Spritpreis-Explosion: Sprechen sich die Konzerne ab?

Bundeskartellamt will die Preisstrukturen untersuchen – was bringt das?

Auch wenn der Sprit teilweise wieder etwas günstiger ist: Die Explosion der Spritpreise ist wohl nicht alleine dem Ukraine-Krieg und den damit verbundenen Lieferengpässen geschuldet. Zum Beispiel ist die Steuerbelastung bekanntlich recht hoch.

Das Bundeskartellamt, also die Aufsichtsbehörde für den fairen Wettbewerb, hat einen weiteren Verdacht: Nutzen die Mineralölkonzerne vielleicht gerade die Situation aus, geben Senkungen nicht an die Kundschaft weiter und sprechen sich vielleicht sogar ab?

 

Dazu erklärt Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: „Der Krieg in der Ukraine und seine Folgen führen zu zahlreichen Verwerfungen im Kraftstoffmarkt. Wir verfolgen diese Entwicklungen mit hoher Aufmerksamkeit. Rohölpreise, die Abgabepreise der Raffinerien und die Preise an der Tankstelle sind in den vergangenen Wochen deutlich auseinandergelaufen.“

Also: Wenn der Rohölpreis sinkt, sollte sich das auch an den Tankstellen bemerkbar machen. Tut es aber derzeit nicht, oder nur bedingt.

Aktuelle Kraftstoffpreisentwicklungen

 

Was also tun?

Andreas Mundt: „Wir werden nun eine ad hoc Sektoruntersuchung mit klarem Fokus auf die Raffinerie- und Großhandelsebene einleiten. Ziel ist es insbesondere, die Gründe für die jüngsten Markt- und Preisentwicklungen auszuleuchten.“

 

Allerdings ist es fraglich, was diese Untersuchung bringen soll. Denn es ist schließlich nicht das erste Mal, dass das Bundeskartellamt die Praktiken der Konzerne beleuchten will – aber am Ende keine Handhabe hatte.

 

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Ein Beispiel: Andreas Mundt hat bereits vor rund acht Jahren festgestellt, dass die Öl-Giganten die Preise diktieren können. Dies sei aber schwer nachzuweisen: „Wir haben keinen einzigen Beweis gefunden, dass es hier ein Kartell gibt. Wir haben umfangreich untersucht und wissen jetzt genau, wie die Benzinpreise gesetzt werden. Die Tankstellen handeln nach dem Motto 'Abgucken und Nachmachen'. (...) Die Unternehmen brauchen also gar keine Absprachen, sie verstehen sich blind. Dass das funktioniert, zeigt, dass der Wettbewerb an der Tankstelle nicht rundläuft – es ist deshalb aber kein verbotenes Kartell.“

(Bild am Sonntag, 26. Oktober 2014).

 

Warum sollte die Aufsicht also diesmal besser funktionieren?

Dazu erläutert Andreas Mundt in einem WDR5-Interview am Mittwochmorgen, 13. April, das Prinzip der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe: „Wir erhalten von den Tankstellen in ganz Deutschland die Preise in Echtzeit. Und diese Info geben wir an die Verbraucher-Informationsdienste weiter [also beispielsweise die Tankstellen-Apps oder den ADAC, Anm.d.Red.]. (…) Wenn wir aber wissen wollen: Was passiert eigentlich auf der Raffinerie-Ebene, dann müssen wir (...) permanent die Preise monitoren, die die Raffinerien bei der Abgabe an die Tankstellen verlangen.“

Auf diese Weise erhofft sich das Bundeskartellamt, den gesamten Markt und die Preisentwicklungen überblicken zu können: „Wir hätten dann eine sehr gute Transparenz.“

Gegebenenfalls könnten dann tatsächlich Verfahren gegen Wettbewerbsverstöße oder Preisabsprachen eingeführt werden.

Wann ist es teurer, wann billiger?

Das Bundeskartellamt hat folgende Beobachtungen gemacht:

Nach wie vor sind manche Tankstellen deutlich preiswerter als andere. Hat man eine solche Tankstelle in der Umgebung gefunden, bleibt sie typischerweise auch in Zukunft eine gute Wahl. Günstige Tankstellen blieben zumeist relativ günstig, teure blieben teuer.

An ein und derselben Tankstelle gibt es meist Preisunterschiede von 8-13 Cent/Liter am Tag. Vergleicht man die Tankstellen in einer Stadt, gibt es meist sogar Preisunterschiede von 18-24 Cent/Liter am Tag

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Quelle: Bundeskartellamt 

 

Die Kraftstoffpreise sind im Schnitt meist morgens (ca. 5 bis 8 Uhr) am höchsten und abends (ca. 18 bis 22 Uhr) am niedrigsten, wobei es allerdings auch abends kleine Preisanhebungen gibt. Dazwischen schwanken die Preise oft erheblich. Am späten Abend und in der Nacht heben gerade die ohnehin teureren Tankstellen ihre Preise wieder

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 Quelle: Bundeskartellamt

 

An Autohöfen in Autobahnnähe sind die Preise im Vergleich zu anderen Straßentankstellen zwar häufig etwas teurer (+2-3 Cent/Liter), aber wer an einer Autobahntankstelle tankt, muss meist mit noch sehr viel höheren Preisen rechnen. Diese liegen zumeist etwa 25 Cent/Liter über den Preisen an den Straßentankstellen (siehe Info-Grafik „Preisunterschiede Stadt/Land, Autohof und Autobahn“). Es gibt allerdings einige wenige Autobahntankstellen, die trotz ihrer Lage keine deutlich teureren Preise erheben. Diese lassen sich gut über Tank-Apps ausfindig machen.

 

Zwischen den verschiedenen Regionen in Deutschland gibt es nur vergleichsweise geringe Preisunterschiede. Abgesehen von wenigen teureren bzw. günstigeren Regionen, beträgt die Preisdifferenz im Jahresmittel um die 5 Cent/Liter.

 

Der Abstand von E5 zu E10 liegt bei etwa 6 Cent/Liter. Auch hier ergeben sich bei entsprechender Eignung des Fahrzeuges deutliche Einsparmöglichkeiten für wechselwillige Verbraucherinnen und Verbraucher.

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Foto: anzeiger24.de / OpenClipArt Vectors/Pixabay

 


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