"Das ist doch nicht mehr normal", aber: "Wir müssen weitermachen!"

Wie geht es den Gastronomen? Wir haben einmal rumgefragt…

Das war ganz schön bitter: Wie viele andere Unternehmer wurden die Gastronomen im März von der Regierung dazu gezwungen, ihre Restaurants, Bistros und Lokale zu schließen. Wegen Corona. Natürlich: Gesundheit geht immer vor. Doch die finanziellen Folgen sind natürlich verheerend.

Vor knapp einem Monat durften die Gaststätten wieder öffnen – aber mit Einschränkungen. So gibt es weniger Plätze, die Gäste müssen sich registrieren, das Personal trägt Mundschutz – nicht wirklich attraktive Bedingungen für ein gemütliches Essengehen.

 

Wie haben sich die Gastronomen mit der schwierigen Situation arrangiert?

Wir haben einige Wirtinnen und Wirte aus Hilden, Haan und Langenfeld befragt.

 

Hier einige Stimmungsbilder (anonym).

 

Eine Gastronomin hat in ihrem relativ großen Saal kein Problem damit, die Tische mit Abstand aufzustellen. Aber das bedeutet natürlich: weniger Gäste, weniger Umsatz. „Zum Glück habe ich eine große Terrasse“, sagt sie. „Und die Gäste gehen natürlich jetzt lieber nach draußen.“ Trotzdem: Was ist bei schlechterem Wetter?

Außerdem hat sie einen Gesellschaftsraum und eine Kegelbahn. Beides darf sie nicht für Gruppen freigeben. „Ich verstehe nicht, warum ich die Kegelbahn nicht öffnen darf. So viele andere Sportarten sind doch jetzt wieder erlaubt. Warum nicht das Kegeln?“

Und größere Feiern wie Hochzeiten oder Geburtstage waren für sie eine der Haupteinnahmequellen. Das ist ihr komplett weggebrochen.

„Wer weiß, wie das weiter geht? Was ist im Herbst? Was ist mit den Weihnachtsfeiern?“, so besorgt schaut sie in die Zukunft. „Das ist doch nicht mehr normal!“

Immerhin: Da sie Eigentümerin ist, muss sie keine Miete zahlen. Und ihr Personal besteht größtenteils aus Familie. „Ich denke da an viele Kollegen, bei denen es anders ist“, sagt die Gastwirtin. „Wir können nur hoffen, dass bald weitere Lockerungen kommen und es besser wird.“

 

Auch der Betreiber eines Burgerladens fühlte sich überrumpelt von den Schutzmaßnahmen: „Holterdiepolter musste ich meinen Betrieb einstellen. Dann kamen die Lockerungen. Aber die Auflagen bereiten uns große Probleme.“ Und die gelten auch für die Gäste: „Dabei müssen wir immer darauf achten, dass die Menschen einen Mundschutz tragen. Viele machen es nicht. Und dann müssen wir sie erst einmal auffordern.“

Schaut er in die größeren Nachbarstädte, dann wundert sich der Gastronom: „In den Restaurants in Düsseldorf sitzen die Gäste Schoß an Schoß. Aber in unseren Kleinstädten wird stärker auf die Schutzmaßnahmen geachtet. Ständig ist das Ordnungsamt bei uns.“

 

„Für uns sind die besten Monate ohnehin schon vorbei“, sagt der Betreiber einer Eisdiele. Denn die „besten Monate“, also mit dem meisten Umsatz, sind für ihn der März und April. Und genau da war Lockdown. „Wir arbeiten normalerweise mehr im Sommer, damit wir Reserven für den Winter haben“, erklärt der Wirt. Das hat sich alles verschoben. „Es wird ein schwieriges Jahr.“

Die Gäste wollen nicht so gerne drinnen sitzen – allein schon wegen der Registrierung. Und draußen gibt es weniger Plätze.

Das Eis zum Mitnehmen wird gerne angenommen. „Aber viele Gäste haben trotzdem Angst und sind gehemmt.“

 

Das bestätigt auch der Betreiber eines gehobenen italienischen Restaurants: „Wir haben eine große Terrasse, aber es kommen einfach weniger Gäste.“ Das könnte auch daran liegen, dass die Menschen wieder Mini-Urlaube machen dürfen und daher raus aus der Stadt wollen.

Doch Angst ist für einen Unternehmer kein guter Ratgeber: „Wir versuchen, einfach weiter zu machen. Trauern hilft nicht. Ich bin von Natur aus ein fröhlicher Mensch. Wichtig ist, dass wir weiterhin präsent sind.“

 

So gibt es also auch Restaurant-Inhaber, die ein wenig Zuversicht sehen. „Es läuft inzwischen etwas besser als vor ein oder zwei Wochen“, sagt ein Koch für „anspruchsvollere Küche“. Seine Gäste wollen offenbar ein kleines Erlebnis haben – und das bekommen sie bei der besonderen Speisekarte.

„Mit den Auflagen kommen wir auch ganz gut zurecht. Mit dem Ordnungsamt haben wir alles geklärt. Und die Gäste akzeptieren die Regeln“, erklärt der Gastronom.

Dennoch macht sich der Umsatz-Rückgang natürlich bemerkbar. „Und die Atmosphäre ist einfach anders als früher. Die Geräuschkulisse fehlt. Und da das Personal einen Mundschutz trägt, gibt es weniger Konversation. Es ist irgendwie steril.“

  

Text: A.Kaemmerer
Foto: Alexandra Koch/Pixabay