
Deutsche Bahn: Wenn selbst der Sanierungsplan Verspätung hat und auf der Strecke bleibt
25.06.2025Großprojekt wird verschleppt – Schön verpackte PR-Poesie statt Klartext
***Leitartikel***
Man könnte meinen, die Deutsche Bahn wolle mit sprachlicher Kreativität über das hinwegtrösten, was sie operativ nicht in den Griff bekommt: Pünktlichkeit, Kundenservice und Zuverlässigkeit.
Ein aktuelles Beispiel: Das Schienennetz ist marode, die Technik größtenteils veraltet, und eine Sanierung ist jahrelang verschlafen worden. So weit, so bekannt. Nun wollte die DB diese Versäumnisse im Hauruck-Verfahren beheben – und hat sich offenbar verhoben.
Bis 2030 soll der Generalsanierungs-Fahrplan abgearbeitet sein – eine Herkules-Aufgabe.
Was als ambitioniertes Großprojekt mit dem verheißungsvollen Namen „Generalsanierung“ angekündigt wurde, entwickelt sich zur Langzeitbaustelle mit offenem Ende.
„Bedarfsorientierte Anpassung“ bis 2035!
Jetzt, Mitte 2025, wird klar: Der ehrgeizige Zeitplan ist nicht mehr zu halten. Doch statt Klartext zu reden, kurvt die DB InfraGO in ihrer Pressemitteilung vom 25. Juni 2025 um die eigentliche Botschaft herum: „Für mehr Qualität und Pünktlichkeit im Zugverkehr treibt die DB InfraGO ihre Planungen für die Korridorsanierung auf hochbelasteten Streckenabschnitten weiter voran.“
Klingt erstmal gut, ist aber in Wahrheit ein diplomatisch verpacktes Eingeständnis: In einem neuen „Branchendialog“ sollen Eisenbahnverkehrsunternehmen, Verbände und Bundesländer „den bisherigen Zeitplan für die Korridorsanierungen gemeinsam mit allen Beteiligten überprüfen und bedarfsgerechte Anpassungen ableiten.“
Was hinter dem Begriff „bedarfsorientierte Anpassungen“ steckt, bedeutet schlussendlich: „…eine zeitliche Streckung der Korridorsanierungen bis 2035.“
Heißt also: Der Sanierungszug trifft später an der Endstation ein als vorgesehen. Viel später. Fünf weitere Jahre Baustellen, Sperrungen, Umleitungen, Ersatzbusse, Geduld und gute Nerven.
Wie geht es jetzt weiter?
Die Korridorsanierung wird u.a. durch ein Sondervermögen finanziert, das an eine Laufzeit gebunden ist. Soll heißen: eine Verlängerung muss mit der Politik vereinbart werden: „Sobald die Hinweise und Positionen der Branche eingeflossen sind, wird die DB InfraGO den konsolidierten Vorschlag dem Bundesministerium für Verkehr (BMV) vorlegen, um das finale Konzept abgestimmt mit dem Bund zu verabschieden. Die neue Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben, das Sanierungskonzept fortlaufend zu überprüfen und anzupassen.“ Ab dem 9. Juli 2025 soll das Branchenforum fortgesetzt werden.
Die Baustelle DB wird die Fahrgäste also über das Jahrzehnt hinaus noch beschäftigen – was ja nicht wirklich überrascht.
Bericht: Achim Kaemmerer
Foto/Montage: anzeiger24.de / KI generiert mit Adobe Firefly
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