Neue Impfkampagne: Wer soll damit erreicht werden?

'84 Einzelschicksale' sollen Corona-Schutz bewerben – Experte: 'Nicht für alle Menschen notwendig'

Kommt Corona zurück, wie mehrfach angekündigt? Die Infektions-Inzidenzen steigen wieder, die Zahl von Patienten in Krankenhäusern und Intensivstationen auch. Viele Menschen haben derweil aber andere Sorgen, mit Blick auf die Inflation und Energiekosten. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will aber nicht locker lassen und mit einer Werbekampagne die Impfbereitschaft wieder in Schwung bringen – auch wenn das viele nicht mehr hören können oder wollen. 

 

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Das Konzept: 84 Testimonials rufen zur Impfung auf

Mit 84 Testimonials aus ganz Deutschland wirbt die Bundesregierung nun dafür, sich im Herbst und Winter vor dem Coronavirus zu schützen. Gezeigt werden Menschen unterschiedlicher Herkunft aus dem gesamten Bundesgebiet mit ihren persönlichen Geschichten. "Sie alle stehen stellvertretend für Menschen, die sich aus Erfahrung mit und aus Sorge vor Corona aktiv für den Schutz aussprechen", erklärt Lauterbach bei der Vorstellung am 14. Oktober. „Diese Kampagne ist mehr als ein Aufruf zur Impfung. Sie macht bewusst, dass Pandemie nicht nur Statistik ist, sondern vielmehr eine Summe von Einzelschicksalen. 84 Bürgerinnen und Bürger gehen stellvertretend für 84 Millionen Menschen in Deutschland mit gutem Beispiel voran und schützen sich vor der Pandemie – indem sie ihren Impfschutz aktuell halten, Masken tragen, aufeinander Rücksicht nehmen.“

 

 

Entwickelt wurde die Kampagne in Zusammenarbeit mit der Agentur brinkertlück creatives aus Hamburg. Jeden Tag wird in TV- und Radiospots sowie auf Plaketen und in den Sozialen Medien ein neuer Beispiel-Fall gezeigt – 84 Tage lang. Illustriert werden damit unterschiedliche Gründe, sich zu schützen: die Angst vor einer Infektion, die Erfahrung mit einem schweren Verlauf, die wiederholte Ansteckung, Long Covid, die Enkelkinder, der Beruf, etc.

 

Wer soll sich überhaupt noch impfen lassen?

Noch einmal zur Erinnerung: Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt nach derzeitigem Stand eine zweite Auffrischungsimpfung, also vierte Impfung, „für Personen ab dem Alter von 60 Jahren sowie für Personen im Alter ab fünf Jahren mit erhöhtem Risiko für schwere COVID-19-Verläufe infolge einer Grunderkrankung.“

So sollen schwere Covid-19-Verläufe und Todesfälle nach einer Infektion bei „besonders gefährdeten Personen“ vermieden werden. Die Auffrischimpfung soll in der Regel mit einem Mindestabstand von sechs Monaten zur letzten Impfung oder vorherigen SARS-CoV-2-Infektion durchgeführt werden.

 

Für viele Menschen dürfte das Thema Corona-Schutzimpfung allerdings inzwischen „durch sein“. Wer sich schützen wollte oder will, wird sich wohl die dritte oder – wenn notwendig – vierte Impfung längst abgeholt haben oder es noch vorhaben. Wer sich partout nicht impfen lassen will, wird sich von so einer Kampagne sicherlich nicht umstimmen lassen.

Eine allgemeine Impfpflicht hat sich nicht durchgesetzt, und die berufsbezogene Impfpflicht im Gesundheitswesen läuft zum Jahresende aus.

 

Und auch nicht alle Fachleute raten dazu, sich erneut "boostern" zu lassen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. So erklärte beispielsweise Dr. Hendrik Streeck, einer der führenden Virologen und gefragter Experte während der Pandemie, für seine Person: „Eine vierte Impfung wäre für mich nicht nötig, hätte ich keine Infektion gehabt, auch wenn die Infektionszahlen im Herbst und Winter wieder stark ansteigen sollten. Man muss ganz deutlich sagen: Die Verwendung des angepassten Impfstoffs ist nicht bei allen Menschen nötig.“

Minister Lauterbach steht aber weiterhin auf dem Standpunkt, dass sich möglichst viele Menschen erneut gegen Corona impfen lassen. Begründung: „Wir haben dank der angepassten Impfstoffe alle Möglichkeiten, um gut über diesen Winter zu kommen. Wir sollten sie nutzen.“

 

Bericht: Achim Kaemmerer

Fotos: Pixabay / Collage: anzeiger24.de 

 


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