Bittere Pille zum Deutschen Apothekertag – Wie stark ist unsere Versorgung gefährdet?

17.09.2025

Zahl der Apotheken sinkt weiter – ABDA fordert mehr wirksame Rezepte aus der Politik

Vom 16. bis 18. September 2025 tagt in Düsseldorf der Deutsche Apothekertag, organisiert von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Im Mittelpunkt stehen die Zukunft des Apothekennetzes und die Frage, wie die Versorgung auch in Zeiten wachsender Kosten, Personalmangel und Lieferengpässen gesichert werden kann.

Foto oben v.l.: ABDA-Pressesprecher Benjamin Rohrer, ABDA-Präsident Thomas Preis, ABDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz 

 

Was fordern die Apotheker?

Die Apothekerschaft blickt mit gemischten Gefühlen auf die neue Bundesregierung: Nach Jahren des Sparkurses und massiven Existenzsorgen setzen viele Apothekerinnen und Apotheker ihre Hoffnung auf eine Apothekenreform. ABDA-Präsident Thomas Preis betonte, dass die Zahl der Apotheken auf ein historisches Tief gefallen sei. Allein im ersten Halbjahr 2025 schlossen 238 Betriebe – die Versorgungslücken gerade in ländlichen Regionen wachsen.
Die Kernforderungen der Apotheker: höhere Honorare (Fixum von 9,50 Euro pro Rezept), die Aufhebung des Skonto-Verbots, eine Dynamisierung der Vergütung sowie Bürokratieabbau. Gleichzeitig signalisiert die Branche Bereitschaft, mehr Verantwortung zu übernehmen – etwa durch Impfungen, flexiblere Abgabe-Regelungen bei Lieferengpässen und zusätzliche pharmazeutische Dienstleistungen.

 

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Was sagt die Gesundheitsministerin?

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) bekannte sich in Düsseldorf klar zu den Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag, verwies aber auf die angespannte Finanzlage der gesetzlichen Krankenkassen. Eine sofortige Erhöhung des Apothekenhonorars könne sie nicht zusagen – diese Frage solle erst 2026 erneut geprüft werden.
Konkrete Reformschritte stellte Warken dennoch in Aussicht: Wiedereinführung handelsüblicher Skonti, eine Erhöhung der Notdienstpauschale, flexiblere Öffnungszeiten, weniger Retaxationen bei Formfehlern sowie erweiterte Handlungsspielräume bei Lieferengpässen. Apotheken seien, so die Ministerin, ein unverzichtbarer Teil der Daseinsvorsorge, gerade mit Blick auf den demografischen Wandel und künftige Krisen.

 

Was sagt die AOK?

Skeptisch reagierte die AOK-Bundesverbandschefin Carola Reimann. Sie begrüßte ausdrücklich, dass Warken keine schnelle Honoraranhebung versprach. Eine Erhöhung des Fixums auf 9,50 Euro würde nach ihren Worten „eine Milliarde Euro Mehrkosten für die GKV“ bedeuten – Geld, das nicht vorhanden sei.
Reimann warnte zudem vor Fehlanreizen: Weder hohe Zuschläge noch eine „Bedarfsplanung light“ seien geeignet, das Apothekennetz zu stabilisieren. Stattdessen plädiert die AOK für strukturelle Reformen wie die Erleichterung von Zweigapotheken, die Zentralisierung der Rezepturherstellung oder die Stärkung der PTA-Ausbildung. Kritisch sieht sie dagegen Pläne, Patienten den Zugang zu verschreibungspflichtigen Medikamenten ohne Arztkontakt zu ermöglichen.
Besonders drängend sei für die AOK die Umstellung auf Direktabrechnungen pharmazeutischer Dienstleistungen: Gelder in dreistelliger Millionenhöhe lägen derzeit ungenutzt auf einem Fonds, während die Solidargemeinschaft weiter einzahle.

 

Quelle: ABDA / AOK Bundesverband
Fotos: ABDA / Wagenzik
bearb. KA

 

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