Bahn-Chef ausrangiert – und jetzt?

15.08.2025

Unzuverlässig, marode, einfach nur nervig – wer wird Richard Lutz nachfolgen, und was kann dann besser werden…?

***Leitartikel***

Verärgerte und genervte Fahrgäste, unzählige Verspätungen, eine Baustelle nach der anderen und weiterhin Millionen-Defizite – bei so einer Bilanz dürfte es nicht verwundern, wenn der oberste Chef der Deutschen Bahn eines Tages aufs Abstellgleis gestellt werden. Nun ist tatsächlich der Tag gekommen – für manche war der Zeitpunkt aber ziemlich überraschend. Am Donnerstag, 14. August 2025, verkündete Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU), dass der Vertrag mit dem Vorstandsvorsitzendem Dr. Richard Lutz vorzeitig und „einvernehmlich“ beendet werde. 2017 hat der Manager seinen Spitzenposten angetreten, die Laufzeit sollte bis 2027 gehen. Lutz solle jedoch „seine Aufgaben noch wahrnehmen, bis die Nachfolge geregelt ist“, teilt das Ministerium mit. Am 22. September 2025 wolle Bundesminister Schnieder seine „Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene“ (Eckpunkte zur Reform der Deutschen Bahn) vorstellen, heißt es weiter.

 

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Vielleicht mag diese Entscheidung bei so manch geplagtem Bahnfahrer so etwas wie Genugtuung auslösen. Doch löst das tatsächlich die Probleme – die sich über Jahrzehnte hinweg durch Untätigkeit bei der Modernisierung der Technik und Infrastruktur angestaut haben? Man darf auch neugierig sein, wer diese Mammutaufgabe – nämlich ein marodes System wieder auf die Schiene zu bringen – auf sich nehmen will. Immerhin: es läuft ein ambitioniertes Sanierungsprogramm bis in die 2030er Jahre hinein, aber haben die Fahrgäste so lange die Geduld mit der DB?

 

GDL fordert „Ende des Missmanagements“

Für die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist der Fall klar: „Die Entlassung von Herrn Lutz war eine notwendige Konsequenz des jahrelangen Missmanagements, das die Deutsche Bahn immer tiefer in die derzeitige Krise geführt hat“, meint der Bundesvorsitzende Mario Reiß. „Diese Entscheidung war richtig und unumgänglich.“

 

Er fordert das Ende von „Fehlentscheidungen, Überlastung, Personalabbau und fehlende Wertschätzung“ sowie „umfassendere und nachhaltige Maßnahmen“ wie die „Sanierung und Entflechtung der Finanzströme, die dringend benötigte Modernisierung der Infrastruktur sowie eine grundlegende Reform der Unternehmensstruktur, um die Bahn zukunftsfest aufzustellen“.

 

Auch das Personal – vom Lokomotivführer über Zugbegleiter, Fahrdienstleiter bis zum Werkstatt- und Servicepersonal – müsse konkrete Verbesserungen in Arbeitsbedingungen, Bezahlung und Mitbestimmung“ erfahren.

 

Pro Bahn: „Gute Ideen des Vorstands scheitern wenige Ebenen darunter“

Der Fahrgastverband Pro Bahn kommentiert die Entscheidung des Ministers: Ein bloßer Personalaustausch an der Spitze reiche nicht aus: „Insgesamt ist eine aktivere Steuerung durch das Verkehrsministerium notwendig. Gleichzeitig muss die Deutsche Bahn ehrlicher und transparenter kommunizieren.“

 

Viele „gute Ideen“, die der bisherige Vorstand bereits hatte, seien schon „wenige Ebenen darunter“ gescheitert: „Eine gerne als 'Lehmschicht' bezeichnete Managementebene wehrt resilient jegliche Innovationen ab“, heißt es in einem Pressestatement. Das Verkehrsministerium müsse „klare Vorgaben“ machen, eine „verlässliche Finanzierung“ schaffen und für mehr Transparenz und Kundenorientierung sorgen.

„Zu oft beschreibt die Deutsche Bahn, dass es keine Probleme gäbe, bis es zum unangenehmen Erwachen kommt – wie zuletzt bei der Fehmarnbeltquerung. Für die Nachfolge sollten keine Quereinsteiger aus der Politik zum Zug kommen, das Experiment mit dem ehemaligen Kanzleramtschef Ronald Pofalla sollte eine Warnung sein“, erklärt Detlef Neuß, Vorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn.

 

Bericht: Achim Kaemmerer

Fotos: Deutsche Bahn AG/Max Lautenschläger / BMV/Tobias Koch / anzeiger24.de

 

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