Umfrage: E-Autos zu unattraktiv für Deutsche?

Nur 16 Prozent würden umsteigen – zu viele Unsicherheiten

Die Inflation und Energiekosten haben die Begeisterung in der deutschen Bevölkerung für Elektromobilität ordentlich abgedämpft – falls es sie überhaupt jemals gab. Das ergab eine Automotive Consumer Study der Unternehmensberatung Deloitte. Im Herbst 2022 wurden 26.000 Menschen in 24 Ländern weltweit zu ihren Präferenzen im Bereich Automotive befragt – 1.506 davon in Deutschland.

Demnach würden nur 16 Prozent der Deutschen bei ihrem nächsten Autokauf ein reines Elektroauto wählen. Das ist zwar 1 Prozent mehr als Ende 2021. Doch diese 15 Prozent waren ein starker Anstieg im Vergleich zu 2020, als lediglich 6 Prozent dieselbe Aussage tätigten.

 

Höhere Stromkosten schrecken Deutsche ab

„Das Zusammenspiel zwischen aktuellen Entwicklungen und den Wünschen der Konsumenten könnte dazu führen, dass der Hochlauf der Elektromobilität nicht so schnell voran kommt wie gesellschaftlich gewünscht“, meint Dr. Harald Proff, globaler Sektorleiter für den Bereich Automotive bei Deloitte. Bislang waren die vergleichsweise niedrigeren Kosten für Strom und der Umweltbonus wesentliche Argumente für den Kauf eines E-Autos. „Nun aber schießen die Stromkosten in die Höhe, während die Förderung sukzessive zurückgefahren wird und 2025 sogar ausläuft“, so Proff. „Das wird dazu führen, dass künftig weniger Elektroautos verkauft werden. Wir verfehlen das 15-Millionen-Ziel für 2030, wenn Regierung und Unternehmen nicht mit gezielten Maßnahmen gegensteuern.“

 

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Eine weitere Erkenntnis: „49 Prozent der am Kauf eines elektrifizierten Autos Interessierten würden ihre Entscheidung für ein solches Fahrzeug überdenken und sich für einen mit E-Fuel betriebenen Verbrenner entscheiden, wenn ein solcher Kraftstoff verfügbar wäre. 36 Prozent antworteten bei dieser Frage mit ‚vielleicht‘“, heißt es weiter.
 

Zu wenig Lademöglichkeiten und Reichweite

Unattraktiv seien E-Autos auch wegen fehlender öffentlicher Ladeinfrastrukturen (sagen laut Umfrage 47 Prozent), wegen der zu langen Ladezeit und der nicht vorhandenen Lademöglichkeit im eigenen Zuhause (jeweils 45 Prozent).

Dabei möchten der Studie zufolge 75 Prozent der Befragten ihr Auto am liebsten zu Hause laden – 70 Prozent waren es im Vorjahr.

 

Die Deutschen haben obendrein hohe Erwartungen an die Reichweite: „Für eine positive Kaufentscheidung erwartet fast die Hälfte der Befragten eine Reichweite von 400 bis 599 Kilometern. Für 30 Prozent sollte man mit voller Batterie 600 Kilometer oder mehr fahren können.“

Gegenbeispiel: In Japan erwarten nur 53 Prozent eine Reichweite von 400 Kilometern oder mehr. Getoppt werden die deutschen Erwartungen nur von denen der USA, wo 19 Prozent der Befragten eine Reichweite von mindestens 965 Kilometern (600 Meilen) erwarten.

 

Immerhin: Für Plug-in- und Hybridfahrzeuge haben sich 27 Prozent der Befragten entschieden. Und das obwohl der Umweltbonus nun ausgelaufen ist. Könnte vielleicht daran liegen, dass die Deutschen im Zweifelsfall doch lieber mit Benzin oder Diesel fahren wollen – kennt man ja schließlich kaum anders.

 

Eine weitere Erkenntnis: „Im Vergleich der globalen Fokusmärkte (China, Indien, Südkorea, USA, Japan, Deutschland sowie Südostasien) ist die Akzeptanz für reine Stromer in China am größten. Dort würden 27 Prozent ein solches Auto als nächstes kaufen.“

 

Die Konsequenz

Dr. Harald Proff bilanziert: „Unsere Konsumentenbefragung zeigt, dass die Unsicherheiten beim Thema Elektromobilität groß sind. Aufgabe der Unternehmen und Politik muss nun sein, mehr Sicherheit zu vermitteln, indem beispielsweise der Ausbau der Ladeinfrastruktur mit voller Kraft vorangetrieben wird. Für die Automobilunternehmen gilt es, die Kundenwünsche nicht aus dem Blick zu verlieren. Denn ein Teil der Kosten, die durch die Dekarbonisierung der kompletten Wertschöpfungskette entstehen, können mit dem richtigen Angebot und guter Kundenansprache kompensiert werden.“


Bericht: Achim Kaemmerer
Foto: Stefan Schweihofer/Pixabay 

 


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