Insolvenz Galeria Kaufhof: So soll es weiter gehen

27.03.2023

Management lokalisieren: Gläubigerversammlung stimmt neuem Konzept zu

In den Essener Messehallen hat am 27. März die Gläubigerversammlung der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH stattgefunden. Dem vorgelegten Insolvenzplan haben die Gläubiger zugestimmt. Damit ist für den Kaufhaus-Konzern der Weg für ein „neues Konzept“ frei.

Arndt Geiwitz, Generalbevollmächtigter von Galeria, kommentiert: „Der Sanierungsplan und damit das Konzept vom Warenhaus der Zukunft geben Galeria Karstadt Kaufhof beste Chancen für eine Rückkehr in die Erfolgsspur. Entscheidend ist, dass es gleichermaßen zügig wie konsequent durch das Management und den Eigentümer umgesetzt wird.“

 

Was sieht das Konzept vor?

Die Geschäftsführung will sich nun auf „chancenreiche Standorte und sinnvolle Flächen konzentrieren.
Ein schneller Umbau aller Filialen in drei Jahren, Investitionen und Digitalisierung, „effiziente“ Prozessabläufe, mehr Shop in Shop, ergänzende Angebote in den Segmenten Bekleidung, Beauty und Home, Ergänzungen durch Versicherungen, Schneidereien, Reinigungen oder Bürger-Services sowie insbesondere eine größere Lokalisierung mit mehr Verantwortung in den Regionen – so soll der Ausweg aus der Krise gelingen.

 

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Sachwalter Dr. Frank Kebekus ergänzt, eine Ablehnung der Gläubigerversammlung hätte „katastrophale“ Konsequenzen gehabt: die Stilllegung des gesamten Geschäftsbetriebs, die Schließung aller Filialen, die Kündigung aller Mitarbeitenden.

 

Der Insolvenzplan muss noch durch das Amtsgericht Essen formell bestätigt werden. Zur Befriedigung der Gläubiger stehen anschließend 50 Millionen Euro zur Verfügung. Der Galeria-Gesellschafter will die Sanierung mit bis zu 200 Millionen Euro unterstützen. Das Insolvenzverfahren soll noch im Laufe des ersten Halbjahres 2023 beendet werden.

 

Erneute Krise nach Corona und Kriegs-Ausbruch

Die Galeria-Kaufhäuser ist nach eigenen Angaben wegen der Corona-Pandemie und der „hoher Inflation und stark nachlassender Konsumfreudigkeit“ durch den Ukraine-Krieg „in ein Schutzschirmverfahren gegangen“.

 

An knapp 80 Standorten soll ein neues Sortiment stärker auf die lokalen und regionalen Bedürfnisse ausgerichtet werden. „Um die lokalen Strukturen zu stärken, geben wir den Filialen mehr Eigenständigkeit“, sagt Galeria-CEO Miguel Müllenbach. „Sie sollen stärker über Sortimente, Schwerpunkte und Abläufe vor Ort entscheiden können.“

 

52 Filialen sollten dafür ursprünglich zum 30. Juni 2023 und zum 31. Januar 2024 geschlossen werden, weil ihnen die „positive Fortführungsperspektive“ fehle, sagt die Unternehmensführung.

Fünf Standorte sollen aber nach Verhandlungen mit der Gewerkschaft ver.di aber doch eine Chance bekommen: Bayreuth, Erlangen, Oldenburg, Rostock und Leipzig.

 

Auch in der Essener Zentrale sowie den Servicefunktionen wie IT und Facility Management fallen 300 Stellen weg. Die betroffenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erhalten das Angebot, in eine Transfergesellschaft zu wechseln.

 

ver.di: „Potentiale jetzt nutzen“

„Wir werden mit den aktiven Beschäftigten weiter um jeden Arbeitsplatz kämpfen. Es gibt Unterstützung und Solidarität für die Menschen bei Galeria; Kommunalpolitikerinnen und -politiker bemühen sich weiter um Standorte und für den Erhalt von Arbeitsplätzen", erklärt das für den Handel zuständige ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger zum Ergebnis der Gläubigerversammlung. Es gebe bei und für Galeria „viel Potential, das bislang noch nicht genutzt werde“. Die neue Leitung müsse dieses Potenzial aufgreifen, um ein digital-stationäres Warenhaus der Zukunft aufzubauen.

 

Entscheidend seien nun Strategien dafür, wie mehr Umsatz generiert werden könne. Dafür müssten Arbeitskräfte gehalten, der Service und die Beratung weiterentwickelt und die Beschäftigten im Blick behalten werden.

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Foto: F.Mittermeier/OpenClipArts Pixabay 

 


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