Wirbel ums Tempolimit, weil Audi-Chef nun auch dafür ist

Deutsche Umwelthilfe fordert 100 km/h auf Autobahnen – lässt sich die FDP umstimmen?

Es kursieren derzeit einige Reizwörter – zum Beispiel das „Tempolimit“ für die Autobahnen. Klimaschützer sind dafür, weil dadurch der Kraftstoffverbrauch insgesamt sinke – das schone die Umwelt und nebenbei auch den Geldbeutel angesichts der hohen Spritpreise.

Andere pochen wiederum auf ihre Freiheit und wollen sich nicht auch noch beim Autofahren „bevormunden“ lassen.

 

Nun sorgt Markus Duesmann, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender der Audi AG, für Gesprächsstoff: In der Süddeutschen Zeitung vom 26. Oktober zeigte er sich offen für Einschränkungen, als Beitrag zur Energiekrise. „Um uns in Deutschland besser einzustimmen auf die Lage und die Notwendigkeit des Sparens, könnte es wieder autofreie Tage geben, so wie in den 1970er Jahren“, zitiert ihn die SZ. Und ein Tempolimit könne „ein hilfreiches Symbol“ sein: „Wir müssen umdenken, uns klar werden, dass sich unser Leben ändert.“ An einem autofreien Sonntag beispielsweise werde er „mit dem Rennrad über die gesperrte Autobahn fahren.“

 

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Deutsche Umwelthilfe: "10 Millionen Liter Sprit sparen"

Eine Steilvorlage für Ökoorganisationen wie die Deutsche Umwelthilfe. Wenn schon einer der wichtigsten Autokonzern-Chefs ein Tempolimit auf Autobahnen unterstützt, dann solle sich Bundesminister Robert Habeck (Grüne) nun dafür einsetzen, so eine Forderung von DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch am 27. Oktober:

„Lieber Robert Habeck, die Ablehnungsfront der Autokonzerne wackelt. Erste Manager wie der Audichef erlauben nun der Bundesregierung, ein Tempolimit einzuführen. Die letzten Entscheidungen zur Inbetriebnahme weiterer Kohlekraftwerke führt zu hohen zusätzlichen CO2-Emissionen. Diese müssen nach dem geltenden Klimaschutzgesetz sofort und parallel ausgeglichen werden. Sie sind verantwortlich für die Energiesicherheit und für den Klimaschutz. Mit der Einführung von Tempo 100 auf Autobahnen, Tempo 80 außerorts und Tempo 30 in der Stadt lassen sich sofort, ohne neue Gesetze und ohne Kosten täglich 10 Millionen Liter Benzin und Diesel und über 9 Millionen Tonnen CO2 einsparen."

 

Was meint das Verkehrsministerium?

Nun ist Robert Habeck aber nicht zuständig, sondern sein Kollege und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). Und der ist bekanntermaßen kein Streiter für ein Tempolimit.

In einem Interview mit dem Weser-Kurier vom 14. August 2022 erklärte er u.a.: „Verkehrssicherheit hat für uns oberste Priorität. An Strecken, an denen die Richtgeschwindigkeit nicht ausreichend Schutz bietet, gibt es in aller Regel heute schon Geschwindigkeitsbeschränkungen. Wir haben auf unseren Autobahnen, Landstraßen und auch innerorts viele Streckenabschnitte, auf denen ein Tempolimit gilt, damit die Sicherheitsanforderungen dort erfüllt werden.“

Und dann gibt es noch die legendäre Erklärung, dass die Regierung ja „nicht genügend Schilder“ habe.

 

Im ZDF erklärte er außerdem: „Wir wollen die Verantwortung der Menschen nicht durch staatliche Verbote und Verschärfungen ausschalten.“

Und: "Ein freiheitlicher Ansatz sei notwendig, um die Gesellschaft nicht zu spalten. Ein Klimaschutzprogramm mit maximaler Härte, das dann abgewählt werde, ergebe keinen Sinn. Es brauche einen Konsens in der demokratischen Mitte", fasst das ZDF zusammen.
 

Es dürfte also angezweifelt werden, dass sich Minister Wissing wegen eines einzelnen Interviews des Audi-Chefs in seiner Haltung umstimmen lässt...

 

Bericht: Achim Kaemmerer

Foto: Archiv anzeiger24.de

 


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