
Der nächste PISA-Schock: 'Beispielloser Rückgang des Leistungsdurchschnitts" an deutschen Schulen
05.12.2023OECD-Studie: Kompetenzen noch mehr verschlechtert – nur wegen Corona?
Die erste PISA-Studie der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) im Jahr 2000 war bereits ein Schock für Deutschland. Denn laut dieser Erhebung ist die Leistung von deutschen Schülerinnen und Schülern im internationalen Vergleich – gelinde gesagt – eher unterdurchschnittlich. Alle drei Jahre gibt es seitdem ein Update, und jedes Mal bangt die Republik darum, wie die Ergebnisse diesmal ausfallen.
Nun also liegt die PISA-Studie für 2022 (wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben) vor – und die Gesamtnote ist noch erschütternder: Demnach hat die OECD einen „beispiellosen Rückgang der Schülerleistungen festgestellt“, heißt es in einer Pressemitteilung. „Verglichen mit 2018 sank der Leistungsdurchschnitt in Lesekompetenz um 10 Punkte und in Mathematik um fast 15 Punkte.“ Wohlgemerkt: das gilt auch für viele andere Länder, Deutschland hat allerdings laut der OECD noch schlechtere Werte.
Mindestens 25 Punkte weniger in Mathe
An der Erhebung 2022 nahmen fast 700 000 Schülerinnen und Schüler aus 81 Mitgliedsländern und Partnervolkswirtschaften der OECD teil. Die 15-Jährigen absolvierten Tests in Mathematik als Schwerpunktbereich sowie in den Bereichen Lesekompetenz und Naturwissenschaften.
Das Ergebnis: „In Mathematik war der Leistungsrückgang zwischen 2018 und 2022 dreimal so stark wie je zuvor eine Leistungsveränderung zwischen zwei aufeinanderfolgenden PISA-Runden. In einzelnen Ländern, z. B. in Deutschland, Island, den Niederlanden, Norwegen und Polen, ergab sich ein besonders deutlicher Einbruch von 25 Punkten und mehr.
Da waren andere Länder wesentlich besser aufgestellt: So haben u.a. Costa Rica, Indonesien, Kambodscha, Kolumbien, Marokko, Paraguay und Rumänien mehr „Fortschritte im Hinblick auf die Erreichung des Ziels der universellen Sekundarschulbildung erzielt“, sagt die OECD.
Weitere Erkenntnisse: Singapur und fünf weitere ostasiatische Bildungssysteme – Macau (China), Chinesisch Taipei, Hongkong (China), Japan und Korea – schnitten in Mathematik besser ab als alle anderen. Auch in Naturwissenschaften war Singapur am erfolgreichsten, gefolgt von denselben fünf Ländern sowie Estland und Kanada. In Lesekompetenz erzielte Irland ebenso gute Leistungen wie Japan, Korea, Chinesisch Taipei und Estland.
Lag es an Corona?
Jetzt kann man natürlich sagen: „Alles wegen Corona: die Schulschließungen und der Online-Distanzunterricht sind schuld daran“.
Das lässt die OECD aber nicht so einfach gelten: „Der Leistungsrückgang kann nur teilweise auf die Corona-Pandemie zurückgeführt werden; in Lesekompetenz, Naturwissenschaften und Mathematik wurden bereits vor 2018 sinkende Punktzahlen verzeichnet.“
Bei den Leistungstrends war allerdings „kein klarer Unterschied zwischen Bildungssystemen festzustellen, in denen es nur in begrenztem Umfang zu Schulschließungen kam, wie z. B. in Island, Schweden und Chinesisch Taipei, und solchen, in denen die Schulen längere Zeit geschlossen waren, wie etwa in Brasilien, Irland oder Jamaika“.
Auch der Kontakt zu den Lehrkräfte habe laut Schülerbefragung eine gewichtige Rolle gespielt: „Dort, wo die Lehrkräfte gut erreichbar waren, lagen die Mathematikleistungen im Durchschnitt um 15 Punkte höher. Die betreffenden Schülerinnen und Schüler zeigten sich zudem zuversichtlicher, unabhängig von zu Hause aus lernen zu können.“
Die Studie sowie Länderanalysen, Zusammenfassungen und Daten stehen unter www.oecd.org/pisa zur Verfügung.
Quelle: OECD
Foto: A.Koch/Pixabay
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