Alt, aber nicht stumm: Omas gegen Rechts erhalten Paul-Spiegel-Preis

15.11.2020

Ortsgruppe im Kreis Mettmann freut sich über diese Auszeichnung für Zivilcourage

Der Zentralrat der Juden hat in der vergangenen Woche den „Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage“ an die Initiative „Omas gegen Rechts“ vergeben. Veronika & Dorothee John-Wickel von der Ortsgruppe Kreis Mettmann erfreut diese Nachricht aus Berlin: „Damit wird eine Organisation gewürdigt, die keine große Lobby hat.“

 

Was sind die Omas gegen Rechts?

Einige haben den Zweiten Weltkrieg und die Nazi-Herrschaft noch hautnah miterlebt. Andere sind erst in der Nachkriegszeit geboren. Aber eins vereint die „Omas gegen Rechts“: Das Bekenntnis „Nie wieder!“ Das bedeutet: Nie wieder Rassismus, Antisemitismus und Rechtsradikalismus. Aber auch: Nie wieder schweigen, wenn sich neue Gräueltaten anbahnen – so wie in der heutigen Zeit.


„Es hat nicht mit den Gaskammern angefangen. Es hat nicht mit der Politik ‚wir gegen die‘ angefangen. Es hat nicht mit den brennenden Häusern und mit den Hassreden angefangen. Es hat damit angefangen, dass die Leute weg geschaut haben. Ich werde nicht weg schauen. Aus diesem Grunde bin ich bei den ‚Omas gegen Rechts‘“, sagt Dorothee John Wickel (60) aus Hilden. Ihre Ehefrau Veronika (65) ergänzt: „Wir müssen aktiv werden. Es ist höchste Zeit. Ich mag alt sein, aber ich bin nicht stumm.“

 

Auch weitere „Omas“ aus dem Kreis Mettmann werden deutlich:

Ingrid aus Hilden: „Ich war schon als Kind gegen Ungerechtigkeit. Ich bin bei den ‚Omas gegen Rechts‘, weil rechtes Gedankengut nichts mit Gerechtigkeit und mit unserem Grundgesetz zu tun hat. Das, was 1933 bis 1945 in Deutschland passiert ist, darf nie wieder passieren.“

Ina aus Erkrath: „Kofi Annan (von 1997 bis 2006 Generalsekretär der Vereinten Nationen) hat ein-mal gesagt: ‚Alles, was das Böse braucht, um zu triumphieren, ist das Schweigen der Mehrheit“. Die ‚Omas gegen Rechts‘ schweigen nicht, deshalb bin ich dabei.“
Und Gisela aus Mettmann: „Rassismus ist ein Gift, genauso wie Antisemitismus und die Ausgren-zung von Minderheiten. Und jeder Mensch, der unsere Freiheit und Demokratie verteidigen möchte, steht dagegen auf. Im kleinen, einzeln oder gemeinsam. Und deswegen bin ich bei den ‚Omas gegen Rechts‘.“

 

Was tun die Omas gegen Rechts?

Wann immer es darum geht, Flagge für die Demokratie zu zeigen und ein Zeichen gegen Diktatur zu setzen, machen sich die Omas gegen Rechts bemerkbar.

 

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Ein Bild aus den Zeiten vor Corona: Die Omas gegen Rechts im Kreis Mettmann protestieren gegen Rassismus auf der Straße 

 

Zur Kommunalwahl 2020 beispielsweise proklamierten sie an einem Infostand in Hilden: „Geht wählen“ – und erklärten auch, warum dies eigentlich so wichtig ist. Als die AfD Düsseldorf im Juni in Hilden einen Parteitag zur Nominierung ihrer Rats-Kandidaten abhielt (in der eigenen Stadt haben sie keinen Raum-Vermieter gefunden), organisierte das Bündnis "Hilden stellt sich quer" eine Demo. Natürlich beteiligten sich auch die "Omas gegen Rechts".  

 

Bei einer Demo für die Seenotrettung am Neanderthal Museum waren sie ebenso dabei wie bei einer Solidaritätsaktion in Erkrath für die Opfer des abgebrannten Flüchtlingslagers in Moria.

 

Und zu den Gedenktagen am 9. November und 27. Januar werden Stolpersteine in der Stadt gereinigt und im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus mit Kränzchen und Kerzen geschmückt.

 

Doch es geht nicht nur um Rassismus und Fremdenfeindlichkeit: Die Omas gegen Rechts im Kreis Mettmann unterstützen auch die Bewegung Fridays for Future – ein Generationen übergreifender Protest für eine bessere Zukunft.

 

Nicht immer stoßen die engagierten Seniorinnen auf Verständnis. „Auch wir bekommen Hass-Mails und müssen uns einiges anhören“, sagt Dorothee John-Wickel.

Doch sie bleibt standhaft. In einem Seminar hat sie gelernt, wie man bei rassistischen oder rechten Parolen reagieren sollte: „Zuerst ist man baff.“ Doch dann muss man eben gekonnt kontern. Zu-nächst gilt es, den Übelredner zur Rede zu stellen: „Meinst du das im Ernst?“, „Moment mal…“ oder „Erklär mir das mal…“ – so kann man die Irritation umkehren. „Und dann bin ich auch für eine Diskussion bereit!“, sagt Dorothee John-Wickel selbstbewusst.

 

Daher ist sie auch stolz auf den Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage: „Genau darum geht es uns!“

 

Wer mitmachen möchte, kann sich unter [email protected] beim Kreisverband melden.

 

Text: A.Kaemmerer
Fotos: privat