IT-Panne bei Abiprüfungen in NRW: Ministerin zieht Konsequenzen

08.06.2023

Vertrag mit Dienstleister nicht verlängert, Schwachstellen beseitigen – Opposition bohrt weiter

Eine IT-Panne bei einer Abiprüfung in NRW im Frühjahr 2023 hat für Ärger und Wirbel gesorgt (wir haben berichtet).
Nun hat Schulministerin Dorothee Feller Konsequenzen gezogen. Im Schulausschuss des Landes erklärte sie:

Die Prüfungsaufgaben für das Abitur stehen den Schulen in Nordrhein-Westfalen künftig zwei Tage früher zum Download bereit. Ab dem nächsten Schuljahr werden die Dateien mit drei Tagen Vorlauf heruntergeladen und nicht mehr wie bislang erst am Tag vor den Prüfungen.

 

Für die Sicherheit wird ein weiteres Entschlüsselungsverfahren eingesetzt, ohne dass sich dadurch in den Abläufen für die Schulen viel ändert.

 

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Die Panne wurde offenkundig beim externen Dienstleister ausgelöst. Der Vertrag läuft im Sommer aus und wird nicht verlängert.
Das technische Verfahren zur Bereitstellung der zentralen Prüfungsaufgaben wird neu ausgeschrieben.

 

„Darüber hinaus muss das System höhere Lastspitzen und deutlich mehr parallele Nutzerzugriffe technisch sicher abbilden können und zuvor umfangreich getestet werden“, fordert Feller vom neuen Anbieter. Deshalb wird es künftig vor jedem Prüfungsverfahren einen Volllasttest geben.“

 

Die Agentur Ernst & Young hat eine IT-Schwachstellenanalyse bei der Qualitäts- und Unterstützungsagentur – Landesinstitut für Schule (QUA-LiS) durchgeführt. „Zurzeit laufen die Vorbereitungen, die aufgrund der bekanntgewordenen Schwachstellen deaktivierten Systeme wieder in Betrieb zu nehmen“, so Feller.

Damit nach Möglichkeit „erst gar keine Schwachstellen in der IT-Infrastruktur entstehen, werden wir weitere Vorkehrungen treffen, um die IT-Sicherheit in der QUA-LiS zu stärken.“
Hierzu wird im Schulministerium ein Kompetenzzentrum eingerichtet.

Mehr Details gibt es hier

WDR-Bericht: Probleme seien bereits vorher bekannt gewesen

Der Opposition genügt das nicht – zumal der WDR über mehrere Schreiben des Landesinstituts QUA-LiS an das Ministerium berichtet hatte, das das Ministerium bereits im Vorfeld über „IT-Schwachstellen“ informiert haben soll. Es soll Monate vor den Prüfungen um „Hilfe“ gebeten haben, das Schulministerium soll dies aber nicht als „akute Problemanzeige“ betrachtet haben.


So heißt es nun in einem Bericht des WDR zum Schulausschuss: „Für Dilek Engin (SPD) sind die Schreiben der QUA-LiS ‚ganz klar ein eindeutiger Hilferuf‘. Und für Franziska Müller-Rech (FDP) wirft die Tatsache, dass Feller nicht über die Schreiben informiert wurde, grundsätzliche Fragen zur Kommunikation im Ministerium auf. Scharf und voller Vorwürfe war der Schlagabtausch zwischen Opposition und Schulministerium: Die Sozialdemokratin Engin beklagte mangelnde Transparenz und Information der Abgeordneten durch die Ministerin: ‚Wir sind fassungslos, entweder haben Sie uns komplett belogen oder Sie haben Ihr Haus nicht im Griff.‘ Feller konterte, zu lügen weise sie ‚entschieden zurück, das geht zu weit‘.“

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Foto: JanBaby/Pixabay

 


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