Bahnhof Stuttgart 21: Eröffnung erneut verschoben – technische Probleme bremsen Projekt aus
19.11.2025Großbaustelle dauert noch einmal länger – Kosten explodieren – Vorhaben war schon immer umstritten
Die Deutsche Bahn muss bei ihrem milliardenschweren Bahnprojekt „Stuttgart 21“ erneut eine schwere Niederlage einstecken. Wie der SWR aus Kreisen der Projektpartner erfahren hat, ist der für Dezember 2026 angekündigte Start des neuen Tiefbahnhofs geplatzt. Damit verzögert sich das Prestigeprojekt einmal mehr – und ein belastbarer Eröffnungstermin rückt in weite Ferne.
Pilotprojekt als Bremsklotz
Nach Informationen des Spiegel liegen die Probleme insbesondere im Bereich des Digitalen Knotens Stuttgart (DKS). Das Pilotprojekt soll die Leit- und Sicherungstechnik im Großraum Stuttgart vollständig digitalisieren und bildet eine Schlüsselkomponente für die Inbetriebnahme von Stuttgart 21. Doch genau dort stockt es: Technik des japanischen Projektpartners Hitachi soll Schwierigkeiten in der Zulassung und Freigabe bereiten – mit erheblichen Folgen für den Gesamtzeitplan.
Noch im Juli 2025 hatte die Bahn angekündigt, zumindest einen Teilbetrieb ab Dezember 2026 aufnehmen zu wollen. Fernverkehrszüge – mit Ausnahme der Gäubahn – sowie rund die Hälfte des Regionalverkehrs sollten dann bereits durch den neuen Durchgangsbahnhof fahren. Auch der Fernbahnhof am Flughafen und der Abstellbahnhof in Untertürkheim sollten ihren Betrieb aufnehmen. Nun zeigt sich: Diese Pläne halten dem Realitätscheck nicht stand.
Bahnchefin Palla warnt vor neuen Terminrisiken
Laut Medienberichten informierte Bahnvorständin Evelyn Palla die Projektpartner persönlich über die neue Lage – und stellte gleichzeitig klar, dass ein belastbarer Eröffnungstermin frühestens Mitte 2026 genannt werden könne. Derzeit werde intern das Jahr 2027 angepeilt. Doch auch dieser Zeitrahmen steht unter Vorbehalt.
Offiziell bestätigt die Bahn die Verschiebung noch nicht. Man verweist auf die kommende Sitzung des Aufsichtsrats am 10. Dezember, der formal über eine Terminänderung entscheiden müsse. In einer schriftlichen Stellungnahme räumt das Unternehmen lediglich ein, dass sich bereits bekannte Terminrisiken „in einer so bisher nicht vorhersehbaren Dimension erhärtet“ hätten.
Politik reagiert mit scharfer Kritik
Die Reaktionen aus Stuttgart ließen nicht lange auf sich warten. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sprach von einer „fatalen Nachricht“ für Pendlerinnen und Pendler sowie die gesamte Region. Die wiederholten Verzögerungen zerstörten das ohnehin brüchige Vertrauen in die Bahn:
„Noch vor einem Monat hat uns die Bahn den Eröffnungstermin bestätigt. Diese Zusagen waren offensichtlich windig oder falsch. Wir fühlen uns getäuscht.“
Hermann fordert nun einen Sonderlenkungskreis und „echte Transparenz“ seitens der Bahn. Eine weitere Verschiebung „auf unbestimmte Zeit“ könne nicht hingenommen werden.
Ein Projekt voller Warnsignale
Schon im Sommer sollen interne Analysen der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH sowie des Beratungsunternehmens PwC erhebliche Risiken beim Zeitplan aufgezeigt haben. Die jetzige Korrektur kommt daher nicht völlig überraschend – aber zu einem Zeitpunkt, an dem das Management noch öffentlich am Ziel 2026 festgehalten hatte.
Hinzu kommt: Kosten und Zeitplan sind bei Stuttgart 21 seit Jahren eng verknüpft – und beides gerät zunehmend außer Kontrolle. Ursprünglich sollte der neue Tiefbahnhof 2019 in Betrieb gehen. Heute liegt die letzte bekannte Kostenschätzung bei rund 11,3 Milliarden Euro. Der ursprünglich vertraglich vereinbarte Finanzierungsrahmen von 4,5 Milliarden Euro ist längst überschritten.
Ein Ende mit Fragezeichen
Ob 2027 wirklich das Jahr der Fertigstellung wird, bleibt ungewiss. Vieles hängt von der Lösung der technischen Probleme im Digitalen Knoten Stuttgart ab – und damit von einem Projekt, das für die Modernisierung der deutschen Bahninfrastruktur ohnehin von zentraler Bedeutung ist.
Klar ist: Die erneute Verzögerung trifft Fahrgäste und die Region hart. Und sie verstärkt den Eindruck, dass die Bahn bei „Stuttgart 21“ nicht nur mit dem Bauen kämpft, sondern zunehmend auch mit dem Vertrauen der Öffentlichkeit.
Quelle: SWR / Spiegel / DB AG / Verkehrsmninisterium BW
bearb.: KA
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