Klare Mehrheit unterstützt die Ukraine, aber: Ansehen der Politiker verschlechtert

ZDF-Politbarometer: Wie geht es weiter mit den Energiepreisen?

Aktuell fließt wegen Wartungsarbeiten kein Gas von Russland über die Nord Stream 1-Pipeline nach Deutschland. Es gibt Befürchtungen, dass Russland auch nach Abschluss der Wartungsarbeiten kein Gas mehr liefert. Dies meinen 44 Prozent aller Befragten, während 48 Prozent davon ausgehen, dass danach die Lieferung wieder aufgenommen wird (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils "weiß nicht").

 

Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegenüber Russland haben zu einer spürbaren Erhöhung der Energiepreise nicht nur bei Gas geführt. Dennoch wollen 70 Prozent aller Befragten die Ukraine weiterhin unterstützen, auch wenn das bei uns mit hohen Energiepreisen verbunden ist. 22 Prozent sind dafür, die Ukraine nicht mehr zu unterstützen mit dem Ziel, wieder zu niedrigeren Energiepreisen zu kommen.

Während es in den Reihen der Anhänger von Grünen (95 Prozent), SPD (83 Prozent), Union (76 Prozent) und FDP (69 Prozent) sehr deutliche Mehrheiten für eine weitere Unterstützung der Ukraine und eine Inkaufnahme hoher Energiepreise gibt, fällt diese bei den Linken-Anhängern knapper aus (45 Prozent). Rund drei Viertel der AfD-Anhänger (78 Prozent) wollen ein Ende der Hilfen für die Ukraine.

 

Militärische Unterstützung der Ukraine: Bereitschaft sinkt

Trotz dieses starken Rückhalts für eine weitere Unterstützung der Ukraine fordern jetzt weniger Befragte (35 Prozent) als Anfang Juli (44 Prozent) eine Verstärkung der militärischen Unterstützung der Ukraine. Genau wie vor zwei Wochen plädieren 32 Prozent für ein unverändertes militärisches Engagement und 24 Prozent (Anfang Juli: 18 Prozent) sind jetzt für eine Verringerung der Militärhilfe.

 

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Stärkere Nutzung der Kohlekraftwerke

Wegen des drohenden Gasmangels will die Bundesregierung verstärkt auf Kohlekraftwerke zurückgreifen. Dass zur Energiesicherheit jetzt klimaschädliche Kohlekraftwerke stärker genutzt werden sollen, finden 68 Prozent aller Befragten richtig, 28 Prozent lehnen das ab. Diese Vorgehensweise findet eine mehrheitliche Zustimmung in allen Parteianhängergruppen, selbst bei den Anhängern der Grünen sprechen sich 57 Prozent dafür aus.

 

Entlastungsmaßnahmen bei den Energiepreisen nicht ausreichend

Die Bundesregierung hat verschiedene Entlastungsmaßnahmen wie Tankrabatt, 9-Euro-Ticket und Energiepreispauschale beschlossen, um damit einen Teil der Preissteigerungen bei den Energiekosten auszugleichen. Eine klare Mehrheit (76 Prozent) hält diese Maßnahmen jedoch nicht für ausreichend, lediglich 20 Prozent genügen sie.

 

Top Ten: Deutliche Ansehensverluste bei fast allen Politikerinnen und Politikern 

Bei der Beurteilung nach Sympathie und Leistung ("Was halten Sie von?") hält weiterhin Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die Spitzenposition. Er wird auf der Skala von +5 bis -5 mit einem Durchschnittswert von 1,6 (Anfang Juli: 2,0) eingestuft.

Auf Platz 2 liegt Außenministerin Annalena Baerbock mit 1,2 (1,6), und auf Rang 3 Arbeitsminister Hubertus Heil mit 0,9 (1,1).

 

Bundeskanzler Olaf Scholz ist mit 0,8 (1,2) einen Platz zurückgefallen. Es folgen Landwirtschaftsminister Cem Özdemir ebenfalls mit 0,8 (1,1), Gesundheitsminister Karl Lauterbach mit 0,4 (0,7) und der bayrische Ministerpräsident Markus Söder mit -0,1 (0,2).

Besonders deutlich hat sich Finanzminister Christian Lindner verschlechtert, der nach 0,4 vor zwei Wochen jetzt nur noch auf -0,1 kommt.

Deutlicher im Minus-Bereich liegen CDU-Chef Friedrich Merz mit -0,4 (minus 0,1) und Sahra Wagenknecht (Die Linke" mit -0,6 (minus 0,7).

 

Die Sonntagsfrage

Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die SPD auf 21 Prozent (unverändert) und die CDU/CSU auf 26 Prozent (minus 1). Die Grünen könnten weiterhin mit 25 Prozent rechnen, die FDP mit 6 Prozent (unverändert), die AfD mit 11 Prozent (plus 1) und Die Linke unverändert mit 5 Prozent. Die anderen Parteien lägen weiterhin bei 6 Prozent, darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erzielen würde.

  

Informationen zur Methodik der Umfrage und zu den genauen Frageformulierungen...

 

Quelle/Grafik: ZDF Kommunikation