Stadtbäume: Reine Rechensache?

Alte Bäume seien ökologisch wertvoller, so die CDU

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beantragten im letzten Ausschuss für Klimaschutz, Stadtplanung eine Änderung der Baum- und Heckenschutzsatzung, der durch die Mehrheitspartei PETO mehrheitlich abgelehnt wurde.

 

Ersatzpflanzungen und Ausgleichszahlungen

Die in der Satzung geregelten Ersatzpflanzungen und Ausgleichszahlungen sollten ebenfalls für Beseitigungen von Bäumen und Hecken aus überwiegendem öffentlichem Interesse gelten, hatten die Grünen beantragt. Zur Begründung ihrer Ablehnung führte die Stadt an, dass Fällungen auch zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit oder zur Durchführung von Bauvorhaben nicht in der Weise vom öffentlichen Interesse gedeckt sein können, dass keine Ersatzpflanzungen oder Ausgleichszahlungen zu leisten seien.

 

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Nachteil für die Anzahl der Bäume und Hecken

In Bezug auf Maßnahmen im Zusammenhang mit Baumaßnahmen, würde die beantragte Änderung einen Nachteil für die Anzahl der im Stadtgebiet vorhandenen Bäume und Hecken darstellen. Ausgeglichen werden würden dann nur noch Fällungen von Bäumen und Hecken, die der in der Satzung definierten Qualität entsprechen. Bei Bäumen bedeutet dies einen Stammumfang von mindestens 80 cm bzw. einen Stammdurchmesser von min. 25 cm jeweils gemessen in einer Höhe von 100 cm über dem Boden. Nur für diese Bäume wären dann Ersatzpflanzungen vorzunehmen, deren Stammumfang in Summe 25 % des Stammumfangs der entfernten Bäume entsprechen. Bei Unmöglichkeit der Ersatzpflanzung wäre eine Ausgleichszahlung zu leisten.

 

Fällungen in Zusammenhang mit Baumaßnahmen

Wenn aktuell im Zusammenhang mit Baumaßnahmen Bäume gefällt würden, würden diese 1 zu 1 ersetzt. Auf diese Weise würden zurzeit auch Bäume ausgeglichen, die der Baum- und Heckenschutzsatzung nicht unterfallen. „Für diesen Ausgleich werden bewusst Standorte gewählt, an denen sich die Ausgleichspflanzungen dauerhaft entwickelt können. Dies ist nicht immer am Ort der Baumaßnahme oder in der Innenstadt möglich. Aus diesem Grund wird auf dem gesamten Stadtgebiet bilanziert und ausgeglichen“, so die Stadt.

 

Monetäre Verschiebung innerhalb der Stadtverwaltung 

Hinzukommt, dass bei Baumaßnahmen im Verkehrsraum Ersatzpflanzungen am Maßnahmenort oftmals tatsächlich unmöglich seien. Nach der Änderung einer Straßenführung können neue Bäume nicht am alten Standort neu gepflanzt werden. In diesen Fällen kämen nur Ausgleichszahlungen in Betracht. Faktisch liefe dies lediglich auf eine monetäre Verschiebung innerhalb der Stadtverwaltung hinaus, ohne dass ein tatsächlicher Ersatz gewährleistet wäre. „Vor diesem Hintergrund wären Ausgleichszahlungen weniger effektiv und würden nur unnötig Verwaltungsressourcen in Anspruch nehmen“, so die Stadt.

 

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Ziel: Zahl der Stadtbäume erhalten

Bürgermeister Daniel Zimmermann betonte: „Wir ersetzen 100 Prozent der Anzahl. Unser Ziel ist, dass die 11.000 im Kataster erfassten Stadtbäume zahlenmäßig erhalten bleiben. Wenn man die Satzung stur auf alle öffentlichen Flächen anwenden würde, müssten, wenn ein alter Baum entnommen würde, mehrere junge Bäume nachgepflanzt werden. Und wenn wir verhindern wollen, dass wir irgendwann im Wald wohnen, dann geht das grundsätzlich nicht.“ Es sei völlig egal, wenn nur alte Bäume gefällt und durch junge Bäume ersetzt würden, weil, durch das Ziel, 11.000 Bäume konstant zu halten in ihrer Zahl, die Menge des Stadtgrüns nicht weniger würde, so das Stadtoberhaupt. Dass ein neuer und ein alter Baum gleichwertig seien und man diese gegenüber stellen könne, dem widersprach Sabine Lorenz (Grüne): „Ein jungen Baum braucht 100 Jahre, bis er einen alten Baumtatsächlich ersetzt in den Funktionen“, so Lorenz.

