Historischer Streik bei Ford in Köln – Belegschaft wehrt sich gegen Stellenabbau und Managementfehler

14.05.2025

Arbeitgeber will am Nachmittag neu verhandeln – IG Metall will Vorschläge abwarten

Mit Beginn der Frühschicht am Mittwoch, 14. Mai 2025, um 4.30 Uhr haben die Beschäftigten des Ford-Werks in Köln die Arbeit niedergelegt. Bis Donnerstagmorgen wird die Produktion ruhen – ein beispielloser Vorgang in der fast hundertjährigen Geschichte des Werks in Niehl.

Hintergrund ist ein geplanter massiver Stellenabbau: Bis Ende 2027 sollen alleine in Deutschland rund 2.900 Arbeitsplätze wegfallen.

Die IG Metall Köln Leverkusen will mit diesem Tagesstreik ein klares Signal an die Unternehmensführung senden.

 

Konzeptlosigkeit bei der Geschäftsleitung?

Die Gewerkschaft wirft dem Management „Konzeptlosigkeit“ für die Zukunft des Standorts vor.

Mit Kundgebungen an drei Werkstoren – ab 9 Uhr an Tor 3 in Niehl, ab 12 Uhr an Tor 54 in Merkenich (Entwicklungszentrum) und ab 15 Uhr an Tor 52 in Merkenich (Ersatzteilzentrum) – soll die Solidarität innerhalb der Belegschaft sichtbar gemacht werden.

 

Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: „Die Geschäftsführung möchte am heutigen Nachmittag über neue Lösungsvorschläge ihrerseits informieren“, so vermeldet Kerstin Klein, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Köln-Leverkusen. „Wir werden uns diese Vorschläge anhören und abwägen, ob die Verhandlungen damit womöglich noch diese Woche fortgeführt werden können. Schließlich möchten wir so schnell wie möglich ein gutes Ergebnis für die Belegschaft erreichen. Den Tagesstreik werden wir dennoch wie geplant durchführen, denn das Druckmittel des Arbeitskampfes werden wir nicht aufgeben, solange kein Gesamtpaket auf dem Tisch liegt.“

 

Ein Firmensprecher wollte die angeblichen Lösungsvorschläge laut Kölner Stadtanzeiger nicht kommentieren.

 

Management in der Kritik – strategische Fehlentscheidungen mit Folgen

Dass Ford in Köln in eine Schieflage geraten ist, ist kein Zufall, sondern das Ergebnis gravierender Managementfehler, meinen Fachleute wie Jens Dralle vom Fachmagazin Auto Motor und Sport, der vor allem fünf Ursachen sieht:

  • Produktionsstopp des Ford Focus: Der Focus war lange das Rückgrat des Unternehmens – fahrdynamisch, modern, erschwinglich. Sein Aus markiert das Ende eines Modells, das perfekt zum europäischen Markt passte.
  • Aus für den Fiesta: Mit dem Fiesta verliert das Kölner Werk nicht nur ein Erfolgsmodell, sondern auch den letzten in Deutschland gefertigten Kleinwagen. Damit gingen auch ein Stück Identität und ein Alleinstellungsmerkmal verloren.
  • Verlust des sportlichen Kerns: Die sportlichen ST-Modelle wie Fiesta ST und Focus ST prägten Fords Markenimage. Sie boten unvergleichlichen Fahrspaß zu fairen Preisen – ein USP, den Ford kampflos aufgab.
  • Belanglose Modellpolitik: Statt besonderer Fahrzeuge setzt Ford auf austauschbare Modelle wie den aktuellen Kuga. 
  • Fehlgeleitete E-Mobilitätsstrategie: Die aktuellen Elektroautos wie der Mustang Mach-E oder der neue Explorer treffen weder preislich noch fahrdynamisch den Nerv der bisherigen Ford-Kundschaft.  

 

Quelle: IG Metall Köln-Leverkusen / WDR / KStA / auto motor sport
Foto: IG Metall Köln-Leverkusen