Umstrittener Vorschlag: Kann eine neue Praxisgebühr die kranken Kassen heilen?

29.12.2025

Wirken vier Euro als Rezept gegen „Ärzte-Hopping“?

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) bringt eine alte Idee in neuer Form zurück: Patienten sollen bei jedem Arztbesuch eine kleine Eigenbeteiligung zahlen. Der Vorstandsvorsitzende der KBV, Andreas Gassen, schlägt in einem Interview mit der BILD-Zeitung eine sogenannte Kontaktgebühr von „drei oder vier Euro“ pro Arztkontakt vor. Ziel sei es, unnötige Arztbesuche zu reduzieren und zugleich die finanzielle Lage der gesetzlichen Krankenversicherung zu stabilisieren. Der Vorstoß stößt jedoch in Politik und Verbänden auf deutliche Skepsis.

 

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Gassen begründete den Vorschlag mit den wachsenden finanziellen Problemen der Krankenkassen und der aus seiner Sicht überdurchschnittlich hohen Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen in Deutschland. Die Gebühr solle sozialverträglich ausgestaltet werden, damit niemand finanziell überfordert werde.

 

Lenkungswirkung: Weniger Arztbesuche?

Im Mittelpunkt des Vorstoßes steht weniger der unmittelbare Einnahmeeffekt als vielmehr eine Lenkungswirkung. Nach Angaben der OECD gehen Menschen in Deutschland im Schnitt 9,6 mal pro Jahr zum Arzt – deutlich häufiger als in vielen anderen Ländern. In Schweden liegt der Wert bei 2,3 Arztbesuchen pro Jahr, der OECD-Durchschnitt bei rund sechs.

Fachleute sprechen seit Jahren von einer ausgeprägten Neigung zum sogenannten Ärzte-Hopping: Weil Arztbesuche für gesetzlich Versicherte kostenfrei sind, suchen manche Patientinnen und Patienten mehrere Praxen auf, um sich zusätzliche Meinungen einzuholen.

Diese Mehrfachbehandlungen verursachen nach Einschätzung der KBV erhebliche Kosten und binden knappe ärztliche Ressourcen.

Eine Kontaktgebühr bei jedem Arztbesuch könne dazu beitragen, unnötige Doppel- und Dreifachuntersuchungen zu vermeiden.

 

Der Vorschlag weckt Erinnerungen an die frühere Praxisgebühr, die von 2004 bis Ende 2012 galt. Damals mussten gesetzlich Versicherte einmal pro Quartal zehn Euro beim ersten Arztbesuch zahlen. Eingeführt worden war die Regelung unter der damaligen Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD). Zwar brachte die Praxisgebühr jährlich rund 2 Milliarden Euro ein, eine spürbare Reduzierung der Arztbesuche blieb jedoch aus. Kritiker bemängelten zudem hohen bürokratischen Aufwand und soziale Schieflagen

 

Vor diesem Hintergrund fällt die Reaktion auf den neuen Vorstoß zurückhaltend bis ablehnend aus. Kritiker warnen, eine Gebühr pro Arztkontakt könne insbesondere chronisch Kranke, ältere Menschen und sozial Schwächere belasten

Es ist ohnehin nur ein Vorschlag. Was die Politik einmal daraus machen wird, dürfte eine andere Sache sein...  

 

Bericht: KA
Quelle: BILD

 

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