebot kaum halten, geschweige denn ausbauen können. Die gleichzeitige Finanzierung des Tickets bedeutet für NRW einen finanziellen Kraftakt. Eine auskömmliche Finanzierung wäre aber bitter nötig, vor allem in Hinblick auf eine bessere Anbindung ländlicher Räume.“


Bericht: Achim Kaemmerer
Foto: Archiv / Pixabay

 


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