Corona-Folgen: So sollen die psychischen Schäden bei Kindern und Jugendlichen aufgearbeitet werden

Fünf Maßnahmen sollen Familien unterstützen – Kritik aus der Opposition

„Viele Kinder und Jugendliche sind durch die Pandemie stark belastet. Das ist das zentrale Ergebnis des Abschlussberichts einer Interministeriellen Arbeitsgruppe (IMA)“, erklärten Bundesjugendministerin Lisa Paus und Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach am Mittwoch, 9. Februar. Viele Eltern dürften jetzt sagen: „Das wissen wir auch so“.

 

Der Worte über die psychischen Schäden, die Defizite in der Schule und im sozialen Miteinander sind genug gewechselt. Das haben viele Familien hautnah gespürt. Und vor einem Jahr kamen die Ängste und die finanziellen Sorgen wegen des Krieges in der Ukraine hinzu.

Nun geht es also darum: Wie können Kinder und Jugendliche und ihre Eltern wieder in ihrer „mentalen Gesundheit und Resilienz“ gestärkt werden?

 

Handlungsempfehlungen: Zuschuss bei Kinderbetreuung, Mental Health Coaches an Schulen, bessere Gesundheits-Versorgung und psychosoziale Beratung

Die IMA hat für fünf Handlungsfelder Empfehlungen für Schulen, Kindertagesbetreuung, Kinderärztinnen und -ärzte sowie in der Jugend- und Familienhilfe erarbeitet.

 

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Im Handlungsfeld „Frühe Hilfen“ sollen Familien mit Belastungen direkt nach der Geburt über Willkommensbesuche oder Lotsendienste erreicht und zum Beispiel durch Familienhebammen unterstützt werden.
Eltern können zum Beispiel über den Instagram-Kanal „elternsein info“ und mit digitalen Sprechstunden zu den Themen Flucht, psychische Gesundheit und Ernährung informiert und beraten werden.

 

Im Handlungsfeld „Kindertagesbetreuung“ unterstützt der Bund die Länder in den Jahren 2023 und 2024 mit rund 4 Milliarden Euro, u.a. für Maßnahmen in den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Bewegung.

 

Im Handlungsfeld „Schule“ sollen ab dem Schuljahr 2023/24 Mental Health Coaches an Schulen über ein Modellprogramm bei akuten psychischen Krisen eingesetzt werden. Sie sollen Kindern und Jugendlichen bei Sorgen und Problemen zur Seite stehen, in akuten Krisen eine „Erste Psychische Hilfe“ leisten und in weitere Unterstützungsangebote vermitteln.
Außerdem werde die Schulboxenaktion mit der „Nummer gegen Kummer“ fortgesetzt.

 

Im Handlungsfeld „Gesundheitswesen“ will sich der Bund für eine „bessere medizinische Versorgung“ von Kindern und Jugendlichen und für die „Beseitigung von Engpässen bei Kinderarzneimitteln“ einsetzen.

Für die Jahre 2023 und 2024 soll es eine „Erlösgarantie für die pädiatrische Versorgung in Krankenhäusern und zusätzliche finanzielle Mittel für die stationäre Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Höhe von jeweils 300 Millionen Euro“ geben.

Auch Prävention und Gesundheitsförderung sollen gestärkt und für Kinder und Jugendliche mit stärkeren psychischen Belastungen und psychischen Erkrankungen mehr Therapieplätze geschaffen werden. Somit sollen Wartezeiten vor allem im ländlichen Raum reduziert werden.

 

Im „Handlungsfeld Jugend- und Familienhilfe“ geht es unter anderem darum, neue Rechtsansprüche für Kinder, Jugendliche und Familien auf Beratung und Unterstützung umzusetzen. Kinder können nun beim Jugendamt psychosoziale Beratung in Anspruch nehmen, ohne dass ihre Eltern darüber informiert werden. Psychisch kranke Eltern erhalten niedrigschwellig Hilfe von den Erziehungsberatungsstellen.

 

CDU/CSU: Kinder und Jugendliche brauchen endlich mehr als nur warme Worte

Man sollte nicht vergessen: Als die Corona-Pandemie ausbrach, war die CDU/CSU noch in der Regierung und hat damit die Lockdown-Maßnahmen mitverantwortet; u.a. Gesundheitsminister Jens Spahn, Vorgänger von Karl Lauterbachs.

 

Nun meldet sich die Fraktion aus der Opposition heraus zu Wort.

So erklärt beispielsweise der gesundheitspolitische Sprecher Tino Sorge: „Schulschließungen und Lockdowns haben tiefe Spuren in der gesundheitlichen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen hinterlassen. Depressions- und Adipositaserkrankungen haben in dieser Zeit deutlich zugenommen. Es ist daher wichtig, dass zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgung als Empfehlungen in den Bericht aufgenommen wurden. Weitere Lehren für die Zukunft sind aber unverzichtbar. Bei der Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen müssen künftig die Folgen für die Betroffenen noch stärker Maßstab bei der Abwägung sein.“

 

Silvia Breher, jugendpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, ergänzt: „Als Handlungsbedarfe wurden im Bericht der Arbeitsgruppe 'Kindergesundheit' insbesondere der Ausbau der Frühen Hilfen sowie Maßnahmen im Bereich der frühkindlichen Bildung identifiziert. Umso mehr verwundert es, dass die Ampel in diesen Bereichen einen Rückwärtsgang eingelegt und wichtige Programme wie das Bundesprogramm Sprach-Kitas oder die Fachkräfteoffensive gestrichen hat. Ende vergangenen Jahres wurde die Forderung der CDU/CSU-Fraktion auf Ausbau der Frühen Hilfen als nicht notwendig abgebügelt. Im Sinne unserer Kinder endlich handeln statt permanent reden: das ist das Gebot der Stunde!“

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Foto: Myléne/Pixabay

 


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