Ausgebootet: Neuer Rat bringt Marina-Projekt zum kentern
06.11.2025Bündnis CDU, SPD, Grüne und FDP macht "klar Schiff"
Eine Überraschung war es nicht mehr, da es ja im Vorfeld unüberhörbar angekündigt war: Kaum hat sich der neu gewähte Monheimer Stadtrat am 5. November 2025 konstituiert, wurde bei zwei aufsehenerregenden Projekten "klar Schiff" gemacht: Zum einen hat das Bündnis aus CDU, SPD, Grüne und FDP (das auch die parteilose Sonja Wienecke als Bürgermeister-Kandidatin unterstützte) den Bebauungsplan zum Bayer 04-Trainingscampus vorerst ad acta gelegt – wegen ökologischer Bedenken und Proteste aus der Bevölkerung.
Zum anderen wurde das Prestige-Objekt „Marina“ auf dem Greisbachsee begraben, das sich ebenfalls mitten in der Planungsphase befand. Die Vierer-Konstellation hat auch hier zusammen auf einen gemeinsamen Antrag zur Einstellung der Planung und des Planfeststellungsverfahrens verständigt.
Vorgesehen sind, bzw. waren eine Hafenanlage mit rund 150 Liegeplätze für Sportboote, begehbare Steganlagen, eine Promenade mit Gastronomie und Hafenblick, Spiel- und Picknickbereiche, ein Rundweg mit Sitzgelegenheiten sowie Freizeitangebote wie Tretbootfahren, Stand-Up-Paddling und eine Wassersportschule. Der See soll über einen Kanal mit dem Rhein verbunden werden. Die Monheimer Straße soll dafür mit einer modernen Brücke höhergelegt werden.
Klingt paradiesisch, war aber vielen Bürgerinnen und Bürgern einfach zu viel. Und diese Stimmung hat die Vierer-Konstellation aufgegriffen.
"Klientelpolitik für einen Eigentümer" oder "ökologische Aufwertung"?
Jens Mallwitz von den Grünen begründete die Initiative: "Wir sparen nicht nur die Ausgaben für ein externes Planungsbüro und die interne Begleitung durch die Verwaltung. Wir machen den Deckel zu für eine Phantasie, die Bürger, Naturschützer, Anwohner entsetzt hat."
Stattdessen werden Überlegungen geöffnet, um einen Rückzugsort für die Natur zu erhalten und "einer ökologischen Aufwertung Raum zu geben".
Lucas Risse von der PETO hielt dagegen: Die neue Bürgermeisterin betreibe direkt ab ihrem ersten Arbeitstag "Klientelpolitik" für einen Teileigentümer, damit dieser den See "weiterhin privat für sich nutzen kann, obwohl der See bereits zu zwei Dritteln der Stadt gehört" und die Öffentlichkeit ein Interesse an einer Zugänglichkeit habe.
Das "Einzelinteresse" scheine hier wichtiger zu sein. Er unterstellte den Fraktionen auch, sie wollten sich auf diese Weise "für dessen Wahlkampfunterstützung erkenntlich zeigen".
Daher lehnte die PETO den Antrag ab; er sei "reine Symbolpolitik". Geld werde auch nicht gespart, weil die im Haushalt veranschlagten Mittel bereits verbraucht seien, zum Beispiel für Gutachten der Planungsbüros.
Die Einstellung verhindere außerdem geplante Hochwasserschutzmaßnahmen und eine Öffnung des Sees für die Allgemeinheit.
Alexander Schumacher (SPD) konterte: Mit der Höherlegung der Monheimer Straße werde kein Hochwasserschutz geschaffen: "Sie öffnen den Deich und brechen damit die Hochwasserbarriere." Die Öffnung hätte ja nur dazu gedient, das die Yachten in den Hafen gelangen. Den Schutz könne man auch auf andere Weise schaffen.
Wolfgang Gronauer (CDU) ergänzte: Wieneckes Amtsvorgänger Daniel Zimmermann von der PETO habe "willkürlich" dem Eigentümer mit einer Barriere den Zugang verwehrt. Er könne nur über einen befestigten Weg zu seinem Grundstück gelangen. Außerdem sollen die biologischen Ausgleichsflächen vor einem "breiten Zustrom der Öffentlichkeit gesichert" werden.
Ella Luff vom Bereichsleitung Bauwesen in der Verwaltung betonte aus fachlicher Sicht: Die Erhöhung der Monheimer Straße sei weiterhin notwendig (und zwar unabhängig vom Beschluss), weil es eine "Lücke im Hochwasserschutz gäbe".
Mit dem Kreis Mettmann wurde vereinbart, dass die südliche Rekultivierungsfläche unzugänglich gemacht werden müsse. Daher wurde das Tor geschlossen. Ansonsten müsse man das Gelände einzäunen.
Zur späten "Geisterstunde" kam es schließlich zur Abstimmung: CDU, SPD, Grüne und FDP hoben selbstredend die Hände für ihren Antrag, die Linke und die AfD schlossen sich an. Damit gab es eine satte Mehrheit für die Beendigung des Projekts.
Die komplette Diskussion kann im Rats-TV nachgesehen werden.
Bericht. KA
Foto/Illustration: Stadt Monheim/blooimages
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