 

CO2-Bilanz des Baumbestandes

„Die seltsame Rechnung mit den Jahresringen hat nichts mit der CO2-Bilanz des Baumbestandes zu tun!“, so Monheims CDU. Bei der Rechnung zu den Jahresringen der 11.000 im Kataster erfassten Monheimer Bäumen gehe man davon aus, dass das Alter der Bäume gleichmäßig über 100 Jahre verteilt sei. Die CDU: „Das heißt, in jedem Altersjahr gibt es 110 Bäume. Behauptet wird, wenn jedes Jahr 110 100-jährige Bäume gefällt würden und durch 110 einjährige Bäume ersetzen würden, würde die Zahl der Jahresringe aller Bäume im Baumkataster in Summe wegen des natürlichen Wachstums über die Jahre nicht abnehmen.“

 

Rechnung mit Jahresringen

Korrekt sei, so die CDU, dass die Summe aller Jahresringe von 11.000 Bäumen im Baumkataster, die gleichmäßig über ein Alter von 1 bis 100 Jahre verteilt seien, 550.500 Jahresringe beträgt. Wenn jedes Jahr 110 100-jährige Bäume gefällt würden, entnähme man jedes Jahr 11.000 Jahresringe und ersetze sie durch 110 einjährige Bäume mit insgesamt 110 Jahresringen. Es gäbe dann weiterhin 11.000 Bäume im Baumkataster, die im folgenden Jahr durch das natürliche Wachstum jeweils einen Jahresring zulegten. Damit würden die 11.000 Jahresringe der entnommenen 110 100-jährigen Bäume kompensiert und die Summe der Jahresringe nähme im Folgejahr um 110 zu.

 

Ökologischer Wert eines Baumbestandes

Die CDU: „Mit der vom Bürgermeister favorisierten Vorgehensweise bleibt die Gesamtzahl der Jahresringe der 11.000 Bäume im Baumkataster im Wesentlichen konstant, während ohne Baumfällungen die Gesamtzahl der Jahresringe stark anwächst und Monheim im Laufe der Zeit immer grüner würde.“ Für den ökologischen Wert eines Baumbestandes sei jedoch nicht die Gesamtanzahl der Jahresringe ausschlaggebend, so die CDU.

 

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CO2-Bilanz von Bäumen 

Die CDU: „Die positive CO2-Bilanz von Bäumen steigt nicht proportional mit den Jahresringen, sondern eher mit der dritten Potenz. Das heißt vereinfacht gesagt, ein Baum mit 10 Jahresringen nimmt nicht 10 Mal, sondern 1000 Mal so viel CO2 auf wie ein einjähriger Baum, da die Krone sich in den Raum (dreidimensional!) ausdehnt und entsprechend mehr Holz und Blätter bildet.“ Ein Forscherteam an der Universität Hamburg habe zeigen können, so die CDU, dass alte Bäume im letzten Viertel ihres Lebens zwischen 39 und 50 Prozent ihres gesamten Kohlenstoff-Anteils aufnehmen.

 

Ältere Bäume: Höherer Beitrag zur Biodiversität

„Auch tragen ältere Bäume überproportional zur Biodiversität bei, da sich in ihrer Rinde und an ihren Wurzeln im Laufe der Zeit immer mehr Tiere und Organismen ansiedeln“, so die CDU. Das hieße, so die CDU, die Rechnung mit den Jahresringen sei zu kurz gesprungen und spiegele nicht den wahren Wert von älteren Bäumen für die Öko- und CO2-Bilanz des Monheimer Baumbestandes wider. „Darüber hinaus sind Baumfällungen im Bereich der Innenstadt sehr nachteilig für das Mikroklima dort, weil mit jedem Baum der kühlende Effekt durch Schattenwurf und Abgabe von Feuchtigkeit wegfällt, was die Entstehung von Hitzeinseln begünstigt. Dies kann nicht durch Nachpflanzungen in Außenbereichen kompensiert werden - so sie denn stattfinden“, so die CDU.

Bericht: Marjana Kriznik

Foto:  Pixabay

 


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