Unterrichtsausfälle: Was sich SPD und CDU gegenseitig vorwerfen

Schwarz-Gelb gescheitert? Oder Versäumnisse von Rot-Grün?

„Viele Schulen im Kreis Mettmann leiden unter massivem Unterrichtsausfall“, sagt Marc Nasemann, Kandidat der SPD Monheim, Hilden, Langenfeld für die Landtagswahl am 15. Mai. Das habe ihm die NRW-Landesregierung auf eine Kleine Anfrage hin geantwortet: „Insgesamt sind in NRW im Schuljahr 2018/2019 etwa 3,3 Millionen Unterrichtsstunden ausgefallen. Für das Schuljahr 2019/2020 liegen die Daten aufgrund der Corona-Pandemie nur unvollständig vor.“

 

Was sagt denn die regierende CDU dazu? Haben wir nachgefragt...

 


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Marc Nasemann: „Müssen System neu aufstellen“

Besonders auffällig sei „die ungleiche Belastung der Schulformen“, sagt der Politiker aus Langenfeld. Haupt-, Real- und Gesamtschulen hätten häufig einen weitaus höheren Ausfall an Schulstunden zu beklagen als die Gymnasien.

Beispiele: „So fielen an der Sekundarschule am Berliner Ring in Monheim 6,2 Prozent im Schuljahr 2018/19 der Stunden aus. Am Konrad-Adenauer-Gymnasium in Langenfeld waren es nur 3,9 Prozent der Stunden. An der Marie-Colinet Sekundarschule in Hilden sind 9 Prozent des Unterrichts im Schuljahr 2018/2019 ersatzlos ausgefallen.“

 

Der Kandidat im Wahlkampf-Modus folgert aus seiner Sicht: „Die schwarz-gelbe Landesregierung ist mit dem Versprechen einer Unterrichtsgarantie kläglich gescheitert. Es reicht eben nicht, den Unterrichtsausfall mit einem aufwendigen Verfahren, für das sogar zusätzliches Personal in den Schulen gebunden wird, nur zu messen. Man muss auch was dagegen tun.“

 

NRW brauche daher einen „schulscharfen Sozialindex“. Dieser soll aufzeigen, wo Geld, Lehrkräfte und multiprofessionelle Teams am dringendsten gebraucht werden: „Kinder mit größeren Bildungsnachteilen brauchen mehr individuelle Förderung.“

 

Die SPD NRW wolle sich für die Einführung der Entgeltstufe A13 als gleiches Einstiegsgehalt für Lehrkräfte aller Schulformen einsetzen. „Eine Grundschullehrerin verdient aktuell zum Berufseinstieg etwa 640 Euro weniger pro Monat als ihre Kollegin am Gymnasium. Das ist ungerecht und macht andere Schulformen im Vergleich zu Gymnasien unattraktiv“, sagt Nasemann. Den Vorstoß für eine Anpassung der Gehälter lehne die Regierung in Düsseldorf bislang ab.

 

„Wir müssen das System neu aufstellen“, so fordert Marc Nasemann eine „massive Personaloffensive und eine Überprüfung der Bildungsinhalte durch eine Expertenkommission“.

 

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Claudia Schlottmann: „Müssen Arbeitsrückstau der Vorgängerregierung aufarbeiten“

Claudia Schlottmann ist CDU-Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Mettmann I (u.a. Hilden, Monheim und Langenfeld) und Sprecherin für Schule und Bildung ihrer Fraktion. Wir haben sie um ein Statement zu den Vorwürfen und Forderungen des SPD-Kandidaten befragt.

 

Sie erklärt uns: „Vor fünf Jahren hat die NRW-Koalition [CDU und FDP, Anm.d.Red.] mit ihrer Regierungsarbeit begonnen. Gerade im Bereich Schule und Bildung hatten und haben wir weiterhin den Arbeitsrückstau und die Versäumnisse der Vorgängerregierung abzuarbeiten. Der Lehrkräftemangel ist vor allem eine Hinterlassenschaft rot-grüner Bildungspolitik. Alleine im Lehramt an Grundschulen werden durch die langjährigen Versäumnisse der rot-grünen Regierung bis 2023/24 mehrere tausend ausgebildete Lehrkräfte fehlen.“

 

Was also hat Schwarz-Gelb bisher unternommen?

Claudia Schlottmann erläutert:

Das Schulministerium (Ministerin: Yvonne Gebauer, FDP) habe die flächendeckende Erhebung des Unterrichtsausfalls neu eingeführt, um die Bedarfe an Unterstützung und Verbesserung festzustellen.

 

Die Landesregierung und die Hochschulen haben eine „Studienplatz-Offensive für die Lehrkräfte von morgen“ mit 100 Studienplätzen in den Bereichen Grundschule, Sonderpädagogik, Pflegepädagogik und Sozialpädagogik auf den Weg gebracht.

„Diese Offensive ist notwendig geworden, weil die Vorgängerregierung es leider trotz geburtenstarker Jahrgänge und sich abzeichnender Handlungsbedarfe versäumt hat, eine aktuelle Lehrkräftebedarfsprognose zu erstellen (diese wurde 2011 zuletzt unter rot-grüner Regierung aktualisiert)“, so Schlottmann. „Wir haben 2018 eine aktuelle Datenlage erstellt. Mit diesen Daten kann die Landesregierung entsprechend agieren und reagieren.“

 

Die Ausbildung neuer Lehrerinnen und Lehrer dauere einige Jahre. „Deshalb hat die NRW-Koalition die Möglichkeit für den qualifizierten Seiteneinstieg erweitert mit Hilfe u.a. unserer Maßnahmenpakete zur Lehrkräftegewinnung. Über 5.500 zusätzliche Einstellungen sind so möglich geworden“, erklärt Schlottmann.

 

Zur weiteren Entlastung für die Lehrkräfte seien die Stellen für Schulverwaltungsassistenzen ausgebaut worden.

 

Auch die Besoldung für stellvertretende Schulleitungen sei verbessert worden.

 

Zum „schulscharfen Sozialindex“, erklärt Schlottmann: „Die Problemlagen und Sozialstrukturen innerhalb der Städte in NRW sind ganz unterschiedlich. Mit dem neuen Index kommt die Unterstützung genau da an, wo sie gebraucht wird. Sei es in Form von Lehrkräften, von sozialpädagogischen Fachkräften oder materieller Unterstützung.“

 

Wer hat nun recht? Das können Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sicherlich aus ihrer Alltagspraxis besser beurteilen...

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Foto: hpl1961/Pixabay
Portraits: Pressefotos CDU und SPD Kreis Mettmann

 


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