Alles nur geklaut: Milliardenverluste im Einzelhandel durch Ladendiebstähle

26.06.2025

Organisierte Banden, aber auch Kunden und Mitarbeiter langen zu – am Ende zahlen Verbraucher drauf

Der deutsche Einzelhandel steht vor einem wachsenden Problem: Ladendiebstähle verursachen jedes Jahr Verluste in Milliardenhöhe, Tendenz steigend. Wie aus der aktuellen Studie „Inventurdifferenzen 2025“ des EHI Retail Institute hervorgeht, belaufen sich die geschätzten Inventurverluste im Jahr 2024 auf rund 4,95 Milliarden Euro – eine Zunahme um rund 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Studie zufolge sind es nicht nur einzelne Gelegenheitsdiebe, sondern zunehmend professionell organisierte Tätergruppen, die gezielt Waren stehlen und so massiven wirtschaftlichen Schaden anrichten.

 

Fast 5 Milliarden Euro Schaden – größtenteils durch Diebstahl

Bei einem geschätzten Bruttoumsatz von etwa 495 Milliarden Euro im deutschen Einzelhandel entspricht der Verlust durch Inventurdifferenzen 0,64 Prozent des Nettoumsatzes. Im Jahr 2023 lag dieser Wert noch bei 0,63 Prozent. Die Ursache dieser Differenzen ist zu einem überwältigenden Teil auf Diebstahl zurückzuführen – durch Kundschaft, aber auch durch eigenes Personal und externe Dienstleister.

 

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Allein die Kundschaft verursacht laut Händlerangaben einen Schaden von rund 2,95 Milliarden Euro. Doch auch Angestellte tragen mit etwa 890 Millionen Euro erheblich zum Verlust bei. Hinzu kommen Diebstähle durch Lieferanten und Servicepersonal in Höhe von rund 370 Millionen Euro. Zusammengerechnet ergibt das rund 4,2 Milliarden Euro, die direkt auf kriminelle Handlungen zurückzuführen sind – mehr als 85 Prozent der gesamten Inventurdifferenzen.

 

Ein besonderer Fokus liegt dabei auf organisierten Tätergruppen. Laut EHI gehen etwa ein Drittel der Verluste – rund 1 Milliarde Euro – auf deren Konto. Diese Gruppen operieren oft in arbeitsteiliger Struktur, planen gezielt Beutezüge und sind schwer zu fassen. Im Vergleich zum Vorjahr ist der durch solche Täter verursachte Schaden um 5 Prozent gestiegen.

 

Die Dunkelziffer ist riesig: 98 Prozent aller Diebstähle bleiben unentdeckt

Ein zentrales Problem im Kampf gegen Ladendiebstahl ist die enorme Dunkelziffer. Nach Berechnungen des EHI bleiben rund 24,5 Millionen Diebstähle jährlich unentdeckt – bei einem durchschnittlichen Warenwert von 120 Euro pro Fall. Lediglich etwa 2 Prozent aller Fälle werden bemerkt und zur Anzeige gebracht. Die tatsächliche Dimension des Problems ist also um ein Vielfaches größer als das, was in den Polizeistatistiken erscheint.

 

Auch aus volkswirtschaftlicher Sicht ist die Entwicklung besorgniserregend: Allein durch entgangene Umsatzsteuer entsteht dem Staat jährlich ein Schaden von rund 570 Millionen Euro.

 

Sicherheitsausgaben steigen – der Handel investiert Milliarden

Angesichts der wachsenden Verluste greifen viele Händler zu teuren Gegenmaßnahmen. Der Einzelhandel gibt mittlerweile durchschnittlich 0,33 Prozent seines Umsatzes für Sicherheitsmaßnahmen aus, was hochgerechnet rund 1,6 Milliarden Euro pro Jahr entspricht. Eingesetzt werden dabei Warensicherungen, Kameraüberwachung, Detektive, Testkäufe, Mitarbeiterschulungen und Analysetools zur Datenüberwachung.

 

Doch damit nicht genug: Hinzu kommen interne Kosten durch die Organisation, Schulung, Personalbindung und technische Ausrüstung. Das EHI beziffert diese internen Aufwendungen konservativ auf weitere 1,5 Milliarden Euro. In Summe belaufen sich die jährlichen Sicherheitskosten im deutschen Einzelhandel also auf rund 3,1 Milliarden Euro.

 

Der Preis für Diebstahl – Verbraucher zahlen mit

Die wirtschaftlichen Folgen dieser Entwicklung treffen letztlich auch die Verbraucherinnen und Verbraucher. Die gesamten Diebstahl- und Sicherheitskosten von rund 7,3 Milliarden Euro pro Jahr schlagen sich laut EHI mit etwa 1,5 Prozent auf die Verkaufspreise nieder. Das bedeutet: Jeder Kunde zahlt – ob bewusst oder nicht – beim Einkauf mit.

 

Quelle: EHI Retail Institute
bearb. KA

 

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