
Bayer-Konzern: ‚Zukunftssicherung‘ durch ‚neues Organisationsmodell‘ – und Stellenabbau
17.01.2024Vorstand und Arbeitnehmervertretung haben sich auf Umstrukturierung bis 2026 verständigt
In der Presseerklärung vom 17. Januar 2024 klingt es recht wohlfeil: „Der Bayer-Konzern hat damit begonnen, weltweit ein neuartiges Organisationsmodell namens ‚Dynamic Shared Ownership‘ (DSO) bei sich einzuführen, das Hierarchien abbauen, Bürokratie beseitigen, Strukturen verschlanken und Entscheidungsprozesse beschleunigen soll. Ziel des neuen Modells ist es, das Unternehmen insgesamt deutlich agiler zu machen und seine operative Performance erheblich zu steigern.“
Das bedeutet aber nichts anderes als: Es werden bis Ende 2025 zahlreiche Stellen gestrichen.
Heike Prinz, Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektorin der Bayer AG, ergänzt: „Bayer befindet sich derzeit aus unterschiedlichen Gründen in einer schwierigen Lage. Um die Leistungsfähigkeit unserer Organisation und unseren Handlungsspielraum schnell und nachhaltig zu verbessern, sind jetzt einschneidende Maßnahmen notwendig. Wir wollen Bayer zügig wieder in die Erfolgsspur bringen.“
Vorstand und Arbeitnehmervertretung hätten sich gemeinsam „im Aufsichtsrat auf Grundsätze für die Zukunft des Unternehmens verständigt“, erklärt Heike Hausfeld, Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats der Bayer AG: „Wir sehen mit dem neuen Betriebsmodell eine große Chance, unsere wirtschaftliche Situation deutlich zu verbessern. In der angespannten Lage des Unternehmens reichen die bereits laufenden Programme und Maßnahmen jedoch nicht aus, weshalb wir schweren Herzens weiteren Einschnitten zugestimmt haben.“
So soll der Stellenabbau in Deutschland geregelt werden
- In den deutschen Konzerngesellschaften bietet Bayer den Beschäftigten nach Lebensalter gestaffelte Aufhebungsverträge an.
- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Stelle entfällt, erhalten eine bis zu sechsmonatige Bedenkzeit, in der sie dabei unterstützt werden, eine ihren Fähigkeiten und Qualifikationen entsprechende neue Beschäftigung außerhalb des Konzerns zu finden.
- Bei Bedarf können betroffene Beschäftigte bis zu zwölf Monate lang individuelle Qualifizierungsmaßnahmen für den externen Arbeitsmarkt erhalten.
- Eine „Future Skills Akademie“ soll zudem zukunftsrelevante Fähigkeiten identifizieren und die Mitarbeiter bei deren Erwerb unterstützen.
- Auf betriebsbedingte Kündigungen wird bis zum 30. Dezember 2026 verzichtet.
- Arbeitsverhältnisse von Beschäftigten, deren Stelle entfallen ist und die das Unternehmen bis Ende 2026 nicht verlassen haben, werden zum 31. Dezember 2026 notfalls betriebsbedingt gekündigt.
Die Betriebsratsvorsitzende Heike Hausfeld kommentiert: „Dass die Beschäftigungssicherung nur um ein Jahr verlängert wird, macht deutlich, dass wir uns in einer außergewöhnlich ernsten Lage befinden. Die seit 27 Jahren eher theoretische Gefahr von betriebsbedingten Kündigungen am Ende einer Beschäftigungssicherungsvereinbarung ist damit zu einer realen Option geworden. Das zu akzeptieren ist uns trotz der schwierigen Situation äußerst schwergefallen. Wir sind uns aber mit dem Arbeitgeber einig, dass betriebsbedingte Kündigungen auch künftig nur als letztes Mittel eingesetzt werden sollen.“
Bericht: Achim Kaemmerer
Foto: anzeiger24.de
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