Aus für Verbrenner-Aus? Rolle rückwärts beim Klimaschutz?
17.12.2025EU-Kommission öffnet Fahrertür für Lockerungen– Grüne und Umwelthilfe protestieren, Auto-Verbände erleichtert
Wird das bereits beschlossene "Verbrenner-Aus" für Benziner ab 2035 in der EU doch wieder gekippt? Im Augenblick sieht es so aus, angesichts der Krise der Autoindustrie. Die EU-Kommission schlägt eine Lockerung vor. Statt eines vollständigen Null-Emissionsziels sollen die CO₂-Emissionen von Neuwagenflotten bis 2035 um 90 Prozent gegenüber 2021 sinken. Damit blieben neue Verbrenner, Plug-in-Hybride und Range-Extender weiterhin zulassungsfähig, sofern Hersteller die Flottengrenzwerte einhalten. Zusätzlich sollen CO₂-Einsparungen aus vorgelagerten Produktionsprozessen (z. B. grüner Stahl) oder begrenzt aus alternativen Kraftstoffen angerechnet werden. Ziel ist es, die Autoindustrie zu entlasten und mehr Flexibilität zu schaffen, ohne die Elektromobilität grundsätzlich infrage zu stellen.
Grüne warnen vor industrie- und klimapolitischem Rückschritt
Die Grünen kritisieren weniger den formalen Vorschlag der Kommission als die politische Debatte, insbesondere in Deutschland. Die Diskussion um ein mögliches Kippen des Jahres 2035 habe Planbarkeit und Verlässlichkeit zerstört und damit Industrie wie Klimaschutz geschadet. Die ehemalige Umweltbundesministerin Steffi Lemke fordert im Gespräch mit dem Sender phoenix, dass selbst bei einer Aufweichung des Datums starke Anreize für Elektromobilität gesetzt werden müssten. Entscheidend seien sinkende Strompreise, ein schneller Ausbau der Ladeinfrastruktur und eine langfristige Industriepolitik, die Arbeitsplätze sichere. Die aktuelle Debatte über den Weiterverkauf von Verbrennern gehe am Kern der Herausforderungen vorbei.
Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert Abkehr vom Null-Emissionsziel
Die DUH bewertet den Vorschlag der EU-Kommission als gravierenden Rückschritt für Klima- und Verkehrspolitik. Die Absenkung des Ziels von 100 auf 90 Prozent bedeute faktisch das Ende des Verbrenner-Aus. Besonders scharf kritisiert die DUH die Einbeziehung von Plug-in-Hybriden, Range-Extendern und Kraftstoffanrechnungen, die aus ihrer Sicht reale Emissionen verschleiern. Diese Technologien würden im Alltag überwiegend fossil betrieben und verhinderten den Übergang zu echten Nullemissionsfahrzeugen. Die Organisation spricht von einem „Kniefall vor der Autolobby“ und warnt, dass die Klimaziele im Verkehrssektor so nicht mehr erreichbar seien.
ADAC fordert mehr Technologieoffenheit und Wahlfreiheit für Verbraucher
Der ADAC begrüßt die geplante Lockerung der Flottengrenzwerte und sieht darin eine realistischere Ausrichtung der EU-Politik. Verbraucher wollten Wahlfreiheit bei Antrieben, um Klimaschutz bezahlbar und praktikabel zu machen. Der Automobilclub kritisiert allerdings, dass alternative Kraftstoffe wie Biokraftstoffe und E-Fuels nur sehr begrenzt angerechnet werden sollen. Elektromobilität bleibe wichtig, laufe aber langsamer an als erwartet. Entscheidend seien bessere Rahmenbedingungen, insbesondere bei Ladeinfrastruktur, Strompreisen und erneuerbaren Energien, damit alle Technologien zum Klimaschutz beitragen können.
ZDK erwartet "Kurskorrektur hin zu Realismus und Marktakzeptanz"
Der ZDK begrüßt die Absenkung des Reduktionsziels ausdrücklich als überfällige Korrektur einer aus seiner Sicht realitätsfernen „Electric-only“-Strategie. Weder Ladeinfrastruktur noch Netze seien ausreichend ausgebaut, zudem fehlten bezahlbare Angebote für viele Kunden. Der Verband fordert eine stärkere Berücksichtigung effizienter Verbrenner- und Hybridtechnologien, insbesondere in Verbindung mit klimaneutralen Kraftstoffen. Klimaneutrale Mobilität könne nur gelingen, wenn sie bezahlbar, alltagstauglich und marktfähig sei. Technologieoffenheit sei kein Rückschritt, sondern Voraussetzung für Akzeptanz und nachhaltigen Wandel.
Quelle: Tagesschau / phoenix / DUH / ADAC / ZDK
Foto: E.Akyurt/Pixabay
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