Bahn und Bund: Generalsanierungsprogramm für marodes Schienennetz bis 2030

16.09.2023

Heißt aber auch: Monatelange Dauerbaustellen in ganz Deutschland

Wer mehr oder weniger öfter mit der Deutschen Bahn unterwegs ist, hat so seine Erfahrungen gemacht: Chaos, Ausfälle oder zumindest Verspätungen allerorten und zu jederzeit. Mal funktioniert ein Stellwerk oder Signal nicht; mal ist das Netz schlicht und ergreifend überlastet; oder die Züge haben technische Mängel.

 

Im Laufe der Zeit wurde die Deutsche Bahn „kaputtgespart“, heißt es immer wieder.

Glaubt man nun der Unternehmensführung und dem Bundesverkehrsministerium, soll sich dies nun ändern. Sie kündigen eine „umfassende Erneuerung und Modernisierung von Schienennetz und Bahnhöfen für mehr Qualität und Pünktlichkeit“ an.
40 Streckenabschnitte solle bis 2030 generalsaniert werden. Auch in das Flächennetz und breite Digitalisierung werde investiert

 

Was genau ist geplant?

Dazu teilt die Deutsche Bahn mit:

  • Die Sanierung des hochbelasteten Netzes und der damit verbundene Ausbau zu einem Hochleistungsnetz mit einer Länge von 9.000 Kilometern.
  • Die Auflösung des Investitionsstaus und die Ertüchtigung des Bahnnetzes in der Fläche.
  • Kapazitätssteigernde Maßnahmen wie zusätzliche Überleitstellen, Weichen und dichtere Signalisierung für mehr Stabilität und ein besseres Zugangebot.
  • Die Digitalisierung des Schienennetzes mit dem deutschlandweiten Rollout des European Train Control System (ETCS). Sie schafft bis zu 30 Prozent mehr Kapazität auf dem bestehenden Netz.
  • Der gezielte Aus- und Neubau von Strecken, um Engpässe aufzulösen und damit auch den Deutschlandtakt möglich zu machen.
  • Eine großflächige Modernisierung von Bahnhöfen in ganz Deutschland und der Ausbau zu Zukunftsbahnhöfen mit besserem Komfort und größerem Angebot für die Reisenden entlang der Hochleistungskorridore und im Flächennetz.

 

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Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender DB AG, erklärt: Der Bund werde bis zu 45 Milliarden Euro bereitstellen.

Heißt aber auch: „Das enorme Baupensum wird für Reisende und Güterverkehrsunternehmen ebenfalls herausfordernd. Aber es ist alternativlos, den Sanierungsstau anzugehen.“

Die geplanten Streckenabschnitte werden für jeweils mehrere Monate gesperrt. „Nach Abschluss der Arbeiten sind die Strecken weniger störanfällig und deutlich leistungsfähiger“, so Lutz.

 

Der Sanierungsfahrplan

Die Generalsanierung der hochbelasteten Streckenabschnitte beginnt in 2024 auf der Riedbahn zwischen Frankfurt/Main und Mannheim.

Im Jahr 2025 folgen die Strecken Hamburg–Berlin und Emmerich–Oberhausen. Allein entlang der Riedbahn wird die DB im Zuge der Sanierung auch 20 Bahnhöfe deutlich aufwerten.

 

Außerdem:

2026

  • Hamburg–Hannover (vorbehaltlich weiterer Entscheidungen)
  • Hagen–Wuppertal–Köln
  • Troisdorf–Koblenz
  • Koblenz–Wiesbaden
  • Nürnberg–Regensburg
  • Obertraubling–Passau

 

2027

  • Lübeck–Hamburg
  • Bremerhaven–Bremen
  • Lehrte–Berlin
  • Hamm–Düsseldorf–Köln
  • Frankfurt/Main–Heidelberg
  • München–Rosenheim
  • Rosenheim–Salzburg

 

2028

  • Bremen–Hamburg
  • Nordstemmen–Göttingen
  • Uelzen–Stendal
  • Stendal–Magdeburg
  • Hagen–Unna–Hamm
  • Köln–Bonn–Koblenz
  • Koblenz–Mainz
  • Bebra–Fulda
  • Würzburg–Nürnberg

 

2029

  • Hamburg–Hannover (vorbehaltlich weiterer Entscheidungen)
  • Bremen/Rothenburg–Wunstorf
  • Lehrte–Groß-Gleidingen
  • Bebra–Erfurt
  • Aachen–Köln
  • Forbach–Ludwigshafen
  • Stuttgart–Ulm (Altbaustrecke)

 

2030

  • Bremen–Osnabrück
  • Osnabrück–Münster
  • Münster–Recklinghausen
  • Minden–Wunstorf
  • Weddel–Magdeburg
  • Kassel–Friedberg
  • Würzburg–Ansbach–Treuchtlingen
  • Mannheim–Karlsruhe
  • Ulm–Augsburg

 

„Für die Dauer der Generalsanierung erarbeitet die DB gemeinsam mit den betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen und den im Nahverkehr zuständigen Aufgabenträgern ein leistungsstarkes Verkehrskonzept“, erklärt die Deutsche Bahn weiter. „Dazu gehört beispielsweise die Ertüchtigung von Umleitungstrecken. Ziel ist es, die Einschränkungen für Reisende und Güterverkehrskunden während der Bauzeit möglichst gering zu halten.“

 

Minister Wissing: "Bahn muss jetzt Zusage einhalten"

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) kommentiert: „Die Schieneninfrastruktur wurde vernachlässigt und an ihre absoluten Grenzen gebracht. Das ist nicht mehr hinnehmbar und einer fortschrittlichen Wirtschaftsnation unwürdig. Wir brauchen die Bahn als klimafreundlichen Verkehrsträger. Diese Aufgabe kann Sie aber nur erfüllen, wenn sie wieder zuverlässig, effizient und modern unterwegs ist. Dafür schaffen wir nun den organisatorischen und regulatorischen Rahmen.“
Das Vorhaben sei „ein Kraftakt und ein klareres Bekenntnis zur Schiene. Die finanziellen Voraussetzungen sind geschaffen, die Prioritäten mit den Hochleistungskorridoren, der Modernisierung von Bahnhöfen, der Digitalisierung sowie dem Neu- und Ausbau der Infrastruktur sind gesetzt. Jetzt erwarte ich von der Bahn, dass sie ihre Zusagen einhält und die Sanierung in der gebotenen Eile umsetzt.“

 

Zusammenstellung: Achim Kaemmerer

Fotos: anzeiger24.de/Pixabay

 


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