
Bundesanwaltschaft zerschlägt mutmaßliche rechtsextreme Terrorzelle
21.05.2025Festnahmen und Durchsuchungen in fünf Bundesländern
In einer großangelegten Anti-Terror-Operation hat die Bundesanwaltschaft am frühen Mittwochmorgen, 21. Mai 2025, fünf mutmaßliche Mitglieder einer rechtsextremen terroristischen Vereinigung festnehmen lassen. Die Gruppe mit dem Namen „Letzte Verteidigungswelle“ (L.V.W) soll Anschläge auf Asylbewerberheime und linke Einrichtungen geplant und teilweise ausgeführt haben – mit dem Ziel, das demokratische System in Deutschland zu destabilisieren.
Die festgenommenen Männer – Benjamin H., Ben-Maxim H., Jerome M., Lenny M. und Jason R. – wurden in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Hessen verhaftet. Zeitgleich durchsuchten Einsatzkräfte insgesamt 13 Objekte in weiteren Bundesländern, darunter Sachsen und Thüringen. Drei weitere Beschuldigte – Devin K., Claudio S. und Justin W. – befinden sich bereits in Untersuchungshaft. Insgesamt waren über 220 Beamte im Einsatz, darunter auch Spezialeinheiten der Bundespolizei.
Laut Bundesanwaltschaft handelt es sich bei der L.V.W. um eine spätestens im April 2024 gegründete rechtsterroristische Gruppierung. Ihre Mitglieder begreifen sich demnach als „letzte Instanz zur Verteidigung der Deutschen Nation“. Ihr erklärtes Ziel: mit Gewalt gegen Migranten und politische Gegner den Staat ins Wanken bringen. Zu diesem Zweck soll die Gruppe Brand- und Sprengstoffanschläge vorbereitet und teilweise durchgeführt haben – teils mit potenziell tödlichen Folgen.
Brandanschlag mit Glück ohne Opfer
Ein besonders schwerer Tatvorwurf betrifft einen Brandanschlag auf ein Kulturhaus in Altdöbern am 23. Oktober 2024. Lenny M. und Jerome M. sollen dort ein Feuer gelegt haben, bei dem ein Schaden von rund 500.000 Euro entstand. Das Gebäude war bewohnt – Verletzte gab es nur durch Zufall nicht. Der Tat voraus ging eine propagandistische Videobotschaft, in der die Tat angekündigt wurde. Die Rede soll von Ben-Maxim H. verfasst worden sein.
„Die Ermittlungen legen nahe, dass es sich nicht nur um eine ideologisch gefestigte, sondern auch handlungsfähige terroristische Vereinigung handelt“, heißt es aus Justizkreisen. Drei der Hauptbeschuldigten – Benjamin H., Lenny M. und Jason R. – gelten als Rädelsführer der Gruppierung.
Geplante Anschläge und Neonazi-Parolen
Auch für versuchte Brandanschläge auf Asylunterkünfte in Schmölln und Senftenberg soll die Gruppe verantwortlich sein. In Schmölln warfen zwei der Beschuldigten Pyrotechnik in eine bewohnte Unterkunft, sprühten rassistische Parolen wie „Ausländer raus“ und Nazi-Symbole an die Fassade und zeigten den Hitlergruß. In einem weiteren Fall sollen zwei Mitglieder versucht haben, Kugelbomben aus Tschechien für einen Anschlag zu beschaffen – der Plan scheiterte nur an ihrer Festnahme.
Die Taten wiegen schwer: Den Beschuldigten werden unter anderem Mitgliedschaft bzw. Unterstützung einer terroristischen Vereinigung (§129a StGB), versuchter Mord, besonders schwere Brandstiftung, Sachbeschädigung sowie das Verwenden verfassungswidriger Kennzeichen zur Last gelegt. In mindestens einem Fall wird auch von einer Mordverabredung ausgegangen.
Jugendliche Täter – politische Brisanz
Bemerkenswert: Viele der Beschuldigten sind noch sehr jung – es handelt sich um Jugendliche oder Heranwachsende, die laut Bundesanwaltschaft jedoch mit „Verantwortungsreife“ agiert haben. Das Jugendstrafrecht kommt dennoch zum Teil zur Anwendung.
Die Ermittlungen wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt, dem Bundesamt für Verfassungsschutz sowie mehreren Landeskriminalämtern geführt. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft sollen die Verdächtigen noch heute dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden.
Mit der Zerschlagung der L.V.W. wird erneut deutlich, wie ernst die Gefahr von Rechtsterrorismus in Deutschland ist – besonders dann, wenn er in digital vernetzten, fanatisierten Kleingruppen entsteht.
Quelle: Der Generalbundesanwalt
Fotos: Der Generalbundesanwalt / KI generiert mit Adobe Firefly
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