Erdüberlastungstag: Ressourcen aufgebraucht – ist das so einfach?

02.08.2023

Institut der deutschen Wirtschaft: Vergleich hinkt – Was nicht nachwächst, kann auch nicht fehlen

Es gehört zum alljährlichen Ritual: Seit 1961 errechnet das Global Footprint Network einen Tag, an dem rein rechnerisch die Menschheit das Vorkommen an natürlichen Ressourcen für das laufende Jahr aufgebraucht hat. Der so genannte Earth Overshoot Day fällt demnach in 2023 auf den 2. August. Im Jahr 2021 war es der 29. Juli, in 2022 der 28. Juli.

 

Es gibt aber auch Kritik an der Erfassungsmethode. 

 

Infografik: Erdüberlastungstag wieder im August | Statista 

Ressourcen sind endlich: Nachfrage höher als Regeneration

„Der Earth Overshoot Day ist ein ⁠Indikator⁠ für die Nutzung der biologischen Kapazität und Regenerationsfähigkeit und für die Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Umwelt“, erklärt das Umwelt-Bundesamt. „Denn die Ressourcen auf der Erde sind endlich: Wir stoßen beispielsweise mehr Kohlendioxid aus, als Wälder und Ozeane absorbieren können, fischen intensiver als sich die Bestände erholen und fällen mehr Bäume als nachwachsen. Der Earth Overshoot Day markiert also das Datum, an dem die Nachfrage der Menschheit nach ökologischen Ressourcen und Dienstleistungen das übersteigt, was die Erde in diesem Jahr regenerieren kann.“

 

Das Datum des Erdüberlastungstags ist laut Global Footprint Network in den letzten 20 Jahren um knapp zwei Monate vorgerückt, heißt es weiter beim Datendienstleister Statista: „Nur das Jahr 2020 war eine leichte Zäsur im Trend. Die weltweit heruntergefahrene Wirtschaft und der damit einhergehende geringere Energieverbrauch haben dazu geführt, dass zum Erdüberlastungstag am 16. August noch rund 37,5 Prozent des Jahres übrig waren – zuletzt trat der Tag 2005 so spät ein.“

In 2023 sind es 41,6 Prozent.

 

Zu verantworten hätten dies „vor allem die westlichen Industrienationen. Würden alle Menschen so leben wie in den USA, bräuchten wir fünf Erden. Für den deutschen Lebensstil bräuchte es hochgerechnet drei Erden“, so Statista.

 

Institut der Deutschen Wirtschaft: Wir verbrauchen zu viel, aber nicht „mehr Erden“

Allerdings sollte man diese Daten auch mit Vorsicht genießen, sagen andere Experten. Zum Beispiel vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) aus Köln. Demnach werden bei der Berechnung einige Faktoren hinzugezogen, die nicht zusammenpassen.

 

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Das IW differenziert: „Nachwachsende Ressourcen, beispielsweise Holz oder Nahrungsmittel, dürfen wir langfristig nicht mehr verbrauchen als wir produzieren, sonst werden die Bestände abgebaut – beispielsweise Wälder gerodet, ohne dass in gleichem Umfang neue Biomasse entsteht. Hier macht der Vergleich von Verbrauch und Zuwachs Sinn“, heißt es beim IW.

 

Anders sieht es aber bei nicht-nachwachsenden, fossilen und endlichen Rohstoffen aus: „Dass mehr Öl und Gas verbraucht werden als entstehen, ist nicht überraschend. Während man viele Metalle recyceln kann, werden Energierohstoffe unwiederbringlich verbrannt. Das Nachwachsen im selben Zeitraum kann aber nicht der Maßstab für einen angemessenen Verbrauch sein.“

 

Soll also heißen: Was ohnehin nicht nachwachsen kann, wird auch nicht für den Rest des Jahres fehlen.

 

Und noch einen Denkfehler gibt es nach Ansicht des IW: "Der Index für den Earth Overshoot Day drückt CO2-Emissionen in Quadratmetern aus – mit der Idee, dass es eine bestimmte Fläche zur Kompensation braucht. Doch der Ansatz ist wenig überzeugend, denn er verwischt die Problematik: Die globale Erwärmung ist per se kein Flächenproblem. Wenn mehr COauf kleinerer Fläche gebunden werden könnte, würde sich der Indikator verbessern, obwohl die Emissionen gleich hoch blieben. Der diagnostizierte Überverbrauch von Ressourcen ist vor allem auf die CO2-Emissionen zurückzuführen, nicht auf die Ressourcennutzung."

 

Fazit des IW: „Wir verbrauchen nicht mehrere Erden. Wir haben auch nicht im Frühjahr alle Ressourcen verbraucht, die uns in einem Jahr zur Verfügung stehen. Aber die Welt produziert zu viel CO2. Das sollte man auch so benennen.“

 

Wie auch immer: Der Earth Overshoot Day sollte uns zu denken geben und daran erinnern, mit der Umwelt etwas pfleglicher umzugehen. Damit wäre auch schon etwas erreicht.

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Fotos: iXimus/Ratfink1973/Pexels / Pixabay

 


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