Bundesbank: 19,2 Milliarden Euro Bilanzverlust

25.02.2025

Hohe Energiepreise, grüne Transformation, Bürokratie, trotzdem: "Höhepunkt der Belastungen dürfte überschritten sein"

Die Deutsche Bundesbank in Frankfurt/Main hat im Geschäftsjahr 2024 einen historischen Verlust von 19,2 Milliarden Euro verbucht – das höchste Minus in ihrer Geschichte. Damit fällt auch in diesem Jahr der Geldsegen für den Bundeshaushalt aus – bereits zum fünften Mal in Folge.

 

„Der Höhepunkt der jährlichen Belastungen dürfte überschritten sein“, betonte Bundesbankpräsident Joachim Nagel bei der Vorstellung des Jahresabschlusses in Frankfurt. Dennoch bleiben auch in den kommenden Jahren rote Zahlen wahrscheinlich. Die Verluste sollen mit zukünftigen Gewinnen ausgeglichen werden.

 

EZB-Zinswende mit teuren Folgen

Der anhaltende Verlust sei eine direkte Folge der drastischen geldpolitischen Wende der EZB in den Jahren 2022 und 2023. Durch die Erhöhung der Leitzinsen zur Eindämmung der Inflation gerieten die nationalen Notenbanken unter Druck. Die Bundesbank musste Zinsen auf die Guthaben der Banken zahlen, während ihre eigenen Wertpapierbestände aus Zeiten niedriger Zinsen nur geringe Erträge abwarfen.

 

Zwar hat sich die Ertragslage der Bundesbank leicht verbessert, der Nettozinsertrag blieb jedoch mit -13,1 Milliarden Euro tief im Minus. Die letzten Rücklagen wurden aufgebraucht, was den Rekordverlust von 19,2 Milliarden Euro zur Folge hatte.

 

Solide Bilanz trotz Rekordminus

Trotz des Verlusts sieht sich die Bundesbank finanziell stabil. Bewertungsreserven, insbesondere aus Goldbeständen, belaufen sich auf beeindruckende 267 Milliarden Euro – ein Vielfaches der aktuellen Verluste. „Wir sind uneingeschränkt handlungsfähig“, versicherte Nagel.

 

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Auch die Bilanzsumme der Bundesbank schrumpfte 2024 um knapp 149 Milliarden Euro auf 2.373 Milliarden Euro. Der Rückgang ist auf den Abbau von Wertpapierbeständen sowie sinkende Forderungen aus geldpolitischen Operationen zurückzuführen.

 

Deutsche Wirtschaft stagniert – Appell an die Politik

Nagel nutzte die Gelegenheit, um auf die Herausforderungen der deutschen Wirtschaft hinzuweisen. Während andere Volkswirtschaften wachsen, leidet Deutschland unter einer anhaltenden Stagnation. Hohe Energiepreise, der demografische Wandel und die grüne Transformation setzen insbesondere die exportorientierte Industrie unter Druck. Hinzu kommen eine hohe Abgabenlast und zunehmende Bürokratie.

 

Der Bundesbankpräsident appellierte an die Politik, wirtschaftliche Anreize zu setzen: „Mit einer klugen, konsistenten und verlässlichen Wirtschaftspolitik lässt sich Aufbruchstimmung erzeugen und die Investitionsbereitschaft steigern.“

 

Inflation sinkt – weitere Zinssenkungen möglich

Ein Lichtblick zeigt sich bei der Inflation: 2024 sank die Teuerungsrate in Deutschland im Durchschnitt auf 2,5 Prozent. Damit rückt das mittelfristige Inflationsziel von 2 Prozent in Reichweite. Nagel rechnet mit einer nachhaltigen Rückkehr zur Zielmarke bis 2026. Im Euroraum könnte das Ziel bereits dieses Jahr erreicht werden, was den Weg für weitere Leitzinssenkungen freimachen würde.

 

Seit Juni 2024 hat der EZB-Rat die Zinsen bereits fünfmal gesenkt – aktuell liegt der Einlagesatz bei 2,75 Prozent. „Preisstabilität ist in Sichtweite“, sagte Nagel optimistisch.

 

Ausblick: Weniger Verluste, aber weiter unter Druck

Für das kommende Jahr erwartet die Bundesbank geringere Belastungen. Der schrittweise Abbau niedrig verzinster Anleihen und sinkende Zinsaufwendungen für Bankeinlagen dürften die Verluste abschwächen. Dennoch bleibt der finanzielle Spielraum der Notenbank vorerst begrenzt.

 

Quelle: Deutsche Bundesbank

Foto: Deutsche Bundesbank / Nils Thies

 


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