Keine Testpflicht nach Booster? Keine gute Idee?

16.12.2021

Vollständiger Schutz oder weiteres Risiko?

Bisher war Karl Lauterbach ein ganz normaler Bundestagsabgeordneter und „Gesundheitsexperte der SPD“, auf dessen Expertise viele Medien bei der Beurteilung der Corona-Lage immer wieder gerne zurück gegriffen haben. Bestimmen konnte er aber nichts, und so blieb es meistens bei Mahnungen, Einschätzungen und Empfehlungen. Nun ist der 58-Jährige zum Bundesgesundheitsminister aufgestiegen und muss nun beweisen, dass er mehr kann – vor allem wissenschaftsbasierte und zielgerichtete politische Entscheidungen treffen.

 

Eine wichtige Maßnahme hat der Epidemiologe nun verkündet und erntet dafür Kritik von einer Stelle, die ihm sonst wohlgesonnen ist.  

 

Bei der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) am vergangenen Dienstag wurde beschlossen, dass Menschen mit einer Corona-Auffrischimpfung von der Testpflicht befreit werden sollen. Also: kein 2G+, sondern 2G nach dem Booster. Laut Medienberichten erklärte Lauterbach vor den Beratungen: „Der Verzicht auf die Testung von Geboosterten macht epidemiologisch Sinn. Der dreifache Schutz ist der vollständige Schutz.“
Ausnahmen sollen beim Zutritt zu medizinischen und pflegerischen Einrichtungen gelten.

 

"Frei" nach 15 Tagen?

Der GMK-Vorsitzende und bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek verkündete daher nach der Konferenz: „Wer eine Corona-Auffrischungsimpfung erhalten hat, braucht künftig nach 15 Tagen keinen Test mehr im Rahmen der 2G plus-Regelung. Experten zufolge geht von Geboosterten nur eine geringe Infektions- oder Übertragungsgefahr aus. Daher ist diese Maßnahme nach dem derzeitigen Kenntnisstand gerechtfertigt.“

 

Klar sei aber auch: „Wenn sich – etwa im Hinblick auf Omikronneue Erkenntnisse ergeben, werden wir den heutigen Beschluss auf den Prüfstand stellen. Spätestens in acht Wochen werden sich Bund und Länder noch einmal über die Regelung austauschen und sie dann an die neue Lagedynamik anpassen“, so Holetschek.

 

WDR-Wissenschaftsredaktion: Infektionsgefahr besteht auch nach Auffrischung

Nun meldete sich das Wissenschaftsmagazin „Quarks“ vom WDR zu Wort. Normalerweise folgt die Redaktion den Ausführungen von Karl Lauterbach und zeigte sich oft eher unkritisch gegenüber vielen Schutzmaßnahmen (womit sich die Journalistinnen und Journalisten mehrfach den Vorwurf des „Staatsfunks“ oder der „Regierungspropaganda“ einhandelten).

In diesem Fall aber distanziert sich die Redaktion von der Einschätzung Lauterbachs. In einem Facebook-Post bezeichnet sie die Testpflicht-Befreiung von geboosterten Menschen als „ganz schlechte Idee“.

Begründung: „Auch nach einer Booster-Impfung kann man sich infizieren. Die schnelle Ausbreitung von Omikron kann vermehrt auch Geboosterte treffen. Und je länger die Booster-Impfung her ist, desto größer wird das Risiko.“

Die Redaktion empfiehlt daher: „Keine Lockerungen für Geboosterte; Kontakte weiter reduzieren und Testkapazitäten nutzen.“

 

Was machen wir also mit diesen widersprüchlichen Infos?

Am besten so weiter wie bisher: Auch wer sich hat impfen lassen, sollte vorsichtig und wachsam bleiben. Und möglichst nicht übermütig werden. Testen ist weiterhin ratsam – so lange es vernünftig gemacht wird.

 

Bericht: Achim Kaemmerer

Foto: G.Altmann/A.Koch / Pixabay

 


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