
ver.di: Warnstreiks im öffentlichen Dienst werden heftiger
10.03.2025Flughäfen, Müllabfuhr, ÖPNV – Gewerkschaft legt vor nächster Tarifrunde die Infrastruktur lahm
Wenige Tage vor der dritten Verhandlungsrunde im Tarifstreit für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen ruft die Gewerkschaft ver.di erneut zu flächendeckenden Warnstreiks auf. Zehntausende Beschäftigte aus unterschiedlichsten Bereichen – von Flughäfen über die Abfallentsorgung bis hin zur Sozial- und Gesundheitsarbeit – legen in dieser Woche die Arbeit nieder, um ihrer Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen und höheren Löhnen Nachdruck zu verleihen.
Verärgerung über Arbeitgeberhaltung wächst
Hintergrund der Proteste ist die bisherige Verweigerungshaltung der Arbeitgeberseite, ein Angebot vorzulegen. „Unter den Beschäftigten herrscht maximale Verärgerung über die Haltung der Arbeitgeber, die noch immer kein Angebot vorgelegt haben und weiter mauern“, kritisierte ver.di-Chef Frank Werneke am Montag in Hamburg. Die Gewerkschaft fordert eine Lohnerhöhung von acht Prozent, mindestens jedoch 350 Euro mehr pro Monat, höhere Zuschläge für Schichtarbeit sowie drei zusätzliche freie Tage. Zudem soll ein „Meine-Zeit-Konto“ für mehr Zeitsouveränität der Beschäftigten eingeführt werden.
Die Verhandlungen betreffen insgesamt über 2,5 Millionen Beschäftigte. Bereits in der vergangenen Woche hatten rund 55.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Arbeit niedergelegt. Besonders der Gesundheitssektor war betroffen: Allein am vergangenen Donnerstag folgten rund 20.000 Beschäftigte aus Kliniken und Pflegeeinrichtungen dem Streikaufruf. Am Freitag demonstrierten viele Angestellte aus der sozialen Arbeit und Erziehung für bessere Bezahlung – ein symbolisches Signal, einen Tag vor dem Internationalen Frauentag.
VKA kritisiert Flughafenauswirkungen scharf
Besonders umstritten sind die aktuellen Streiks an 13 deutschen Flughäfen, die den Luftverkehr erheblich beeinträchtigen. Mehr als 500.000 Passagiere sind von Flugausfällen und Verspätungen betroffen. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) kritisiert die flächendeckenden Ausstände als unverhältnismäßig. „Die momentane Eskalationsstrategie der Gewerkschaften trifft vor allem unbeteiligte Dritte und schadet der Wirtschaft erheblich“, erklärte VKA-Hauptgeschäftsführer Niklas Benrath. Insbesondere die kurzfristige Ankündigung der Streiks sei problematisch, da Reisende kaum eine Chance gehabt hätten, sich darauf einzustellen.
Neben den Auswirkungen auf den Flugverkehr warnt die VKA vor den finanziellen Folgen der Gewerkschaftsforderungen. Die Umsetzung der ver.di-Forderungen würde die kommunalen Arbeitgeber jährlich mit rund 15 Milliarden Euro belasten – eine Summe, die angesichts einer Gesamtverschuldung der Kommunen von 160 Milliarden Euro kaum darstellbar sei. Besonders zusätzliche freie Tage seien in Zeiten des Fachkräftemangels nicht zu kompensieren, so Benrath.
Entscheidende Tarifrunde in Potsdam
Vom 14. bis 16. März treffen sich die Tarifparteien in Potsdam zur entscheidenden dritten Verhandlungsrunde. Während ver.di die Streiks als notwendiges Mittel zur Durchsetzung ihrer Forderungen sieht, betonen die kommunalen Arbeitgeber die Notwendigkeit einer „ausgewogenen Lösung“, die sowohl die Interessen der Beschäftigten als auch die finanzielle Handlungsfähigkeit der Kommunen berücksichtige.
Quelle: ver.di / VKA
Archivfoto: anzeiger24.de
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