NRW-Abiprüfung wegen Download-Panne verschoben

Technische Störung bei der Datenübertragung – Wie konnte sowas passieren?

Da haben sich die Abiturprüflinge und ihre Lehrkräfte in NRW wohl die Augen gerieben: Die für den heutigen 19. April angesetzten Klausuren müssen verschoben werden.

Der Grund: „Beim Download der schriftlichen Abituraufgaben für das Zentralabitur hat es eine massive technische Störung gegeben“, teilt das Landesschulministerium am Vorabend mit.

 

Betroffen waren die Prüfungsfächer Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik, Technik (Grundkurs und Leistungskurs).
„Die technische Störung konnte nicht mehr rechtzeitig behoben werden, sodass die für Mittwoch vorgesehenen schriftlichen Abiturprüfungen auf den bisher prüfungsfreien kommenden Freitag, 21. April 2023, verschoben werden müssen.“


Schul- und Bildungsministerin Dorothee Feller: „Die Störung und kurzfristige Verschiebung der Abiturklausuren ist außerordentlich ärgerlich. Die Abiturientinnen und Abiturienten haben sich intensiv auf ihre Prüfungen vorbereitet. Umso ärgerlicher ist es, dass eine Störung beim Download dazu geführt hat, dass die Schulen die Aufgaben nicht rechtzeitig erhalten haben. Das Ministerium für Schule und Bildung wird die massive Störung gemeinsam mit dem externen Dienstleister intensiv aufarbeiten und eine genaue Fehleranalyse erstellen und daraus die notwendigen Konsequenzen ziehen, damit die Prüfungen an den Folgetagen störungsfrei durchgeführt werden können.“

 

Ministerin: "Sie sind sauer, und ich bin es auch!"

 

Auf ihren Social Media Kanälen bat die Ministerin bei den Betroffenen um Entschuldigung. 

Das hätte nie passieren dürfen. Sie könne nachvollziehen, wenn Schülerinnen und Schüler, deren Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrer nun "sauer" seien. Sie selbst sei ebenso sauer. Man habe alles versucht, um die Verschiebung zu vermeiden. 

 

Bei einem Pressegespräch am Mittwochvormittag erklärte Feller, der seit 2018 zuständige externe Dienstleister habe am Dienstag gegen 14.10 Uhr auf die Probleme aufmerksam gemacht. Bei rund 300 von 900 Schulen aber habe der Download funktioniert. Außerdem sei im Herbst der Workflow, insbesondere im Fach Chemie, erfolgreich getestet worden. 

 

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Schülervertretung fürchtet "mehr Stress" und "schlechtere Noten"

Erwartungsgemäß attacktierte die Landesschüler*innenvertreung (LSV) NRW für die Panne: „Das nun verursachte Chaos ist ein weiterer Beleg dafür, dass das zentralisierte Abitur und der Privatisierungswahn der Landesregierung für zukünftige Abschlussprüfungen überwunden werden müssen. Schon wieder müssen wir Schüler*innen das Versagen der Landesregierung ausbaden”, sagt Phil Robin Weber aus dem Landesvorstand.
“Für die angehenden Abiturient*innen bedeutet der neue Prüfungstermin nicht nur mehr Stress durch fehlende Lernpausen oder mehr Belastung, sondern im Zweifelsfall auch eine schlechtere Note“, ergänzt Vorstandskollege Sebastian Dahlmann. „Unser aktuelles Schulsystem erzieht die Schüler*innen dazu, Inhalte nur für einen bestimmten Zeitraum – den Tag der Klausur – abrufen zu können. Das wirkt sich natürlich auch aus, wenn die Klausur jetzt weiter nach hinten verschoben wird."

 

Der Freitag als Nachholtermin sei außerdem "eine Katastrophe", u.a. wegen des angekündigten Bahnstreiks und des Zuckerfestes für muslimische Schülerinnen und Schüler.

Die Betroffenen müssen sich nun „den Planungen und Versäumnissen des Ministeriums unterordnen“.

„Frau Ministerin provoziert mit dem Ausbleiben der Rahmenbedingungen die Zukunft junger Menschen zu verspielen, indem sie die Prüfungen mit einem noch höheren Stresslevel belegt“, so Phil Robin Weber.

 

Die Schülervertretung fordert wieder dezentrale Abiprüfungen: "Die Zentralisierung schafft ohnehin nur eine scheinbare Vergleichbarkeit, da weder die Voraussetzungen aller Schüler*innen gleich noch die Bewertung objektiv ist. Das Bildungsministerium hatte ausreichend Zeit, das Verfahren zu erproben, stattdessen hat es sich auf externe Dienstleister*innen verlassen", bemängelt Dahlmann.
“Das Ministerium hätte rechtzeitig eigene, erprobte Plattformen und Verteilungssysteme etablieren müssen – schließlich gibt es in NRW seit 2007 das Zentralabitur”, so Dahlmann weiter.

  

Bericht: Achim Kaemmerer

Fotos: G.Altmann/Joshua_seajw92 / Pixabay

 


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